Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schneeflockenbaum (epub)

Schneeflockenbaum (epub)

Titel: Schneeflockenbaum (epub) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marten t Hart
Vom Netzwerk:
Rückenschwimmer mit einer silbernen Luftblase am Bauch vorbeipaddeln sieht. Steckte man früher einen Finger ins Wasser, wurde man sofort fürstlich von drei großen Rückenschwimmern gebissen. Darauf braucht man heute gar nicht mehr zu hoffen! Und so eine Wahnsinnswasserwanze oder so einen unglaublichen Wasserskorpion, den findet man überhaupt nicht mehr.«
    »Wenn wir im Garten meines Vaters und meiner Mutter waren, dann hast du auch die ganze Zeit nur in den Wassergraben gespäht.«
    »Ja, das war auch so ein phantastisches Biotop! Dort lebten sogar große Kolonien von Moostierchen unter der Balkenbrücke. Nicht, dass ich das damals gewusst hätte, aber mir war klar, dass ich etwas Besonderes in den Händen hielt, wenn ich so einen braungelben Klumpen Glibber aus dem Wasser holte.«
    »Ich bin froh, dass du dieses Zeugs zumindest nicht mit nach Hause gebracht hast. Was warst du doch nur für ein widerlich schmutziges Bürschchen! Ständig hast du dich am Hintern gekratzt und in der Nase gebohrt.«
    »Stimmt, und deshalb habt ihr meine rechte Hand in Petroleum gesteckt.«
    »Das hat aber nicht geholfen.«
    »Und darum habt ihr mir die rechte Hand auf den Rücken gebunden, sodass ich, obwohl ich doch Rechtshänder bin, seitdem mit der Linken in der Nase bohre.«
    »Womit ich das verdient habe, dass mein Ältester so ein schrecklicher Schmutzfink war? Von mir kannst du das nicht haben. Bei uns zu Hause waren alle sauber, frisch und ordentlich. In dieser Hinsicht war dein Bruder eine Erleichterung.«
    »Abgesehen davon, dass er immer aus dem Kohlenkasten naschte.«
    »Aber nur, als er fünf oder so war.«
    »Nein, nein, viel länger. Wenn ich an ihn zurückdenke, sehe ich diese schwarze Visage vor mir. Dann hatte er wieder ein schmackhaftes, glänzendes Stück Anthrazit aus dem Kohlenkasten gefischt, das er geduldig, als bewegte er ein Kaugummi zwischen seinen Milchzähnchen, zermalmte. Und weil er sein Gekaue mit den Händen unterstützte, wurde sein Gesicht immer schwärzer.«
    »Wir waren manchmal regelrecht verzweifelt, dein Vater und ich. Hat man so was schon mal gehört? Ein Kind, das ständig aus dem Kohlenkasten isst! Wenn man jemandem davon erzählte, stieß man auf Unglauben. Hilfe oder guten Rat konnte man also vergessen, denn damit konnte keiner dienen.«
    »Seine Hand in Petroleum stecken, wäre das nicht eine gute Idee gewesen?«
    »Pleuns Hand? Wenn man nicht aufpasste, hätte er mir nichts, dir nichts die Petroleumkanne leer getrunken.«
    »Na, dann hätte man ihm vielleicht die Hand auf den Rücken binden können. Bei mir bist du davor doch auch nicht zurückgeschreckt?«
    »Nein, aber dich konnte man wirklich mit nichts beeindrucken. Mit dir war nichts anzufangen, außer wenn es schneite, dann saßt du, solange Schneeflocken fielen, mucksmäuschenstill am Fenster. Was mich angeht, so hätte es damals, als du klein warst, jeden Tag schneien können, denn ansonsten warst du ein schrecklicher Lümmel. Manchmal hast du einfach so die Decke vom Tisch gezogen, mit allem, was darauf stand, und dann purzelte alles Porzellan auf den Boden, und der ganze Kladderadatsch lag in Scherben. Und welch einen Spaß du dann hattest! Du hast schallend gelacht, so wie du auch immer lachtest, wenn du in der Gärtnerei meines Vaters wieder einmal mit einem Holzschuh ein Huhn getroffen hattest. Heute tust du so, als wärest du immer schon der allergrößte Tierfreund gewesen, aber ich weiß es besser. Nichts bereitete dir mehr Freude, als die armen Hühner immer wieder mit Holzschuhen, Ästen und Steinen zu bewerfen. Und wenn du eines getroffen hattest und das bedauernswerte Tier sich den Schnabel wund gackerte, dann brülltest du vor Lachen. Wenn wir dich im Haus so lachen hörten, sagte mein Vater: ›Sapperlot, jetzt hat er schon wieder ein Huhn getroffen. Das kostet uns jedes Mal ein Ei.‹ Solchen Unsinn machte Pleun nicht. Und er spielte auch nicht so wie du an seinem Zipfel.«
    »Habe ich daran herumgespielt?«
    »Als ob du das nicht mehr wüsstest! Du warst kaum sieben, da hast du bereits wie wild daran herumgerieben. Schrecklich, schrecklich, ein so kleiner Kerl noch und doch schon ein so großer Sünder.«
    »Ach, ich hatte doch keine Ahnung, es fühlte sich an wie ein angenehmes Jucken, was war so schlimm daran?«
    »Ich war vollkommen ratlos. Ein Dreikäsehoch noch, und trotzdem spieltest du schon daran herum. Das musste man bei Pleun nicht befürchten, dein Bruder war als Kind viel artiger, wenn man mal von

Weitere Kostenlose Bücher