Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schneemann

Schneemann

Titel: Schneemann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Nesbø
Vom Netzwerk:
daran, auch wenn Andreas anderer Meinung war. Jemand stellte sich hinter sie. Es gab also auch noch andere, die sich irrten, dachte sie. Sie drehte sich nicht um, dachte aber, dass die Person hinter ihr reichlich Tiefkühlkost in ihrem Wagen haben musste, denn sie spürte richtiggehend die Kälte im Rücken.
    Als sie sich dann doch umdrehte, war niemand mehr hinter ihr.
    Sie ließ ihren Blick suchend über die anderen Schlangen schweifen. Tu das nicht, forderte sie sich selbst auf. Fang jetzt nicht wieder damit an.
    Als sie auf dem Parkplatz zu ihrem Wagen ging, zwang sie sich, langsam zu gehen, sich nicht umzusehen, sondern einfach nur die Tür aufzuschließen, die Waren hineinzulegen, sich auf den Fahrersitz zu setzen und loszufahren. Und als der Toyota langsam die langen Steigungen zu ihrem kleinen Häuschen in Nordberg erklomm, dachte sie nur noch an Trygve und an das Essen, das sie fertig haben wollte, wenn er mit seinem Vater zur Tür hereinkam.
     
    Harry hörte Espen Lepsvik am Telefon zu, während er die Bilder seiner toten Kollegen betrachtete. Lepsvik hatte seine Gruppe bereits zusammen und bat Harry um Zugang zu allen relevanten Informationen.
    “Du kriegst dann noch ein Passwort von unserem Computerbeauftragten “, schloss Harry. “Und du findest alle Informationen im Ordner Schneemann, der im Gemeinschaftsbereich des Dezernats zugänglich ist.”
    “Schneemann? “
    “Irgendwie muss er ja heißen.”
    “Okay. Danke, Hole. Wie oft willst du von mir informiert werden?”
    “Nur wenn du etwas hast. Und … Lepsvik?” “Ja?”
    “Lasst uns hier einfach in Ruhe arbeiten, ja?” “Was genau meinst du damit?”
    “Konzentriert euch auf die Tipps, die Zeugen und auf die bekannten Straftäter, die als Serienmörder in Frage kommen könnten. Das muss eure Hauptarbeit sein.”
    Harry wusste, was der erfahrene Ermittler des Kriminalamtes jetzt dachte: die Scheißjobs.
    Lepsvik räusperte sich. “Dann sind wir uns also einig, dass es einen Zusammenhang zwischen den Vermisstenfällen gibt?”
    ” Wir müssen uns nicht einig sein. Tu, was du für richtig hältst.” “Gut.”
    Harry legte auf und starrte auf seinen Bildschirm. Er hatte die Webseite aufgerufen, die Borghild ihm empfohlen hatte, und sah sich die Bilder der bildhübschen Models an, auf deren Körpern und Gesichtern mit gepunkteten Linien angedeutet wurde, wie ihr perfektes Aussehen auf Wunsch noch weiter perfektioniert werden konnte. Dr. Idar Vetlesen persönlich strahlte ihn vom Bildschirm an. Er sah seinen Modellen zum Verwechseln ähnlich.
    Unter dem Foto des Arztes fand er eine lange Liste von Diplomen und Zusatzausbildungen mit langen französischen oder englischen Namen, die man, wie Harry wusste, meist innerhalb von zwei Monaten absolviert hatte, die aber das Anhängen weiterer lateinischer Abkürzungen an den Doktortitel rechtfertigten. Er hatte Idar Vetlesens Namen gegoogelt und war dabei auch auf eine Curling-Ergebnisliste und eine alte Webseite seines früheren Arbeitgebers, der Marienlyst-Klinik, gestoßen. Als er den Namen las, der dort neben Idar Vetlesens stand, dachte er wieder einmal, dass Norwegen wohl tatsächlich so klein war und sich deswegen alle um ein paar Ecken kannten.
    Katrine Bratt kam herein und ließ sich mit einem tiefen Seufzer auf den Besucherstuhl fallen. Sie schlug die Beine übereinander.
    “Glaubst du, es stimmt, dass hübsche Menschen mehr von ihrer eigenen Schönheit besessen sind als hässliche?”, fragte Harry. “Lassen die hübschen deshalb ständig ihre Gesichter nachkorrigieren? “
    “Ich habe keine Ahnung”, sagte Katrine. “Aber es gibt wohl eine gewisse Logik darin. Menschen mit hohem IQ sind so besessen von diesem IQ, dass sie eigene Clubs gegründet haben, oder? Man konzentriert sich vermutlich auf das, was man hat. Ich schätze, du bist wahrscheinlich auch ziemlich stolz auf deine Fähigkeiten als Ermittler?”
    “Du meinst mein Rattenfänger-Gen? Die angeborene Fähigkeit, Menschen mit mentalen Defiziten, Drogenproblemen, unterdurchschnittlicher Intelligenz oder überdurchschnittlichen häuslichen Problemen einzubuchten?”
    “Dann sind wir also bloß Rattenfänger?”
    “Genau. Und deshalb freuen wir uns auch so, wenn wir mal einen Fall wie diesen auf den Tisch kriegen. Das ist wie eine Großwildjagd - die einmalige Chance, einen Löwen zu erlegen, einen Elefanten, einen Scheiß-Dinosaurier.”
    Katrine lachte nicht, sondern nickte ernst.
    “Was hatte die Zwillingsschwester

Weitere Kostenlose Bücher