Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schneeflockentanz (German Edition)

Schneeflockentanz (German Edition)

Titel: Schneeflockentanz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanna Julian
Vom Netzwerk:
werfen. Vielleicht hätte er den Rest noch irgendwie erklären können … vielleicht aber auch eher nicht. Can wusste es nicht. Er war verwirrt und sein Kopf war leer. Jo's Worte schienen keinen Sinn zu machen. Und selbst wenn sein Mitbewohner damit klarkam, dass er schwul war, so wusste dieser doch noch immer nicht alles! Can hörte in Gedanken, wie Tobi ihn vor dieser Situation gewarnt hatte. Er hörte, wie Anne versuchte, ihn zu einem Outing Jo gegenüber zu drängen. Nun gut, der hatte es inzwischen selbst herausgefunden, aber es gab immer noch etwas, dass Can von ganz alleine preisgeben könnte. Etwas, dass Jo schockieren würde. Und Can spürte, dass es an der Zeit war, alles zu beenden, denn er wollte keine gutmütige Toleranz von seinem Mitbewohner. Was er wollte, war etwas ganz anderes. Er wollte Jo!
    „ Es ist nett von dir, dass du meine schauspielerischen Fähigkeiten anerkennst“, sagte er und betonte jedes Wort. „Und es ist schön, dass du glaubst, sie einschätzen zu können … was ich ehrlich gesagt bezweifele.  Es ist toll, dass du nun im Bilde bist und dank meiner Pornos weißt, auf welche Art Sex ich stehe. Aber was du nicht weißt, Jo, ist Folgendes: Ich stehe auf dich! Ich würde am liebsten all das mit dir tun. Dich küssen, dich streicheln, dich ficken. Und nun … nun sieh zu, wie du mit den Wahrheiten klarkommst, die du von mir durch dein rücksichtsloses Eindringen in meine Privatsphäre erzwungen hast!“ Can versuchte Zorn vorzuspielen, doch in Wahrheit fühlte er nichts als Verzweiflung, weil er dem Drang nicht widerstehen konnte, lieber alles kaputt zu machen, als weiterhin still zu leiden. Jo stand in diesem Moment für alle Menschen, denen Can nie hatte sagen können, wer er in Wirklichkeit war - aber vor allem war er der Mann, den er um jeden Preis behalten wollte … und nun doch mit aller Gewalt von sich stieß.
    Jo kam noch einen Schritt näher und blieb dann wiederum stehen. Seine Stimme klang leise.
    „ Weißt du, warum ich mit meiner Freundin Schluss gemacht habe?“
    „ Ich dachte, sie war es, die Schluss gemacht hat.“
    Jo schüttelte den Kopf. Can wartete, aber als Jo nichts weiter sagte, mutmaßte er: „Weil sie mit 'nem anderen rumgemacht hat? Hörte sich zumindest am Telefon so an.“
    Jo überlegte, dann schien er etwas zu begreifen und rieb sich über den Mund. Can sah, dass die blauen Augen verdächtig glänzten. Er spürte den Impuls, Jo umarmen zu wollen, aber das war unmöglich, nach dem, was er ihm gerade über seine Emotionen offenbart hatte.
    „ Du verwechselst da was“, erklärte Jo und fügte an: „ Aber lass mich der Reihe nach erklären. Ich machte mit meiner Freundin Sonja vor ein paar Wochen Schluss, weil ich spürte, dass wir nicht zusammen passten.“
    „ Sowas soll vorkommen“, sagte Can matt.
    „ Ja, das stimmt. Aber ich verstand nicht, warum es so war, denn eigentlich hätte alles stimmen müssen. Ich begriff, dass vielleicht mit mir etwas nicht stimmte. Ich glaube, gerade dir brauche ich nichts über diesen Denkprozess zu erzählen. Du kennst ihn selbst gut genug.“
    Er machte eine kurze Pause, um Can Zeit zu geben, das Gesagte zu verdauen. Doch als dieser etwas sagen wollte, hob Jo kurz die Hand, um ihn zu stoppen.
    „ Also entschied ich mich, auszuprobieren, wie es wäre, wenn ich mit einem anderen Mann zusammen bin. Ich lernte Kai kennen, und es klappte gut mit uns. Dachte ich … Als ich mich entschied, nach Köln zu ziehen, versuchte ich ihn zu überreden, dass er mitkommen sollte. Aber er wollte nicht. Er hatte tausend Ausreden und letztendlich doch keine wirkliche. Aber ich habe es akzeptiert. Wir wollten versuchen, uns trotzdem regelmäßig zu sehen und unsere Beziehung aufrecht zu erhalten.
    Als ich meine Wohnung verlassen musste, nahm er mich bei sich auf. Ich dachte, das wird nochmal eine richtig schöne Zeit der Nähe, bevor wir vorerst auf Distanz leben müssen. Dummerweise bekam ich aber dadurch, dass ich plötzlich rund um die Uhr bei ihm war, ziemlich schnell raus, dass er mich die ganze Zeit über belogen hatte. Er hatte einen anderen, und das schon von Anfang an. Ich begriff, dass er der wahre Grund war, warum Kai nicht mit mir kommen wollte. Wir stritten uns, und schließlich schmiss Kai mich raus. Das am Handy war er. Er sagte, er will mich zurück. Aber das ist das Letzte, das ich möchte. Ich brauche niemanden, der mich belügt und betrügt, und für den ich nur einer von vielen bin. Ich war froh, niemandem etwas

Weitere Kostenlose Bücher