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Schneekuesse

Schneekuesse

Titel: Schneekuesse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gaby Hoffmann
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Hannah Nettys Einwurf.
    „Hast du schon mal ein Praktikum gemacht?“
    „Nö, wo denn?“
    „Wenn es dich wirklich interessiert, kannst du bei mir in der Redaktion ein Praktikum machen.“
    Hannahs Augen blitzen lebhaft auf. „Ehrlich? Das wäre ja cool!“
    „Aber du musst schon vollen Einsatz zeigen, dann kannst du dich später um die Volontariatsplätze bewerben.“
    „Auf jeden Fall! Danke!“, Hannah drückt Netty heftig. Sie hat es ja geahnt, als sie Nettys Haus betreten hat. Ihr Leben wird sich ändern! Es wird in Bewegung kommen. Hannah fühlt einen Energieschub, ihr wird ganz heiß, trotz der eisigen Temperaturen. 
    „Na gut, du bist aufgeschlossen und neugierig, es könnte zu dir passen. Aber konzentriere dich auf die Arbeit, und vergiss diese Sache mit den Männern!“ Netty lacht. „Ach ..., oder doch nicht! Zisch ab zu Eric, und frage ihn wegen eines Baumes!“
      „Mache ich!“, ruft Hannah und nimmt voller Übermut gleich zwei Treppenstufen auf einmal.
     
     

Kapitel 6
     
    Hannah hüpft beinahe auf dem Weg zu Eric. Endlich weiß sie, was sie machen will. Endlich! 
    „Du Eric, wir brauchen noch einen Weihnachtsbaum. Aber so einen richtig Schönen. Dunkelgrün, voll und gerade gewachsen.“
    Auf Eric macht sie den Eindruck eines aufgeregten Schulmädchens, das die Bescherung am Heiligen Abend nicht mehr abwarten kann. Wieder kann er sich an ihrer Frische nicht satt sehen. 
    „Weißt du, wo wir einen Tannenbaum schlagen können?“, holt Hannah ihn aus seinen verzückten Gedanken.
    „Natürlich! Wir gehen zur Schonung.“
    Ein unwiderstehlicher Bratenduft zieht durch Erics Hausflur. Hannah inhaliert tief. „Hmm! Super!“
    „Der Rehbraten! Ich bereite ihn schon vor, dann muss er heute Abend nur noch mal kurz in den Ofen. Er braucht jetzt noch ein bisschen, inzwischen können wir den Baum holen.“ Eric schnappt sich eine Säge und schlüpft in einen dicken Norwegerpulli, in dem Hannah ihn mit den verstrubbelten Blondhaaren zum Anbeißen findet. 
    Das sagt sie aber natürlich nicht.
     
    Eric schüttelt Schnee von den Tannen, damit Hannah den Wuchs beurteilen kann. Fünf hat er zur Auswahl, die infrage kommen.
    Hannah läuft von einem Baum zum anderen. Sie kann sich nicht entscheiden. Sie findet jede Tanne schön. Jede ist ein Wunderwerk der Natur, das wird ihr zum ersten Mal bewusst. Eine blasse Wintersonne schickt genau im richtigen Moment ihre Strahlen zur Erde und lässt die Schneereste auf den Zweigen funkeln. 
    Ganz gegen ihre Gewohnheit schweigt Hannah. Sie steht einfach ganz still da und atmet die klare Winterluft ein, die durch den Tannenduft aromatisch gewürzt wird. 
    Auch Eric sagt nichts, aber bei ihm ist das nichts Besonderes. Er ist dem Zauber der Natur von jeher verfallen. Heute kommt noch etwas anderes hinzu, das muss er sich selbst langsam eingestehen: Seit langer Zeit sehnt er sich plötzlich nach Nähe. Nach menschlicher Nähe. Nach Hannahs Nähe!
    „Du Eric, es erscheint mir irgendwie falsch“, flüstert Hannah, so leise, dass Erics Herz einen Schlag aussetzt.
    Was meint sie mit falsch? Meint sie uns beide? Geschockt, enttäuscht oder resigniert, Eric weiß nicht, was er in diesem Augenblick empfindet, dreht er sich fragend zu der jungen Frau um.
    Hannah streicht selbstvergessen über einen flaumigen Tannenzweig. „Ich möchte nicht, dass wir einen der Bäume entwurzeln, ihn bei Netty in die warme Stube stellen, wo er nicht mehr atmen kann, und ihn dann am nächsten Tag auf den Kompost werfen. Und alles nur für einen einzigen Abend. Nein, das ist falsch! Sieh sie dir an, dieses frische Grün, das wird ruckzuck braun und welk!“
    „Ich soll keinen Baum schlagen?“ Eric hofft, dass man seiner Stimme die Erleichterung nicht allzu sehr anhört. Diesmal nicht, weil es um seine geliebte Natur geht, sondern, weil Hannah nicht ihre Beziehung gemeint hat. Beziehung? So ein Quatsch! Wir kennen uns ja kaum.  
    „Wenn einer das versteht, dann du, oder?“ Hannah tritt näher an Eric heran. Zu seiner Überraschung schiebt sie plötzlich eine kleine kalte Hand in seine große, die immer warm und gut durchblutet ist.
    Er drückt ihre Hand ganz zart, weil er Angst hat, ihr weh zu tun. Es ist ein Zeichen, das Zeichen, das er verstanden hat, dass sie gleiche Gedanken haben.
    „Können wir einen Baum hier draußen schmücken und heute Abend hierher gehen?“, flüstert Hannah.
    Erics Stimme klingt heiser, als er antwortet: „Strohsterne? Würde dir das gefallen? Das

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