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Schneetreiben

Schneetreiben

Titel: Schneetreiben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Gladow
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und zielte auf Teuberts Stirn. »Du hast dafür gesorgt, dass Carla sich nicht mehr sicher fühlt. Du hast Dinge verlegt: ihre Kappe, Zaumzeug. Wenn ich konnte, habe ich es geradegerückt.«
    »Ich habe nicht die geringste Ahnung, wovon du redest«, leugnete Teubert.
    Carla versuchte zu begreifen, ob das, was sie gerade erlebte, real war. Offenbar fantasierte sie wieder und verlor jetzt vollends den Verstand.
    Hansen sah den Mediziner aus hasserfüllten Augen an. »Es war schwer für mich, Carla so lange über meinen Verdacht im Unklaren zu lassen, aber ich hatte keine Beweise.«
    »Das ist doch alles Unsinn«, flüsterte Carla und blickte hilfesuchend zu ihrem Mann hinüber. Offenbar begann das Medikament zu wirken, und sie fühlte sich gleichzeitig aufgewühlt und dennoch müde.
    »Du irrst dich, Johannes«, sagte sie und ging mit ausgebreiteten Armen auf ihn zu, »du machst einen Riesenfehler. Bitte leg die Waffe weg.«

44
    Verdammter Mist, dachte Bendt, der Carlas letzte Worte von der Türschwelle aus hatte hören können. Ganz offenbar schwebte Carla Frombach in Lebensgefahr. Er hoffte inständig, dass Braun endlich aufkreuzen würde. Sie hatten sich bitter getäuscht. Er musste blitzschnell handeln und trat in die Wohnung. Im Durchgang zum Wohnzimmer konnte er von der Seite sehen, dass Stiefelabsätze nur Millimeter in den Flur hineinragten. Er schob sich hastig an der Wand entlang und hoffte, Hansen durch einen gezielten Nackenschlag unschädlich machen zu können, aber es war zu spät. Noch bevor er den Raum erreichte, stolperten Teubert, Carla und Hansen um die Waffe rangelnd auf den Flur, und in dem Handgemenge löste sich ein Schuss, der dumpf durch den Raum hallte. Hansen riss gleich darauf die Augen auf und fiel dann wie ein Baum zu Boden. Carla Frombach hielt die Waffe in der Hand und starrte für einen Moment lang regungslos auf den am Boden liegenden Mann, der sich vor Schmerzen krümmte und röchelte.
    »Mein Gott«, stammelte Carla. Sie glaubte, jeden Moment ohnmächtig zu werden.
    »Es ist alles gut«, säuselte Teubert. »Es war Notwehr, er wollte dich umbringen.«
    Carla konnte nichts sagen und begriff auch nicht, weshalb ihr Mann von Notwehr sprach. Teubert schloss sie in seine Arme, löste die Waffe aus ihren Händen und lehnte sie an die Wand. Ihre Beine fühlten sich butterweich an,und sie glaubte, alles wie durch einen Schleier wahrzunehmen.
    »Das war knapp«, hörte sie ihren Mann wie aus weiter Ferne sagen. »Gut, dass Sie da sind. Wo sind Ihre Kollegen?«
    Bendt ging neben Hansen zu Boden, um Erste Hilfe zu leisten. Gleichzeitig fingerte er in seiner Jackentasche nach seinem Handy.
    »Die müssen jeden Moment hier sein«, erklärte er und wählte den Notruf an, um einen Rettungswagen zu verständigen. Gleichzeitgig versuchte er herauszufinden, wie schwer Hansen verletzt war. Er kam nicht dazu, denn fast im gleichen Moment fuhr der Knauf eines Jagdgewehrs auf seinen Hinterkopf nieder, und es wurde Nacht vor seinen Augen.

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    Carla blickte auf die beiden Männer am Boden. Überall war Blut, und auch Hansen rührte sich plötzlich nicht mehr. Sie sah Teubert an.
    »Warum hast du das getan?«, flüsterte sie und beobachtete ihn dabei, wie er das Jagdgewehr zurück an die Wand stellte.
    »Wieso ich?«, fragte er. »Du brauchst frische Luft.« Er fasste seine Frau bei den Schultern. Sie ließ sich wie in Trance in Richtung Balkontür dirigieren.
    »Es dauert nur noch ein paar Sekunden, Carla«, beteuerte er und schaute sich, noch während er die Balkontür öffnete, gehetzt um. Carla klammerte sich am Innenrahmen der Tür fest. Eine innere Stimme sagte ihr, dass sie Hansen helfen musste und nicht hinausgehen sollte, aber ihre Beine versagten ihr den Dienst.
    »Mir ist so schwindelig«, brachte sie nur mit Mühe heraus. »Sag mir bitte, dass ich das alles nur träume.«
    »Du träumst nicht«, sagte Teubert. Seine Stimme klang hart. Gleichzeitig ergriff er unsanft ihren Arm.
    »Was hast du vor?«, fragte sie, doch statt ihr zu antworten, schob Teubert sie hinaus. Carla klammerte sich draußen mit letzter Kraft an die Brüstung. Sie war ganz benommen. Das Medikament?, dachte sie und spürte, dass ihr Mann sich herunterbeugte und nach ihren Beinen griff.
    »In wenigen Sekunden bist du bei Hanna«, sagte er.
    Carla war nicht in der Lage, sich zur Wehr zu setzen. Sie starrte einfach nur in die Tiefe.

46
    Braun hatte sich zusammenreißen müssen, um nicht mit quietschenden Reifen vor dem Haus in

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