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Schneeflockenbaum (epub)

Schneeflockenbaum (epub)

Titel: Schneeflockenbaum (epub) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marten t Hart
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Luft und sagte: »Seltsam, nicht, der Mann sagte immer wieder: als solche.«
    »Es gibt auch Leute, die in jedem zweiten Satz ›weißt du‹ sagen oder alle naslang das Wort ›einfach‹ verwenden. Das sind als solche einfach nur Füllwörter, weißt du. Aber wie dem auch sei, was hast du Herrn Koevoet damals geantwortet?«
    »Ach ja, so hieß der Mistkerl, Koevoet, den Namen hatte ich vergessen, das kommt vor, wenn man alt wird. Oder habe ich vielleicht dieselbe Krankheit wie Siem?«
    »Allem Anschein nach nicht. Du weißt offenbar noch alles von früher. Mich wundert aber sehr, dass du das die ganze Zeit über für dich behalten hast.«
    »Dein Vater hat immer geredet, darum habe ich den Mund gehalten.«
    »Ach, das ist der Grund? Was hast du damals zu Koevoet gesagt?«
    »Dass ich schon des Öfteren mit unserem Hausarzt darüber gesprochen hätte und dass der mir geraten habe, dir möglichst stopfende Dinge zu geben, und dass dies kein bisschen geholfen habe, weil es für dich nichts Stopfendes gebe, und dass ich dir homöopathische Mittel verabreicht hätte ...
    »Cuprum D 3 und Apis D 4.«
    »Genau, und dass das auch nicht geholfen hätte und ich folglich auch ratlos sei und keine Lösung wisse, tja, und den Rest weißt du. Man hat dich daraufhin zusammen mit diesem Jouri möglichst weit weg von den anderen in eine Ecke gesetzt. Konntest du da deine Rechenaufgaben machen?«
    »Sehr oft haben wir das leider nicht getan, denn die Isolation gefiel Jouri und mir richtig gut. Wir hockten dort wunderbar ruhig im Besenschrank und wurden nicht mehr von Herrn Splunter belästigt, der einem den ganzen Tag über nur ›Wir treten zum Beten‹ auf den Brustkasten trommeln wollte.«
    »Herr Splinter!«
    »Sein Name war Splunter.«
    »Ja, ja, ich weiß, Herr Splinter, bei dem war Pleun auch in der Klasse. Splinter sagte immer: ›Zuerst so ein stinkender Lümmel und dann so ein liebes Kerlchen, wie ist es bloß möglich.‹ Aber was soll man machen, wenn man Söhne am Hals hat! Stell dir doch nur einmal vor, ich hätte gleich Siem geheiratet ... dann hätte ich sechs Töchter ... überleg mal ... ich hätte ein ganz anderes Leben gehabt ... und immer saubere Fenster und keinen Glibber und keinen Schlamm und keine Blutegel im Haus.«
    »Söhne fordern keine Teeservice zurück.«
    »Das nicht, aber du warst viel schlimmer, du hast alles in Scherben geworfen. Wenn Geertje mein Kind wäre, dann wäre sie nie auf den Gedanken gekommen, das Service zu verlangen. Aber gut, ich werde sie anrufen, sie kann es haben, ach, ach, es ist so wunderschönes Porzellan. Was ich dich noch fragen wollte: Hat es Jouri dort im Besenschrank nicht gestört, dass du so oft einen hast fahren lassen? Dein Vater und ich, wir haben uns nämlich oft angesehen, wenn wir wieder einmal in diesem unerträglichen Gestank saßen.«
    »Jouri sagte immer nur: ›Mich stört das nicht, eigentlich riecht es sogar gut, außer wenn du Erbsensuppe gegessen hast.‹«
    »Und wenn du bei Jouri zu Hause warst?«
    »Dort waren wir immer in der Werkstatt seines Vaters. Und da stank es nach Öl und Rost und all den Pinseln und Farben, mit denen er die Fahrräder emaillierte, und nach dem ranzigen Zeug, mit dem er die Solex-Teile einfettete; dort fiel es also gar nicht auf, wenn man einen Schirm aufspannte. Und wenn sie etwas hörten, dachten sie, ihr Hund Schorrie ...
    »Ach ja, stimmt, die hatten auch so einen dämlichen Köter.«
    »Dämlich? Schorrie war steinalt, aber noch ziemlich pfiffig und so lieb, ach, Hunde ... es gibt keine rührenderen Wesen als Hunde.«
    »Ich sehe das Vieh noch vor mir. Ein Ohr hing schlaff herab, während das andere aufrecht stand. Dein Vater sagte immer: ›Es sieht fast so aus, als würde er mit dem einen Ohr den Hitlergruß machen ...!‹ An dem Hund mit seinem Heilhitlerohr konnte man schon sehen, dass die Kerkmeesters Verräter ...
    »Ach ja, nun häng ruhig auch noch dem Hund an, dass er im Krieg ein Kollaborateur war.«
    Darauf erwiderte sie nichts, sondern fragte: »Und wie ist das heute eigentlich? Leidest du immer noch von morgens bis abends an der Scheißerei?«
    »Inzwischen weiß ich, was ich essen kann und wie ich es essen muss, um meine Verdauung einigermaßen zu regulieren. Vorsicht ist bei allen Obstsorten außer Bananen und bei Hülsenfrüchten geboten. Von Sojabohnen muss ich leider die Finger lassen, es sei denn, ich nehme zwölf Stunden später ein warmes Wannenbad und massiere meinen Anus ein wenig. Dann

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