Schnee an der Riviera
zugeknöpft. Ich war sicher, dass sie etwas miteinander hatten, auch wenn er das immer bestritten hat. Mehr weiß ich nicht, ehrlich.«
»Die Informationen, die wir aus Verona bekommen haben, werden nicht ohne Folgen für Sie bleiben, darüber sind Sie sich hoffentlich im Klaren. Vielleicht wäre da etwas Entgegenkommen ganz hilfreich ...«
»Ihr Polizisten seid doch alle gleich, ihr packt einen bei den Eiern und lasst nicht mehr los. Warum sprechen Sie nicht mal mit ...«
»Mit?«, entfuhr es Nelly und Gerolamo unisono. Aldo erdolchte Nino fast mit seinen Blicken, der biss sich auf die Lippen.
»Mit Commissario Alfonso Santangelo«, stotterte Nino.
»Also gut, dann hören wir mal, was Santangelo dazu zu sagen hat«, sagte Nelly frostig.
Die beiden schienen zu Stein erstarrt. Gerolamo ebenso.
»Du weißt, wir haben unsere eigenen Methoden, Nelly. Ja, ich habe sie gedeckt, mein Büro. Die beiden Herren hier«, in seiner Stimme schwang Ironie mit, »sind Informanten von uns.«
Santangelo saß entspannt in Nellys Büro, die langen Beine übereinandergeschlagen und wie immer einen Zigarillo rauchend. Seine Augen wie immer undurchschaubar, seine Art wie immer jovial. Aldo und Nino kauerten auf ihren Stühlen. Sie wagten kaum zu atmen. Man sah, dass sie eine Heidenangst vor ihm hatten.
»Wir mussten Ihren Namen nennen, Dottor Santangelo, sonst hätten die uns die Lizenz entzogen ...«
»Schon gut, Jungs, kein Problem. Ich regele das mit den Kollegen.«
Santangelo klang versöhnlich, für ihn ging es um eine unbedeutende Bagatelle, so schien es.
Die beiden unterschrieben ihre jeweilige Zeugenaussage und erhoben sich, um zu gehen. Nelly hätte in diesem Augenblick um nichts in der Welt in Ninos Haut stecken wollen. Sein Partner schien jeden Moment zu explodieren.
»Ihr könnt mit einem Besuch der Drogenfahndung rechnen, in naher Zukunft. Wir werden euch von nun an im Auge behalten. Als Informanten seid ihr jedenfalls nichts mehr wert. Wenn ich merke, dass ihr ein doppeltes Spiel treibt ... Sag mal, Nino, wo beschaffst du dir in letzter Zeit deinen Stoff, seit deine Lieferanten sterben wie die Fliegen?«
Santangelos Stimme, die hinter ihnen herschallte, war plötzlich drohend, höhnisch geworden.
Der Mann drehte sich um, es schien ihm nicht sehr gut zu gehen.
»Bei irgendwelchen Marokkanern, die ich nicht kenne, mal hier, mal da. Aber ich plane eine Entziehungskur, ich will aussteigen, Commissario.«
»Ach ja? Herzlichen Glückwunsch. Wir sehen uns bald wieder. Vielleicht fallen dir in der Zwischenzeit ein paar Dinge ein, die ihr mir besser früher gesagt hättet«, schloss Santangelo andeutungsvoll.
Die beiden verschwanden. Nelly und Gerolamo sahen sich an. Dann wandte sich Nelly mit ernster Miene an Santangelo:
»Alfonso, warum hast du mir nichts über die zwei gesagt, als ich dich nach dem Anatra azzurra gefragt habe? Dass sie Informanten sind, meine ich. Oder sind es private Informanten deiner Leute?«
Santangelo rückte ein klein wenig nervös auf seinem Stuhl herum. Gerolamo ließ ihn keine Sekunde aus den Augen.
»Ich dachte, es sei nicht so wichtig. Wir halten sie uns warm, damit sie uns was über die verschiedenen Drogenringe der Stadt erzählen, nichts Großes bisher. Wenn wir herumerzählen, was sie tun, fliegt ihre Deckung auf, und dann Gute Nacht. Du weißt ja, wie das läuft.«
»Eine Kollegin darüber zu informieren, die in einem Mordfall ermittelt, sogar in mehreren Mordfällen, heißt doch nicht, etwas über deine kostbaren Informanten herumzuerzählen«, erwiderte Nelly wütend.
»Scheiße, was soll das, bin ich jetzt der Kriminelle? Komm schon, mach nicht so einen Wind, ihr habt doch auch eure Geheimnisse vor den Kollegen, euer Chip da, was für ein Zufall, der berühmte codierte Mikrochip, von dem hast du mir doch auch nichts gesagt, oder, Nelly? Dabei könnte er meine Leute direkt betreffen. Nein, hier erfährt man die Sachen auf merkwürdigen Wegen. Die zwei da sind nur arme Schweine, aber wenn du möchtest, werde ich sie ordentlich in die Mangel nehmen, und wenn sie etwas über deine Sache wissen, werden sie es ausspucken, darauf kannst du dich verlassen. Und spiel nicht immer die Streberin, arbeite lieber mal mit dem hier anwesenden Kollegen zusammen. Okay? Bis dann, Nelly.«
Und Santangelo legte einen bühnenreifen Abgang hin, ganz der Gekränkte. Nelly und Gerolamo sahen sich schweigend an. Dann sagte sie:
»Das wird noch ein Nachspiel haben.«
»Das muss ein Nachspiel
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