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Schnee an der Riviera

Schnee an der Riviera

Titel: Schnee an der Riviera Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rosa Cerrato
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abwechseln sollte? Wo waren die? Die sollten ihr Tag und Nacht auf den Fersen bleiben!«
    »Das waren sie auch. Gestern Abend ist sie ordnungsgemäß wieder nach Hause gekommen, begleitet von diesem Fahrer, oder was immer der ist, ein ehemaliger Boxer, Matteo Albini, und Lombardo hat sich mit seinem Wagen nur wenige Meter vom Tor entfernt vor der Villa postiert. Er schwört, dass er nicht eingeschlafen ist. Heute Morgen war das Bett unberührt und sie war verschwunden. Die Mutter hat es sofort bemerkt, weil sie heute früh irgendwohin mussten, und als sie sie wecken wollte ... puff! Angesichts der jüngsten Ereignisse hat die Mutter sich zu Tode erschreckt und uns umgehend kontaktiert.«
    »Ich komme sofort. Wo bist du?«
    »Auf dem Weg nach Castelletto.«
    »Wir sehen uns dort.«
    Carlo hatte an seinem Kaffee genippt und ihr aufmerksam zugehört. Er war nicht der Typ Mann, der sich leicht aus der Fassung bringen ließ.
    »Arbeit?«, kommentierte er das jähe Ende dieses perfekten Augenblicks.
    »Genau. Ich erklär’s dir später.«
    »Ich bin jetzt eine Weile in der Stadt. Anfang des kommenden Monats laufen wir wieder aus. Ich fahre zu mir, um ein paar Sachen zu erledigen. Wir sprechen uns später.«
    Nelly war bereits angezogen, küsste ihn hastig und stürzte hinaus. Er zündete sich eine Zigarette an, setzte sich mit Minni auf den Knien auf die Terrasse und sah auf das Meer hinaus, das sich wie ein kobaltblauer Spiegel unter ihm auftat. Es war seltsam, ausnahmsweise einmal nicht davon umgeben zu sein. Und verdammt entspannend.
    Doch wieso musste das Leben, egal, ob hier oder dort, immer so verflixt kompliziert sein.
     
    Wie immer zeigte die Philippinin am Tor keinerlei Gefühlsregung. Starr stand sie da und wartete auf die Polizei. Offenbar hatte sie strikte Anweisungen erhalten. Mit fliegenden Fahnen kreuzte Nelly auf dem kleinen Vorplatz auf und erblickte sofort Gerolamo, der neben dem Tor an der Mauer lehnte. Lombardo war ebenfalls dort und sah aus wie ein begossener Pudel. Die zwei nickten grüßend, und zusammen betraten sie den Park der Villa. Der Garten erschien wie versteinert, als stünde er unter einem Bann – oder lag es an Nellys Gemütsverfassung, dass die pulsierende Schönheit des Frühlings vollkommen leblos wirkte? Plötzlich war diese Schönheit bleiern und starr, unwirklich, wie die bedrohliche Kulisse eines Albtraumes.
    Die Hunde gingen ihnen mit eingezogenem Schwanz aus dem Weg, als stünden auch sie unter dem bösen Zauber, und gefolgt von Lombardo stiegen Nelly und Gerolamo eilig die Treppe zum Haupteingang hinauf.
    »Die Signora ist im Salon. Der Signore ebenfalls. Bitte«, sagte die Philippinin. Federica saß auf dem hellen Ledersofa und war blass wie das Leder selbst. Sie trug ein graues Kaschmirtwinset, einen schwarzen Rock und die unvermeidliche Perlenkette um den Hals. Sie war völlig ungeschminkt, und ein unkontrolliertes Zucken umspielte ihren Mund. Mit gerunzelter Stirn starrte sie Nelly an, als sähe sie sie zum ersten Mal.
    »Wir haben nicht nach dir gefragt«, zischte sie.
    Ihr Mann stand nickend hinter ihr und sah Nelly halb feindselig, halb flehentlich an.
    »Was ist mit unserer Tochter passiert? Wie kann sie denn einfach so verschwinden?«
    Ohne auf Federicas Fragen einzugehen, sagte Nelly:
    »Wann habt ihr sie zum letzten Mal gesehen?«
    »Gestern Abend nach dem Abendessen. Ich bin zu ihr gegangen, um sie daran zu erinnern, dass wir heute, da die Schule noch geschlossen ist, einen Termin im Schönheitssalon haben. Sie war schon im Nachthemd; sie hat mich angelächelt und gesagt ... und gesagt: ›Na, dann bin ich wohl eine Gefangene unter ständiger Beobachtung.‹ Dann hat sie mich auf die Wange geküsst und ist in ihrem Zimmer verschwunden.«
    Federicas Stimme zitterte beängstigend. Nelly wandte sich an Gianandrea.
    »Dottore, haben Sie eine Ahnung, was Monica mit dieser Bemerkung gemeint haben könnte?«
    »Nach unserer gestrigen Unterredung hielt ich es für angebracht, meine Tochter stärker zu bewachen und zu beaufsichtigen. Ich habe meinen Vertrauensmann Albini beauftragt, sie bei Miriam abzuholen, sie überall hinzubringen und zu einer angemessenen Zeit wieder zu Hause abzuliefern. Und das hat er getan.«
    »Wie hat Monica auf diese Neuigkeit reagiert? Soweit ich weiß, war sie es nicht gewohnt, kontrolliert zu werden.«
    »Sie erschien mir nicht sonderlich überrascht. Ich habe ihr gesagt, es sei zu ihrer Sicherheit. Sie hat gelächelt. Ein eigenartiges

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