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Schneenockerleklat

Schneenockerleklat

Titel: Schneenockerleklat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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erschöpft wirkender Major Brandtner an den Tisch kam und sich setzte.
    »Wir haben es die ganze Zeit tatsächlich mit zwei getrennt
voneinander agierenden Tätern zu tun gehabt!«, meinte er schließlich. »Einer,
dieser Stefan, hat mit Gift operiert, der andere mit Schusswaffen. Dabei ist
Baldiner wahrscheinlich gar nicht der echte, ursprüngliche Killer, sondern hat
den Auftrag von dem Mann übernommen, der hier im Hause als Commendatore
Pahl-Giacometti bekannt war.« Er schüttelte den Kopf. »Und das Verrückte daran
ist, dass dieser Mann versehentlich ein vergiftetes Dessert erwischt hat und
daran gestorben ist. Wärs nicht so traurig, müsste man direkt lachen über
dieses Drehbuch.«
    Während Fink Brandtner seinen Kurzbericht gegeben hatte,
hatte sich die Aufzugstüre geräuschlos geöffnet und der Sonnenkönig trat
heraus. Sir Frederick blickte sich kurz um und ging dann weiter zum Festsaal.
    Inzwischen hatte Brandtner eines dieser Plastiksackerln aus
der Tasche gezogen, die man verwendete, um Beweisstücke zu schützen.
Einzutüten, wie es in der deutschsprachigen Synchronisation so treffend genannt
wurde. Oder Einsackerln hierzulande.
    Er hielt das Sackerl gegen das Licht, sodass man den Inhalt,
ein Medaillon aus Altsilber mit einem aus Koralle geschnitzten, stilisierten H
auf einem Ding, das aussah wie ein stilisierter mittelalterlicher Torturm, gut
erkennen konnte.
    »Das haben wir bei Stefan Kerthészy gefunden!«, erklärte er.
»Hat jemand eine Idee, um was es sich dabei handeln könnte?«
    Plötzlich trat ein sichtlich erregter Mitarbeiter des LK
Niederösterreich zu Brandtner und flüsterte ihm etwas ins Ohr.
    Der Major erstarrte förmlich, stand auf und wollte schon
gehen. Ehe er sich doch noch besann und die kleine Runde informierte, dass
Kollege Inspektor Fellinger bewusstlos, mit einer schweren Kopfverletzung und
gefesselt in einer Kabine des Herren-WC im Konferenzbereich des ersten Stocks
gefunden worden war.
    Und das nur mit seiner Unterwäsche bekleidet.

     
    *

     
    Was mehrere Leichen im Laufe der letzten Tage
nicht geschafft hatten, hatte ein zugegebenermaßen ziemlich bedienter, immerhin
aber noch lebender niederösterreichischer Kriminalbeamter locker zu Wege
gebracht.
    Das ohnehin bereits in den letzten Zügen liegende Maskenfest
war sofort offiziell als beendet erklärt worden. Inoffiziell wurde allerdings
weiter gesoffen, denn der Schock, den die Meldung bei den wenigen noch anwesenden
Gästen ausgelöst hatte, hatte anscheinend schrecklich durstig gemacht.
Natürlich wollte man auch so prominente Gäste, wie zum Beispiel Sir Peter einer
war, nicht im ersten Schlaf, der ja der beste sein soll, stören.
    Im Wesentlichen hatte sich also nichts geändert, bloß dass
sämtliche heimische Polizisten, egal, ob in Uniform oder Kostüm, das Hotel nach
Spuren, Hinweisen auf den Täter oder sonstige sachdienliche Informationen
durchforsteten.
    Etwa nach zehn Minuten wurden die Suchtrupps das erste Mal
fündig. In einer großen Plastiktasche mit der Aufschrift ›Huber Moden,
Mürzzuschlag‹, die unter einer dick gepolsterten Sitzbank im 2. Stock gefunden
worden war, befand sich das Kostüm eines Menschenaffen. Aller
Wahrscheinlichkeit nach handelte es sich dabei um das Fell, das Inspektor
Fellinger bei lebendigem Leibe abgezogen worden war.
    Eine erste, oberflächliche Untersuchung des Gorillakostüms
durch Major Brandtner ergab, dass der Stoff bei der linken Pfote oder Hand,
oder wie das bei Menschenaffen nun einmal genannt wurde, einen etwa 15
Zentimeter langen Schnitt aufwies. Dessen Ränder sowohl innen als auch außen
mit inzwischen verkrustetem Blut verschmutzt waren.
    Fellinger war nach wie vor bewusstlos und stand daher für
eine erste Befragung nicht zu Verfügung. Der Notarzt, der seine Überstellung
ins Krankenhaus Mürzzuschlag veranlasst hatte, hatte dazu gemeint, dass der
Verletzte frühestens mittags in der Lage sein würde, Antworten auf einige
wesentliche Fragen zu liefern.
    Wilma, die sich inzwischen umgezogen hatte, gesellte sich
jetzt zu der Runde um Brandtner und Mario. Gleich nach ihr kamen auch noch
Helmbach und Fossler dazu, die sich ebenfalls schon entkostümiert hatten.
    »Weißt du, dass Florian am Packen ist und in Kürze mit seiner
Caroline abreisen möchte, nach Wien?«, erkundigte sich Wilma und kraulte
Palinski liebevoll am Hinterkopf. Der schnurrte zufrieden, rief sich aber
sofort zur Ordnung. Zufriedenheit

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