Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schneemann

Schneemann

Titel: Schneemann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Nesbø
Vom Netzwerk:
Haare.
    “Ich bin Polizist, Jonas, und ich versuche, deine Mutter zu finden.”
    Der Bleistift kratzte härter und härter über das Papier, so dass die Haare immer dunkler wurden.
    “Ich weiß nicht, wie der heißt.”
    “Erinnerst du dich an irgendetwas, was in der Nähe von dem Doktor war?”
    “Die Kühe vom König.” “Die Kühe vom König?”
    Jonas nickte. “Die am Empfang heißt Borghild. Ich habe Süßigkeiten gekriegt, weil sie mir mit einer Spritze Blut abgenommen hat.”
    “Malst du da was Bestimmtes?”, fragte Harry.
    “Nein”, entgegnete Jonas und konzentrierte sich auf die Wimpern.
    Filip Becker stand am Fenster und sah Harry Hole nach, der gerade den Parkplatz überquerte. Gedankenverloren schlug er sich mit dem kleinen, schwarzen Notizbuch auf die Handfläche. Er fragte sich, ob der Hauptkommissar ihm geglaubt hatte, als er vorgab, ihn im Hörsaal nicht bemerkt zu haben und am Abend zuvor an einem Artikel gearbeitet zu haben. Oder in Birtes Sachen nichts gefunden zu haben. Das schwarze Notizbuch hatte in ihrer Schreibtischschublade gelegen, sie hatte nicht einmal versucht, es zu verstecken. Und was darin stand …
    Er musste beinahe lachen. Diese einfältige Frau hatte doch tatsächlich geglaubt, ihn täuschen zu können.

KAPITEL 11
    4. Tag. Totenmaske
    Katrine Bratt saß ganz vertieft an ihrem PC, als Harry den Kopf durch die Tür steckte.
    “Und, findest du irgendwelche Ähnlichkeiten?”
    “Nicht wirklich”, antwortete Katrine. “Alle Frauen hatten blaue Augen, aber abgesehen davon sahen sie sich überhaupt nicht ähnlich. Alle hatten Mann und Kinder.”
    “Ich habe einen Ansatzpunkt”, verkündete Harry. “Birte Becker war mit Jonas bei einem Arzt in der Nähe der Kühe des Königs. Das muss der königliche Hof auf Bygdoy sein. Und du hast gesagt, die Zwillinge seien nach einem Arztbesuch im Kon-Tiki- Museum gewesen. Auch Bygdoy. Filip Becker wusste nichts von diesem Arzt, aber vielleicht kann uns Rolf Ottersen da weiterhelfen.”
    “Ich rufe ihn an.”
    “Und dann kommst du zu mir.”
    Im Büro nahm Harry die Handschellen, befestigte die eine Manschette an seinem eigenen Handgelenk und schlug mit der anderen gegen das Tischbein, während er den Anrufbeantworter abhörte. Rakel teilte ihm mit, dass Oleg zum vereinbarten Eislaufen im Valle Hovin einen Freund mitbringen würde. Das war eine überflüssige Nachricht, deren ganzer Sinn in der gut versteckten Erinnerung lag, sollte Harry die Verabredung vergessen haben. Dabei hatte Harry bis zum heutigen Tag keine einzige Verabredung mit Oleg vergessen. Trotzdem akzeptierte er diese kleinen Hinweise und deutete sie nicht als Indiz für ihr Misstrauen. Eigentlich im Gegenteil, ihm gefiel das. Weil das so deutlich zeigte, was für eine Mutter sie war. Und weil sie die Erinnerung kaschierte, um ihn nicht zu beleidigen.
    Katrine kam herein, ohne anzuklopfen.
    “Kinky”, bemerkte sie, “aber mir gefällt’s.” Sie blickte auf das Tischbein, an das sich Harry gerade mit den Handschellen gefesselt hatte.
    “Einhändiges Speedcuffing”, erwiderte Harry lächelnd. “Eine dumme Angewohnheit, die ich aus den Staaten mitgebracht habe.”
    “Du solltest mal die neuen Speedcuffing-Eisen von Hiatts ausprobieren. Da musst du nicht mal drauf achten, von links oder rechts zu schlagen, die Manschette legt sich so oder so um das Handgelenk, wenn sie denn richtig trifft. Und vielleicht solltest du auch mal mit zwei Sets üben, eine an jedem Handgelenk, dann hast du zwei Chancen.”
    “Hm.” Harry öffnete die Handschellen. “Was gibt’s?”
    “Rolf Ottersen wusste nichts von einem Arztbesuch oder einer Praxis auf Bygdoy. Im Gegenteil, ihr Hausarzt praktiziert in Brerum. Ich kann mit den Zwillingen reden. Vielleicht erinnern die sich an den Arzt, oder wir rufen die Praxen auf Bygdoy an und finden es selbst heraus. Es gibt nur vier. Schau her.”
    Sie legte einen gelben Zettel auf seinen Tisch.
    “Sie dürfen die Namen von Patienten aber nicht herausgeben “, wandte er ein.
    “Ich rede nach der Schule mal mit den Zwillingen.”
    “Warte”, bat Harry, nahm den Telefonhörer ab und wählte die erste Nummer.
    Eine nasale Stimme nannte den Namen der Praxis. “Kann ich mit Borghild sprechen?”, fragte Harry. Keine Borghild.
    Unter der zweiten Nummer meldete sich nur eine ebenso nasale Anrufbeantworterstimme und verkündete, die Praxis sei telefonisch nur während zwei Stunden zu erreichen, und diese Zeit sei längst vorbei.
    Unter der

Weitere Kostenlose Bücher