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Schneebraut

Schneebraut

Titel: Schneebraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ragnar Jónasson
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Augenbraue.
    »Mach dir keine Hoffnungen, Meister. Kalli wird niemals schuldig gesprochen dafür – da bin ich mir ganz sicher. Aber wir werden auch seine Eltern dazu vernehmen lassen, sie leben noch immer in Dänemark. Dann wollen wir schauen, wohin uns das führt … Falls deine Theorie stimmt, dann sind sie von hier weggezogen, weil sie ihn schützen wollten; ich bezweifle, dass sie ihn daraus herausreden können.«
    »Ich werde zumindest mein Bestes tun, um ihn hinter Gitter zu bringen.«
    »Leider, Meister … Du wirst bei diesen Ermittlungen nicht dabei sein, nicht mit einer Anklage jedenfalls. Wir haben diese Sache an den Generalstaatsanwalt überwiesen … aber sei unbesorgt. Ich bin mir sicher, dass die Klage fallengelassen wird, sobald sie den Fall genauer betrachtet haben. Der Mann war mit einem Messer bewaffnet …«
    Ari hatte darüber noch gar nicht nachgedacht. Er war fest entschlossen gewesen, seine Fehler wiedergutzumachen, indem er sich jetzt bei den Ermittlungen heftig ins Zeug gelegt hätte. Er schwieg, niedergeschlagen und enttäuscht von sich selbst.
    »Aber das war dumm von dir … unglaublich dumm«, sagte Tómas. »Wir werden vielleicht wieder darauf zurückkommen müssen, das werden wir dann sehen … Hoffentlich wird es schiefgehen. Wenn ich mich richtig erinnere, muss ich dir auch ein neues Telefon leihen … wir brauchen dein Handy als Beweismaterial für die Anklage.«
    Ari nickte, konnte gewiss nicht viel mehr tun, als sich im Moment mit den Tatsachen zufriedenzugeben. Er ging in die Kaffeestube, wollte sich einen Tee kochen, drehte sich aber auf halbem Weg wieder um, ging zu Tómas und fragte eindringlich: »Und das Auto?«
    »Das Auto? Welches Auto?«
    »Kallis Geländewagen. Den er von dem Geld gekauft hat, das er Pálmis Mutter gestohlen hatte. Könnt ihr nicht abklären, ob er es mit Bargeld bezahlt hat?«
    Tómas kritzelte etwas auf ein Stück Papier.
    »Ich werde nachfragen, Meister.«
    ***
    Die Geschichte verbreitete sich schnell, nachdem eine Internet-Newsseite aus Reykjavík eine Schlagzeile zu diesem Fall veröffentlichte.
     
    Todesfall vor mehr als einem Vierteljahrhundert in Siglufjördur – gibt es jetzt einen Verdächtigen?
     
    All das stammte angeblich aus einer »sicheren Quelle«, und mehr noch, dass dieser besagte Mann auch unter Mordverdacht in einem ungeklärten Mordfall in Dänemark stand, und zu guter Letzt, dass seine Partnerin die Frau war, die man Wochen zuvor im Schnee liegend aufgefunden hatte, dem Tod näher als dem Leben.
    Hlynur hatte es dagegen in seinem Gespräch mit dem Journalisten nicht für eigens erwähnenswert befunden, dass dieser Fall nun als versuchter Selbstmord behandelt wurde.
    Hingegen war nichts über das Verhältnis zwischen Anna und Karl an die Medien gelangt. Der Grund dafür war simpel; Hlynur wollte die Unschuldigen so gut es ging schützen.
    ***
    Leifur beobachtete, wie Úlfur sich im alten Kinosaal auf die Bühne schleppte, dieses Mal galt dem Regisseur die ungeteilte Aufmerksamkeit aller Anwesenden.
    Leifur stand an der Wand nicht weit von der Bühne entfernt. Sein Blick schweifte über den Saal. Nína stand in der Tür, nicht weit von dem Ort, an dem Hrólfurs Leiche gefunden worden war. Das alles schien schon so lange her zu sein.
    Pálmi saß weiter vorne im Saal, Anna und Ugla etwas weiter hinten, wenn auch nicht nebeneinander. Pálmi sah niedergeschlagen, ja, müde aus.
    Dem jungen Polizeibeamten aus dem Süden war es gelungen, einen mehrere Jahrzehnte zurückliegenden Mordfall aufzuklären, von dem bisher niemand etwas gewusst hatte. Pálmis Mutter war der Lebensabend von einem gewissenlosen Mörder verkürzt worden, so schien es, obwohl man bisher noch keine hieb-und stichfesten Beweise hatte vorbringen können. Leifur selber bekam hingegen keine Antworten. Irgendjemand war frontal auf seinen Bruder gefahren – hatte das Leben der Familie zerstört. Auf gewisse Fragen gab es offensichtlich nie eine Antwort.
    Úlfur räusperte sich.
    »The show must go on.« Die Worte lagen in der Luft, passten aber nicht mehr länger. Anstelle dessen murmelte er etwas vor sich hin, schaute dann in den Saal und sagte: »Wir müssen auf diese Neuigkeiten reagieren …, was Kalli betrifft. Ich kann mir vorstellen, dass die wenigsten von euch Lust verspüren, in dieser Situation auf die Bühne zu treten, aber ich glaube, dass es uns allen guttun würde, das Stück dieses Wochenende aufzuführen. Ich … ich habe mit Leifur geredet. Er hat

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