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Schnee an der Riviera

Schnee an der Riviera

Titel: Schnee an der Riviera Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rosa Cerrato
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Eleganz in Person. Sie grüßte Nelly, als träfen sie sich jeden Tag zum Fünfuhrtee.
    »Ciao, Nelly. Schreckliche Sache, was? Wie geht’s Mau?«
    »Wo bist du gewesen?«
    Federica konnte ihre Stimme nur mühsam im Zaum halten.
    »Bei Miriam, das weißt du doch.«
    »Ihre Großmutter hat gesagt, du seist nicht dort gewesen.«
    »Die verkalkte Alte?« Monica machte eine wegwerfende Handbewegung. »Sie hat Alzheimer, wusstest du das nicht? Woher soll die bitte wissen, wer ich bin? Die blickt doch noch nicht mal, wer sie selbst ist!«
    Die Farbe kehrte in Federicas Wangen zurück.
    »Die hat ihre Tochter absolut nicht im Griff«, dachte Nelly. »Federica mag viele Macken haben, aber sie ist grundehrlich, außerstande zu lügen. Und ihre Tochter führt sie nach Strich und Faden an der Nase herum.«
    »Ich freue mich, dich zu sehen, Monica«, sagte sie hingegen laut. »Ich wollte von dir ein bisschen was über eure Klasse wissen.«
    Monica setzte sich auf das cremefarbene Ledersofa und zupfte ihren Rock zurecht.
    »Schieß los.«
    Früher, als die Kinder um die acht, neun Jahre alt gewesen waren, hatte Monica Nelly regelrecht angehimmelt. Aus irgendeinem unerfindlichen Grund war sie die Mutter gewesen, die Monica sich gewünscht hatte. Sie war gerne bei ihnen, was die eifersüchtige Federica Pittaluga, die sich die proletarischen Tendenzen ihrer Tochter nicht erklären konnte, zutiefst irritierte.
    »Kennst du Habib gut?«
    »Habib? Den kennt doch die ganze Schule. Der ist eine arme Sau.«
    »Was verstehst du unter ›arme Sau‹?«
    »Er ist von der Schule geflogen, und entweder pennt er ein oder ist oberaufgekratzt, weil er Drogen nimmt; der ist einfach völlig neben der Spur, der Arme.«
    »Warst du nicht mit ihm zusammen?«
    Ihre hellgrünen Augen wurden starr und feindselig. Jegliche Freundlichkeit wich aus ihrer Stimme.
    »Wer behauptet denn so eine Scheiße?«
    Die Mutter lief rot an. »Aber wie redest du denn?«, rief sie empört.
    Monica beachtete sie nicht. Dann sagte sie nach einer kurzen Pause:
    »Das ist alles nur Eifersucht, verstehst du? Die Jungs machen mir halt den Hof, und Habib hat’s natürlich auch versucht, er hat mir den Rucksack getragen und mich ein paar Mal zu einer Pizza auf die Hand in Portello eingeladen, das ist alles. Vielleicht haben die Hausmeister uns zusammen gesehen, das sind solche Klatschmäuler ... aber ich fand den nie toll. Ich steh nicht so auf Kanaken.«
    Ihre Stimme klang ehrlich, vollkommen sicher. Ihre Mutter war überglücklich und erleichtert. Es kam ihr nicht im Entferntesten in den Sinn, dass ihre Tochter lügen könnte.
    »Und was kannst du mir über Franci sagen?«, bohrte Nelly, alles andere als überzeugt, weiter.
    »Der arme, arme Franci. Ich kann’s echt nicht fassen, dass er tot ist. Der Netteste von allen. Und Mau leidet bestimmt wie ein Hund ...«
    Ihre Stimme zitterte. Wieder klang sie ehrlich. Nelly fragte sich, ob sie dem Mädchen vielleicht unrecht tat und ihr Eigenschaften andichtete, zu denen sie das Ahninnenporträt und die unerträgliche Arroganz und das geheuchelte Understatement der Pittalugas und Konsorten inspiriert hatten.
    »Wann ist die Beerdigung?«, fragte Monica.
    Ihre Stimme wurde noch leiser, und ihre Augen füllten sich mit Tränen, die sie beherrscht zurückhielt.
    »Zuerst müssen die Untersuchungen abgeschlossen sein.«
    »Ah ja ... aber es war dieser Polizist, oder? Der, der sich umgebracht hat?«
    »Wieso, wer hätte es denn sonst noch sein können?«
    »Ich meine ja nur ... Was für eine schlimme Geschichte, hoffentlich ist das bald vorbei. Trotzdem, nichts wird jemals wieder sein wie vorher.«
    »Nein, vor allem für die Bagnascos nicht. Was hast du denn gestern gesehen?«
    »Die Galli hat gesagt, wir sollen sitzen bleiben, die Polizei würde gleich zu einer Durchsuchung kommen. Da ist Franci zu mir gekommen und hat gesagt: ›Scheiße, Moni, ich muss hier unbedingt raus, ich hab ein bisschen Stoff dabei, wenn die den finden, bin ich geliefert.‹
    Ich hab gemeint: ›Bist du irre? Und was willst du machen, wenn du draußen bist? Die schnallen doch sofort, dass du was zu verbergen hast. Was ist es denn? Ich wette, Gras.‹ Aber er hat angefangen zu zittern, ist zu seinem Platz zurück, hat was aus seinem Rucksack geholt und hat gefragt, ob er mal rausgehen darf. Die Galli hat ihm gesagt, er soll warten, jetzt könne er nicht raus, er ist trotzdem zur Tür gegangen, die Galli hat sich instinktiv davorgestellt, um ihm den Weg zu

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