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Schneetreiben

Schneetreiben

Titel: Schneetreiben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Gladow
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wird gerade dem Untersuchungsgefängnis zugeführt.«
    »Das gibt es doch gar nicht«, rief Anna aus. »Die wollte ihren Mann umbringen? Sag bloß, sie hat herausgefunden, dass er der Mörder ihrer Schwester ist.«
    »Also, wenn ich das jetzt gesagt hätte«, sagte Bendt grinsend, »hättest du mir eine Predigt gehalten, dass ich bestimmte Worte nicht in Gegenwart deiner Tochter in den Mund nehmen soll.«
    »Da hast du recht.« Anna fühlte sich sofort schuldbewusst, stellte aber erleichtert fest, dass Emily viel zu sehr mit Essen beschäftigt war und gar nicht zuhörte. »Das möchte ich aber unbedingt näher wissen, bevor du wieder abhaust. Schön weiteressen«, befahl sie Emily und stahl sich zu Bendt in die Küche hinüber.
    »Emilys Bademantel wirst du jetzt aber vergessen können«, bemerkte Bendt trocken.
    »Man muss Opfer bringen«, gab Anna ungerührt zurück und stellte sich neben ihn vor den Tresen. »Also, ist es so, wie ich vermute, und Carla Frombach wollte ihn umbringen, weil er ihre Schwester getötet hat?«
    »Wir haben keine Ahnung«, gab Bendt zu, reichte Anna ihren Milchkaffee und prostete ihr zu. »Die Frombach sagt, es sei ein Irrtum gewesen und sie habe ihren Mann gar nicht erschießen wollen, sondern gedacht, einen Einbrecher vor sich zu haben.«
    Bendt referierte kurz, was Frau Frombach im Einzelnen ausgesagt hatte.
    »Jetzt mal der Reihe nach. Wenn es stimmt, was sie sagt, verstehe ich nicht, dass man sie in Haft genommen hat. Denn dann wäre sie aufgrund der vorliegenden Irrtumsproblematik rechtlich nicht wegen versuchter Tötung, sondern wegen fahrlässiger Körperverletzung oder, wenn ihr Mann stirbt, wegen fahrlässiger Tötung in Tateinheit mit einem möglichen Verstoß gegen das Waffengesetz zu bestrafen. Das ist zwar alles nicht schön, dafür bekommt sie aber keine langjährige Haftstrafe, die jetzt erwarten ließe, dass sie flieht, wenn man sie nicht sofort in Haft nimmt. Habe ich irgendwas verpasst, oder hast du mir verschwiegen, dass ihr Mann ihr vorwirft, vorsätzlich auf ihn geschossen zu haben?«
    »Er kann im Moment gar nichts sagen, sondern wird noch operiert«, antwortete Bendt. »Wir haben aber einige Indizien zusammengetragen, die jedenfalls für den Moment den dringenden Tatverdacht begründen, dass sie mit Absicht auf ihren Mann geschossen hat.«
    Anna war aber immer noch nicht zufrieden. »Selbst wenn! Habt ihr geprüft, ob zu ihren Gunsten von einem strafbefreienden Rücktritt nach §24 des Strafgesetzbuches auszugehen ist?«
    Als Staatsanwältin dachte Anna natürlich gleich daran, dass Frau Frombach im Falle eines Rücktritts zumindest dann nicht wegen versuchten Mordes ihres Mannes bestraft werden könnte, wenn sie zwar absichtlich auf ihn geschossen, nachfolgend aber durch Herbeirufen der Polizei rechtzeitig seine Rettung veranlasst hätte. »Sie hat doch die Polizei gerufen oder nicht?«, fragte Anna deshalb irritiert.
    »Entschuldige«, bat Bendt, der offenbar schmunzelte, weil Anna sofort die passende Vorschrift parat hatte: »Ich habe vergessen, eine Kleinigkeit zu erwähnen. Frau Frombach dachte, er sei tot, als sie die Polizei angerufen hat. Sie hatte gar nicht damit gerechnet, ihn noch retten zu können.«
    »Kleinigkeit vergessen ist gut«, schnaubte Anna und zog die Stirn in Falten. »Rechtlich ist das natürlich der casus knacktus.«
    »Ich weiß, Frau Staatsanwältin. Wenn sie dachte, er sei tot, konnte sie nicht mehr vom Tötungsdelikt zurücktreten.«
    »So ist es«, bestätigte Anna. »Dann musstet ihr sie tatsächlich zunächst zuführen und müsst die Vernehmung ihres Mannes abwarten. Das war richtig. Woher hatte sie überhaupt die Waffe?«
    »Ihre Schwester muss sich vor Jahren illegal eine Pistole beschafft haben. Carla Frombach will angeblich nicht wissen, woher diese Pistole genau stammt. Ihre Schwester hat ihr damals wohl gesagt, dass sie es um keinen Preis verraten wollte. Wir werden hoffentlich schnell herausfinden, auf wen die Waffe ursprünglich registriert war und wie sie möglicherweise abhandengekommen ist.«
    Anna trank einen Schluck aus ihrer Tasse. »Das wird ja wirklich nicht einfacher mit eurem Fall«, sagte sie nachdenklich.
    Sie schwiegen einen Moment. »Wie ist das Ganze eigentlich rechtlich genau einzuordnen, wenn er nicht aufwacht?«, stellte Bendt eine Frage, die auch Anna gerade durch den Kopf ging.
    »Dann kommt es darauf an, ob ihr ihre Schilderung aufgrundirgendwelcher Indizien widerlegen könnt. Ansonsten wäre das

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