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Schnee an der Riviera

Schnee an der Riviera

Titel: Schnee an der Riviera Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rosa Cerrato
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Zimmer. Sie wirkte gehetzt.
    »Die Welt der Drogen ist gefährlich. Sie haben selbst gesagt, er hätte verstört gewirkt. Wenn Sie etwas wissen, sollten Sie es uns sagen. Nur dann können wir Sie gegebenenfalls schützen.«
    »Dass er verstört war, hab ich nicht gesagt, nur merkwürdig. Schützen ... glauben Sie wirklich, Sie könnten mich schützen? Ich habe eine kleine Tochter, Commissario. Ich bin allein. Nur Habib kann uns schützen. Aber jetzt muss ich zum Kindergarten, Hadija abholen. Wenn Sie mich bitte entschuldigen ...«
    »Sollten wir etwas von Ihrem Sohn hören, lasse ich es Sie wissen, und Sie tun bitte das Gleiche, Signora. Das hier ist meine Handynummer und das hier meine direkte Durchwahl im Präsidium. Sollten Sie es sich doch noch anders überlegen, rufen Sie uns bitte an. Falls Habib in Schwierigkeiten steckt oder ihn jemand bedroht, könnte das auch für Sie und die Kleine gefährlich werden.«
    Die Frau griff nach der Visitenkarte und schloss eilig die Tür hinter ihnen.
    »Da ist was faul«, meinte Privitera, und man musste kein Genie sein, um darauf zu kommen.
    Es war Mittagszeit, und die beiden setzten sich in ein Selbstbedienungsrestaurant hinter der Piazza San Matteo. Eigentlich hatte sich Nelly vorgenommen, nur einen kleinen Salat zu essen, doch stattdessen verdrückte sie einen riesigen Teller Trenette mit Pesto. Privitera nahm eine Lasagne al Forno und frittierte Sardellen.
    »Dottor Auteri lässt einfach nicht locker. Er will wissen, wie die Ermittlungen vorangehen; dass er nicht hier bei uns sein kann, macht ihn schier verrückt. Zwei Mal hat er mich angerufen«, sagte Gerolamo zwischen zwei Sardinen. Er aß bedächtig, genoss jeden Bissen. Ganz anders als Nelly, die ihre Trenette, fast ohne zu kauen, hinunterschlang. Sie schmeckten trotzdem hervorragend.
    »Er wird sich gedulden müssen. Und du, was hältst du von der Sache?«, konnte sie sich nicht verkneifen zu fragen. Sie hatte die Zurückhaltung, die ihr Assistent bei diesem ihr so wichtigen Fall an den Tag legte, satt.
    »Das ergibt alles keinen Sinn. Entweder ist es der beschissenste Unfall, den man sich vorstellen kann, oder nicht.«
    Mit seinen sibyllinischen Antworten konnte Privitera sie auf die Palme bringen.
    »Entweder es regnet oder die Sonne scheint«, entgegnete sie gnatzig.
    »Richtig.«
    »Und die Joints? Wo ist dieses beschissene Hasch geblieben? Und wenn es gar nicht da war, warum ist das dann alles passiert? Der blanke Irrsinn. Tust du mir einen Gefallen, Gerolamo? Kümmerst du dich um Habibs Mutter? Es ist ja wohl offensichtlich, dass die mehr weiß, als sie zugibt. Sie war total verschreckt und voller Angst um ihren Sohn. Aber ich hatte den Eindruck, da steckt noch mehr dahinter als seine Abwesenheit. Vielleicht hat jemand sie bedroht. Ich möchte, dass die Wohnung unauffällig überwacht wird. Ich will wissen, wer kommt und geht und ob der Junge wirklich verschwunden ist oder sich irgendwo in der Nähe versteckt und sich früher oder später mit der Mutter in Verbindung setzt. Oder ob jemand sie aufsucht.«
    »Die Frau hat mich gesehen, Commissario. Das sollte besser ein anderer machen. Nicola zum Beispiel.«
    »In Ordnung. Kümmere du dich darum, sobald du wieder im Präsidium bist. Ich fahre zu den Pittalugas.«
    Gerolamo sah sie mit seinen schrecklich bohrenden dunklen Augen an und senkte dann wortlos den Blick. Nach dem Espresso verabschiedeten sie sich, und Nelly machte sich auf den Weg nach Portello, um von dort den Aufzug nach Castelletto zu nehmen.
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    1 (siz.) Frauen

ZWEITER TAG
Nachmittag
     
    Nelly war schon einmal in der Villa der Pittalugas gewesen, als sie Mau in der Mittelschule einmal zu einer Geburtstagsparty von Monica gebracht hatte. Das Anwesen war noch schöner, als sie es in Erinnerung hatte. Es lag oben auf dem Hügel und war von einer hohen Mauer umgeben, die den Blick von der Straße in den herrlichen, makellos gepflegten Garten verwehrte. Hohe Bäume, grüne Beete, Rosensträucher, Jasmin, Bougainvilleen, Zitronen, Agaven und üppig blühende Glyzinien. Ein wahres Paradies. Doch vielleicht lauerte auch hier die unvermeidliche Schlange.
    Das philippinische Dienstmädchen, das ihr mit reglosem Gesicht das Tor geöffnet hatte, führte sie durch die große Glastür, die auf den Garten hinausging, ins Haus. Angetan blickte Nelly sich in den herrschaftlichen Räumen um, auch wenn die antiken Möbel, die Wandteppiche und das ganze prunkvolle Silber nicht ganz nach ihrem Geschmack waren. Ihr

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