Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schneekuesse

Schneekuesse

Titel: Schneekuesse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gaby Hoffmann
Vom Netzwerk:
Küche, aus der der Qualm kommt.
    Kleinlaut kehrt er mit einem großen Bratentopf zurück, in dem nur noch verkohlte, tiefschwarze Überreste von dem, was ihr Weihnachtsessen sein sollte, liegen. „Das mit dem Rehbraten hat sich erledigt!“
    Hannah kann heute nichts so schnell aus der Fassung bringen. „Ich berate mich mit Linda, ich glaube, die hat gute Ideen, was solche Fälle angeht. Wir gucken mal, was du an Vorräten sonst hast. Uns wird schon was einfallen. Weißt du, ich hätte das ja nie gedacht, aber das Backen vorhin mit Linda hat echt Spaß gemacht. Die ist gar nicht so verschroben, wie ich dachte. Wir haben viel gelacht.“
     
     

Kapitel 7
     
    Linda ist tatsächlich in ihrem Element, als sie kurz darauf Erics Vorratskammer inspiziert. Sie verliert kein Wort darüber, warum der Rehbraten eigentlich verbrannt ist. 
    Auch Hannah und Eric hüten sich, den Grund zu verraten.
    „Schusterpastete!“, entscheidet Linda, nachdem sie alle vorhandenen Lebensmittel gesichtet hat.
    „Wie bitte?“, Hannah und Eric starren sie fragend an.
    „Wir brauchen Fleischklöße, Sauerkraut, Kartoffeln ... Das Rezept habe ich von meiner Mutter. Unsere Familie stammt aus Ostpreußen. Es war bei uns das traditionelle Essen an Heiligabend. “
    Sie packen die Zutaten zusammen und gehen rüber zu Nettys Haus. 
    Inzwischen dämmert es. Netty hat in alle Fenster Kerzenleuchter gestellt, die sie nun mit ihrem sanften Licht willkommen heißen.
    „Hach, sieht das romantisch aus!“, findet Hannah.
    „Irgendwas muss ich ja auch mein Beitrag sein“, begrüßt Netty ihre Gäste, die natürlich sofort protestieren. Immerhin ist es ja Nettys Haus, in dem sie feiern. 
    „So, jetzt gibt´s erst mal eine Teepause, bevor ich mich an die Zubereitung des Essens mache“, schlägt Linda vor. Sie schüttelt die Bleche mit den mittlerweile abgekühlten Keksen auf große Teller. 
    Netty holt ein buntes Service aus dem Schrank, das sie auf dem kleinen Esstisch aufdeckt. 
    Hannah kocht Tee. 
    Eric poliert mit seinem Taschentuch drei rotbackige Äpfel, rupft die Stängel aus und zündet Kerzen an. Den Wachs tropft er auf die Mitte der Äpfel und steckt dort die Kerzen drauf. Die Apfellichter glänzen schön in der Dämmerung. 
    „Selbstgebackene Kekse sind einfach das Beste!“, spricht Eric mit vollem Mund, als sie kurz darauf alle an dem gedeckten Tisch sitzen. 
    „Krümelmonster!“, bemerkt Hannah frech, greift aber selber hemmungslos zu. 
    „Hmm ..., also diese Früchteplätzchen, da könnte ich mich reinsetzen!“, schwärmt Netty. 
    Linda und Hanna lächeln stolz.
    Netty schenkt Tee nach. „Schade, das sind so die Dinge, für die ich im Alltag nie Zeit habe!“
    „Netty, ich möchte dich etwas fragen ...“, Linda rutscht auf ihrem Stuhl hin und her. Nervös zerbröselt sie ein Vanillekipferl zwischen den Fingern. 
    Netty, die Lindas plötzliche Unsicherheit bemerkt, blickt sie aufmunternd an.
    „Ich habe mir überlegt ... Du hast mir so geholfen, ihr alle habt mir geholfen! Ich möchte mich gerne revanchieren.“ Ihre Stimme zittert etwas. „Es gibt nicht viel, was ich tun kann. Aber ich könnte dir, wenn wir wieder zu Hause sind, Arbeit abnehmen. Ich kann für dich und deine Familie mal kochen oder backen. Ich mag kleine Kinder gerne, und wenn du mir deine beiden Jungs anvertraust, könnte ich öfters auf sie aufpassen. Dann kannst du vielleicht auch mit deinem Mann mal abends ausgehen. Ich weiß ja nicht, ob diese Idee dir ...“
    Weiter kommt Linda nicht, denn Netty ist von ihrem Stuhl aufgesprungen und ihr um den Hals gefallen. Ihr stehen Tränen in den Augen. Zum ersten Mal seit langer Zeit kann sie weinen. Es ist, als wenn ein verstopftes Ventil aufgebrochen ist. Sie schlägt die Hände vors Gesicht und schluchzt hemmungslos.
    Linda ist über diese Reaktion etwas erschrocken. „Ich wollte nichts Falsches sagen. Ich ...“
    Hannah streichelt Linda beruhigend über den Rücken.
    Diese wendet ihr verweintes Gesicht jetzt Linda zu. „Du hast genau das Richtige gesagt.“ Sie nimmt Lindas knochige Hände und drückt sie ganz fest. „Liebe, liebe Linda! Ich war so gemein zu dir, so unfreundlich, so gehässig, so ...“
    „Ich war eine Nervensäge, die dich bloß aufgehalten hat.“
    „Nein, du warst immer freundlich. Aber ich bin durch mein Leben gerannt, ohne nach links und rechts zu schauen. Ich hatte keinen Atemzug für ein nettes Wort zu anderen Leuten.“ Netty holt tief Luft. Laut verkündet sie: „Das

Weitere Kostenlose Bücher