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Schneenockerleklat

Schneenockerleklat

Titel: Schneenockerleklat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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oder beruflich erwartet und
wollten nur eines: weg, raus aus dem ›Semmering Grand‹ und zum Airport. Und wer
immer sie daran hindern wollte, würde einen schweren Stand haben, einen sehr
schweren sogar.
    Falls Palinski Fink Brandtner wirklich helfen wollte, dann
musste er sich um eine inspirative Lösung des Verbrechens bemühen. Antworten
abseits der klassischen kriminalistischen Methoden finden, einen genialen
Lösungsansatz also.
    Und das so rasch wie möglich.
    Ehe die Hauptmacht der Teilnehmer an die Rezeption kam, um
ihre Extras zu bezahlen und in die Busse zu klettern, die sie nach Schwechat
bringen sollten.
    Und das würde gegen 12.30 Uhr der Fall sein. Also in weniger
als zehn Stunden.

     
    *

     
    Kurze Zeit später war das Messer gefunden
worden. Ein Brotmesser mit Kunststoffgriff und Wellenschliff, die Klinge 24
Zentimeter lang. Und das alles schön blutig.
    Was den Kriminalisten aber besonders das Herz
erwärmte, waren die beiden, ja, fast schon mustergültig zu bezeichnenden
Fingerabdrücke. Einer auf der Klinge, der zweite am Griff. Falls der Täter in
Österreich schon einmal aktenkundig geworden war, dann würde sein Name in
wenigen Stunden feststehen.
    Brandtner und Palinski waren sich einig, dass der Täter
Kollegen Fellinger aufgelauert und niedergeschlagen haben musste. Übrigens war
der Inspektor nach wie vor bewusstlos und damit keine Hilfe. Dann hatte er sich
das Gorillakostüm angeeignet und, derart verkleidet, den Festsaal betreten.
Hier angelangt, hatte sich der zukünftige Mörder an den bereits stark
betrunkenen Sir Peter herangemacht und dem Wehrlosen das Messer drei Mal in den
Bauch gestoßen.
    Danach hatte der Gorilla den Schauplatz seiner blutigen Tat
so beiläufig wieder verlassen, wie er ihn betreten hatte. Beide Männer waren
beeindruckt von der Coolness, mit der die Tat durchgeführt worden war.
    Palinski, der sich jetzt wieder ganz genau erinnerte, was
sich da direkt vor seinen Augen abgespielt hatte, war darüber hinaus ziemlich
sicher, dass der Täter Linkshänder sein musste. Denn, und in diesem Punkt war
sich Mario absolut sicher, der rechte Arm des Gorillas war die ganze Zeit über
auf der Schulter des Opfers gelegen.
    Der Schnitt am Ende des linken Arms des Kostüms diente nach
Palinskis Ansicht dazu, dem Mörder Gelegenheit zu geben, das Messer direkt und
damit besser, sicherer halten zu können. Beim Zustoßen hatte sich der Mörder
wahrscheinlich selbst an der Hand verletzt. Anders waren die Blutflecken auf
der Innenseite des Kostüms nicht zu erklären.
    Vorbehaltlich weiterer Ermittlungsergebnisse wurde also ein
Linkshänder gesucht, mit einer Verletzung an ebendieser Hand.
    In einem Punkt sollte sich Palinski aber kräftig irren. Ja,
so richtig danebenliegen, wie man so schön sagt. Die Abreise der Gäste setzte
nicht erst am späteren Vormittag massiv ein, sondern bereits ab 8 Uhr morgens.
Der Grund dafür lag, zumindest in der nachträglichen Betrachtung, durchaus auf
der Hand.
    Jene ausländischen Gäste, die das Wochenende noch in Wien
verbrachten, wollten die Zeit natürlich möglichst optimal nutzen. Und jene, die
am Nachmittag oder abends ihren Flug ab Wien-Schwechat hatten, wollten auch
noch einige Stunden über die Kärntner Straße oder den Graben flanieren.
    Den Mut, die Eingänge des ›Semmering Grand‹ zu sperren und
alle Gäste, inklusive der während des Mordes im Haus befindlich gewesenen
Hotelmitarbeiter, immerhin knapp 400 Personen, zu befragen, wie es, streng
genommen, Vorschrift gewesen wäre, hatte Fink Brandtner nicht gehabt. Und
Palinski hatte Verständnis dafür.
    Nahm man die durchschnittliche Dauer einer Befragung mit nur
zehn Minuten an, so hätte das bei einem kontinuierlichen, gleichzeitigen
Einsatz aller zur Verfügung stehenden sieben Kräfte, und da war Palinski sogar
mitgerechnet, fast zehn Stunden pausenloses Befragen bedeutet.
    Eine für beide Seiten unzumut-, ja unvorstellbare Belastung,
die darüber hinaus zweifellos zu einem Aufruhr unter den Gästen und
möglicherweise sogar zu internationalen Irritationen geführt hätte.
    Also hatten Palinski und Brandtner versucht, in aller Eile
eine Liste jener Personen zu erstellen, die, soweit erinnerlich, zum Zeitpunkt
des Mordes im Festsaal gewesen waren oder sonst wie etwas gesehen haben
konnten.
    Ein bisschen mulmig wurde Palinski, als ihm mitgeteilt wurde,
dass Sir Frederick Swanhouse das Hotel verließ. Brandtner hatte ihn

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