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Schneeflockentanz (German Edition)

Schneeflockentanz (German Edition)

Titel: Schneeflockentanz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanna Julian
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Dieser lachte jedoch nur kehlig und erwiderte: „Hast du eigentlich eine Ahnung, was ich alles unternehmen musste, damit ich scheinbar so locker in deiner Gegenwart nackt sein konnte? Naja, du kannst dir wohl denken, was ich da im Bad alles getrieben hatte, um dich nicht unfreiwillig mit einem Steifen zu überraschen. Aber ich wollte dich trotzdem ein bisschen provozieren. Und ich glaubte auch, dass deine Blicke alles andere als gleichgültig waren. Aber mehr als Blicke habe ich nie bemerkt. Und dann ist es mir ja doch einmal passiert, dass ich in deiner Gegenwart hart wurde. Diese Sache mit dem Unfall war echt blöd. Als du mir die Hose ausgezogen hattest, hab ich mich so bemüht, mich auf die Schmerzen zu konzentrieren, aber es hat alles nichts geholfen. Ich dachte schon, es sei aus, als ich spürte, dass ich einen Ständer bekam. Ich hatte mir x Ausreden zurechtgelegt. Kann ja schließlich passieren. Aber dann war es so, als hättest du gar nichts gesehen. Das hat mich ziemlich verwirrt. Und ich gebe zu, dass ich dich auch belogen habe. Wir sind also quitt ... wenn wir auch beide ganz schön blöd waren.“
    Can dachte nach. Sie hatten sich beide wirklich so sehr bemüht, ihr Schwulsein zu verbergen, dass sie sich aufgeführt hatten, wie die Idioten. Dann bekannte er: „Ich hatte kurz vorher in deinem Rucksack einen Band von Maupins Stadtgeschichten entdeckt. Aber ich war mir nicht ganz sicher und ich wollte nicht noch mehr in deinen Sachen wühlen, deshalb hatte ich gedacht, ich hätte mich getäuscht. Genauso wie bei deiner eigentlich unübersehbaren Erektion. Schon verrückt, wie man sich Dinge ein- , aber auch ausreden kann.“ 
    Sie gingen eine Weile schweigend am Rheinufer entlang und hingen jeweils ihren Gedanken nach. Dann preschte Jo plötzlich spielerisch über die schneebedeckte Wiese, packte mit seinen Handschuhen eine Ladung Schnee und formte ihn zum Ball, bevor er diesen nach Can warf. Er hatte wohl woandershin gezielt und gab nun einen erschreckten Laut von sich, als der Schnee genau zwischen Can's Augen klatschte. Wie ein gefällter Baum fiel der Getroffene rücklings aufs zugeschneite Gras. Sofort war Jo über ihm. Can lag mit geschlossenen Augen da.
    „ Hey, alles okay?“
    „ Nein, ich sterbe.“
    „ Bist du dir sicher?“
    „ Ganz sicher.“
    „ Verdammt, und ich dachte, ich hätte endlich den Mann fürs Leben gefunden.“
    Can öffnete ein Auge und schloss es rasch wieder. „Dann hättest du ihn vielleicht nicht direkt umbringen sollen.“
    Jo seufzte. „Irgendwas ist ja immer.“
    Can versuchte ein Lachen zu unterdrücken, dann nuschelte er: „Mund-zu-Mund-Beatmung.“ 
    „ Das ist Erpressung“, echauffierte sich Jo.
    „ Nein, es ist deine letzte Chance, mich zu retten. Und nun mach schnell, mein Hintern wird ganz kalt.“ Rasch beugte Jo sich zu Can hinab und küsste ihn. Dieser erwiderte den Kuss so gierig, dass Jo nicht überrascht war, als der „Sterbende“ ihm die Hand in den Nacken schob und ihn dann besitzergreifend auf sich zog. Erst als Jo halb auf ihm ebenfalls im Schnee lag, gab Can ihn wieder frei.
    „ War das nun ein mutiger Kuss in der Öffentlichkeit?“, fragte er stolz.
    „ Das war ein halber Geschlechtsakt in der Öffentlichkeit“, lachte Jo. Flüsternd fügte er an: „Bei mir ist auch schon alles ganz steif. Hätte ich geahnt, dass du vom Schneeverabscheuer zum Schneesuchti wirst, wäre ich vorher in einen Skianzug gestiegen.“
    Auch Can bemerkte nun, dass die Kälte ihm wirklich zu schaffen machte. Gemeinsam standen sie auf, um sich den Schnee gegenseitig von der Kleidung zu klopfen.
    Dann blickten sie auf den Rhein und in das unermüdliche Schneeflockentreiben. Schließlich fragte Can: „Wie hattest du das mit dem Schnee erklärt? Die Flocken sind alle verschieden, aber sie tun sich zusammen und tanzen miteinander, bis sie von einem Scheibenwischer zerquetscht werden?“
    Jo lachte. „So ähnlich. Bis auf die Sache mit dem Scheibenwischer. Ich glaube, aus dir wird nie ein richtiger Romantiker.“
    Can wandte den Kopf und blickte Jo an. „Mit dem richtigen Mann an meiner Seite vielleicht doch. Ich würde es gerne versuchen. Wenn du mich willst“, fügte er leise an.
    Jo sah ihn mit einem Lächeln an und erwiderte: “Diese Chance ist das beste Weihnachtsgeschenk, das ich mir vorstellen kann.“ Dann umarmte er ihn und küsste eine Schneeflocke von Can's Nasenspitze.
     
     
      *~Ende~* 
     
     
     
     

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