Schneenockerleklat
angesichts
der vorhandenen Kontakte gebeten, ihm diesen Super-VIP abzunehmen.
Soweit sich Mario erinnern konnte, und er war sich in diesem
Punkt ziemlich sicher, hatte der Sonnenkönig kurz vor dem Mord den Festsaal
verlassen und war erst eine knappe Stunde später wieder aufgetaucht. Er hatte
sich offenbar kurz zurückgezogen, für einen älteren Herrn um diese Nachtzeit
nichts Ungewöhnliches. Also musste er dem Sir keine heiklen Fragen stellen,
worüber er froh war. Denn die ursprünglich so erfreuliche Beziehung zwischen
Swanhouse und Palinski hatte im Laufe der letzten Tage sehr gelitten und war
heute praktisch auf null.
»Ich wünsche Ihnen eine gute Reise!« Das hatte nicht sehr
ehrlich geklungen, war aber ein Zeichen des guten Willens. »Können Sie uns noch
irgendwelche Angaben zum Mord an Sir Peter machen?«
»I
am sorry, but I have absolutely no idea, who could have done such an incredible
act!«, meinte Swanhouse. »Good luck, I am sure, you will find out, who is
responsible.«
»Thank you, Sir.« Palinski suchte sein bestes Englisch
zusammen, ihm lag daran, einen möglichst guten Eindruck zu hinterlassen. »And
have a good travel.« Er streckte Sir Frederick die Rechte zum finalen
Handschlag hin.
Der zögerte, schien nicht so echt zu wollen, musste dann aber
doch vor dem sozialen Reflex kapitulieren und schlug in die angebotene Hand
ein.
Komisch, dachte sich Mario, dass Swanhouse heute weiße
Handschuhe anhatte. Zwirnhandschuhe in der Art, wie er sie selbst seinerzeit
beim Anfängerkurs in der legendären Tanzschule Ellmayer hatte tragen müssen.
»Ein lästiger Hautausschlag«, beeilte sich Sir Frederick zu
erklären, dem das kurze Zögern seines Gegenübers nicht entgangen war. »A kind
of neurodermatitis, I am afraid.«
Dann war die von Mario doch etwas befürchtete Konfrontation
auch schon wieder vorüber.
Und Swanhouse machte sich auf den Weg nach Wien, zum
Flughafen oder wohin auch immer.
*
So sehr sich Palinski zuletzt gewünscht hatte,
dass diese Veranstaltung, dieses Zerrbild eines fröhlichen Treffens von
Menschen, endlich vorbei sei, jetzt, da es so weit war, tat es ihm direkt ein
wenig leid. Irgendwie hatte der Trubel auch einen gewissen Reiz gehabt,
belebend gewirkt wie ein Energy Drink, von dem man Magengeschwüre bekam, wenn
man zu viel davon in sich hineintat.
Das große Gehen ging jetzt langsam seinem Ende zu, in das
altehrwürdige Haus mit der großen Tradition kehrte wieder jene gelassene Ruhe
ein, für die es berühmt war und deretwegen viele Gäste überhaupt kamen.
Zuerst war Florian zu ihm gekommen und hatte ihn um einige
Tage Urlaub gebeten. Unter den gegebenen Umständen musste er Carol und ihrer
Familie helfen, das Leben wieder in den Griff zu bekommen.
Das war schon ein toller Bursche, dieser Florian, fand nicht
nur sein Chef, der ihn bis auf Weiteres bei voller Bezahlung freistellte.
Dann hatte sich Adrian Eberheim auf einen Kaffee zu ihm
gesetzt. Auch dem Generaldirektor des Hauses war anzusehen, dass er sich über
das Geschäft dieser Woche sehr gefreut hatte, nun aber auch froh war, dass
wieder Normalität angesagt war.
»Ich habe an der Rezeption Bescheid gegeben, dass man Ihnen
das erste Zimmer gibt, das fertig ist!«, hatte er gemeint. Und: »Ich hoffe, Sie
und Ihre Frau werden uns noch einige Tage die Ehre geben. Zur Erholung und als
Gäste des Hauses natürlich!«
Apropos Rezeption: Unter den Sachen, die Sir Peter bei seinem
Tode mit sich getragen hatte, hatte sich auch ein Money Clip aus Silber
befunden. Offenbar war das Stück zumindest teilweise aus einem altsilbernen
Medaillon gemacht worden, auf dem sich ein korallenrotes H auf einem
stilisierten Torturm befand. Auf der Rückseite dieses Medaillons war, nur
schwer, aber doch noch entzifferbar, Antal eingraviert.
Kein Beweis dafür, dass Millfish Homolay umgebracht hätte,
auf jeden Fall aber, dass er stark in diese tragische Geschichte involviert
gewesen war.
Elke Horwenz, die, wie sich bald darauf
herausgestellt hatte, in Wirklichkeit Eva Homolay hieß, war inzwischen auch
festgenommen worden. Im Augenblick wurde die junge Frau zur weiteren
Einvernahme nach Wien gebracht.
Vor etwas mehr als einer Stunde hatte Palinski per Fax ein
Foto der bisher nicht identifizierten weiblichen Leiche aus dem Währinger Park
erhalten. Kurz danach hatte ein entsetzter Generaldirektor die unbekannte Tote
als Ingrid Warnicek identifiziert, seine
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