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Schneeflockenbaum (epub)

Schneeflockenbaum (epub)

Titel: Schneeflockenbaum (epub) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marten t Hart
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zurückdenke, erinnere ich mich vor allem daran, dass mir die Dinge, die wir dort tun sollten, nicht gefielen. Die Tätigkeiten, zu denen man uns anhielt, hasste ich. Weil ich mich jedes Mal wieder zutiefst entrüstet weigerte, zu prickeln, zu malen, zu kleben, zu schneiden, kurzum: zu fröbeln, galt ich als arbeitsunwillig und musste in der Ecke stehen. Ich sehnte mich danach, Wassertierchen zu fangen und zu studieren. Doch solch extravagante Wünsche wurden im Programm des Kindergartens nicht berücksichtigt. Also rutschte ich eben auf den lächerlichen Stühlchen herum oder langweilte mich, bei gutem Wetter, im Sandkasten.
    Mein Kindergartenleiden wurde, jedenfalls während der ersten Monate, noch dadurch vergrößert, dass ich, wenn ich auf der Toilette gewesen war, um ein großes Geschäft zu erledigen, und eine halbe Stunde später wieder musste, mit drohendem Ton zu hören bekam: »Du bist doch gerade erst gewesen!«
    »Aber ich muss schon wieder.«
    »Du lügst. Das kann nicht sein.«
    »Wirklich, ich muss, ich ...
    Nach dem Verbot versuchte ich verzweifelt, das Unabwendbare aufzuhalten. Meistens gelang mir das nicht, sodass ich penetrant riechend auf dem Kinderstuhl hockte. Mit etwas Glück saß ich, wenn es passierte, im Sandkasten. An der frischen Luft konnten sich die anderen Kindergartenopfer aus dem Staub machen. In null Komma nichts hatte ich dann den Sandkasten für mich allein. Alles, was eifrig mit Schäufelchen zugange war, flüchtete panisch vor dem Gestank. Der Einzige, der nie weglief, egal, wie unerträglich ich stank, war Jouri. Fröhlich arbeitete er neben mir auf seinem friedlichen Spinnenfriedhof.
    War mir das Malheur drinnen passiert, konnten meine Schicksalsgenossen natürlich nicht so leicht das Weite suchen. So saßen sie anschließend da und ächzten und stöhnten. Die etwas Hartgesotteneren hielten sich übertrieben die Nase zu, während die etwas Feinfühligeren – ich will nicht den Eindruck erwecken, sexistisch zu sein, aber um der Wahrheit Genüge zu tun, muss ich sagen, es waren meistens die Mädchen – oft in Tränen ausbrachen. Man sollte annehmen, den Erzieherinnen hätte bereits nach wenigen Tagen klar sein müssen, dass man ihnen ein Bürschchen mit dauerhaft intensiver Verdauung aufgehalst hatte. Aber das war ganz und gar nicht der Fall. Es schien fast, als wollte es ihnen einfach nicht in den Kopf, dass es auch beim Stuhlgang große Abweichungen von der Norm geben kann. Wenn man irgendwann am Tag die Erlaubnis bekommen hatte, ein großes Geschäft zu erledigen, dann war es nach Ansicht von Fräulein de Kwaaisteniet, und das Gleiche galt eine Klasse höher auch für Fräulein Fijnvandraad, offensichtlich undenkbar, dass man nach einer halben Stunde wieder musste. Und sie waren schon gar nicht in der Lage zu begreifen, dass man im Laufe des Tages noch mindestens zwei- oder dreimal das stille Örtchen aufsuchen musste. Folglich saß ich jedes Mal aufs Neue wie eine Raffinerie stinkend inmitten von schimpfenden Jungs und weinenden Mädchen.
    Der Einzige, der nie schimpfte und sich auch nie die Nase zuhielt, war Jouri. Unsere Freundschaft, unser Bund oder wie immer man unsere Beziehung nennen will, entspringt daher unter anderem meiner ungewöhnlichen Verdauung. Er war der Einzige, der es im Kindergarten und später in der Schule neben mir in der Bank aushielt. Denn selbst nachdem endlich bei den mit Lernschwierigkeiten geschlagenen Kindergartenerzieherinnen der Groschen gefallen war und sie wussten, dass man mir, wenn ich mich in höchster Not meldete, sofort freie Bahn zur Toilette geben musste, um zu verhindern, dass ich notgedrungen in die Hose machte, drängten oft zwischen den Toilettengängen, auch wenn ich krampfhaft die Pobacken zusammenpresste, lautstarke und in jedem Fall niederschmetternd stinkende Darmwinde nach draußen und sorgten immer wieder für immense Aufregung in allen Klassenzimmern, in denen ich verkehrte.
    Als ich zu Herrn Splunter in die Klasse kam und er zum ersten Mal mit solch einem Superfurz konfrontiert wurde, der sich wie eine explodierende Handgranate anhörte, übertönte er das Lachen, Heulen und Wüten meiner Klassenkameraden und brüllte: »Ich werde dir die Rippen blau färben!« Anschließend zerrte er mich aus der Bank, schleifte mich nach vorn und prügelte mit einem langen Lineal auf mich ein, wobei er, seltsamerweise, nicht meine Rippen, sondern meinen Hintern blau färbte. Daraufhin produzierte ich, vor Angst zitternd, einen Furz,

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