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Schneetreiben

Schneetreiben

Titel: Schneetreiben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Gladow
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wurde genau wie der Gehweg von Schnee bedeckt, die immer dichter wurde. Nur wenige Autos und Fußgänger waren unterwegs und hinterließen ihre Spuren. Carla lehnte sich über die Brüstung, ließ sich den Wind ins Gesicht wehen und schloss einen Moment die Augen. Ihr war, als spüre sie ihre Schwester neben sich. »Wolltest du sterben, Hanna?«, fragte sie laut.
    Seit auch ihr Leben von Angst dominiert wurde, konnte sie verstehen, welche Verlockung darin lag, das eigene Leben zu beenden und für immer Ruhe zu finden. Ihr war vor Aufregung ein wenig übel, und sie fuhr sich mit der Hand über die Stirn, die sich im Vergleich zu ihren Händen ganz heiß anfühlte. Sie drehte sich um, als sie meinte, weniger hören als spüren zu können, dass jemand in die Wohnung getreten war und zu ihr hinausschaute.
    Carla fuhr herum und fasste sich an die Brust. »Hast du mich erschreckt«, sagte sie atemlos, als sie ihren Mann erkannte. Als sie hastig zu ihm hineingehen wollte, übersah sie die Türschwelle und wäre um ein Haar gestürzt, hätte er sie nicht aufgefangen. »Ich hab schon befürchtet, es sei Keller«, sagte sie.
    Teubert lächelte, doch er wirkte sehr angespannt.

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    »Das ist ja wirklich merkwürdig«, sagte Bendt und hämmerte gleichzeitig genervt auf das Armaturenbrett. Anna, die in ihrem Büro saß und ihn auf seinem Mobiltelefon im Auto erreicht hatte, sah ihn förmlich vor sich. Sie verkniff das Gesicht, als sie die von Bendt betätigte Hupe durch den Lautsprecher des Telefons deutlich hören konnte.
    »Ich muss hier an der Ampel halten«, fluchte Bendt.
    Anna schüttelte den Kopf, als das Motorengeräusch seines Wagens deutlich anzeigte, dass er losbrauste.
    »Ich bin in höchstens zwei Minuten in der Königstraße«, sagte er.
    »Das hört man«, entgegnete Anna spöttisch.
    Vor einer halben Stunde war sie aus der Sitzung gekommen und hatte die Protokolle der Telefonüberwachung auf ihrem Schreibtisch vorgefunden. Sie hatte sie nur kurz überflogen und war dabei über einen Anruf gestolpert, der zwar für ihr Verfahren ohne Belang war, von dem sie aber glaubte, dass er Braun und Bendt interessieren würde. Teubert hatte von seinem Mobiltelefon aus seine Frau angerufen und ihr ein Treffen mit Keller um 17:00 Uhr in der Königstraße bestätigt.
    »Hat Braun eine Ahnung, warum die sich treffen wollen?«, fragte Bendt, dem Anna gesagt hatte, dass sie soeben bereits mit Braun telefoniert hatte.
    »Braun war auch erstaunt über dieses Treffen«, meinte Anna und berichtete weiter aus dem Protokoll. »Carla Frombachhat etwas sehr Merkwürdiges von sich gegeben.« Anna schlug die Niederschrift des Telefonats auf. »›Weiß Keller, dass wir über ihn Bescheid wissen?‹, hat sie ihren Mann gefragt.«
    »Was soll das denn heißen?«, fragte Bendt. »Die wissen doch gar nicht, dass Keller auf Hanna Frombach getroffen ist. Ich kann mir kaum vorstellen, dass die mit Keller seit unserer Vernehmung Kontakt hatten.«
    »Offenbar doch, oder sie haben eine andere Quelle.«
    »Mich interessiert, ob dieser Keller wirklich dort auftaucht.« Bendt steuerte den Wagen an den Straßenrand, und Anna hörte, dass der Motor abgestellt wurde.
    »Bist du schon da?«, erkundigte sich Anna.
    »Ja, ich war ganz in der …« Er stockte. »… in der Nähe.«
    »Ist etwas?«, fragte Anna verdutzt.
    »Ja«, murmelte Bendt. »Dieser Hansen hat gerade das Gebäude betreten.«
    »Was hat der denn da zu suchen?« Anna war verblüfft.
    »Gute Frage«, entgegnete Bendt, »vor allem, da er eine Jagdtasche bei sich hat.«
    »Du denkst hoffentlich nicht darüber nach, da allein reinzugehen?«, fragte Anna besorgt.
    »Nein«, sagte Bendt in einem Tonfall, der Anna erahnen ließ, dass er sie nur beruhigen wollte. »Wir sollten jetzt Schluss machen.«
    Anna hörte, wie Bendt sich abschnallte. »Du hast nicht einmal eine Dienstwaffe dabei«, sagte sie aufgeregt. »Du hast frei, erinnerst du dich?«
    Bendt öffnete die Autotür. »Ruf Braun an und sag ihm, dass Hansen eventuell bewaffnet ist und wir uns vielleicht doch geirrt haben«, bat Bendt.
    In Annas Kopf schwirrte es. »Wieso der Stallmeister?«
    »Bitte warte auf Braun«, flehte sie.
    »Mach dir keine Sorgen«, entgegnete Bendt. Anna hätte ihn nur zu gern zurückgehalten, aber die Leitung war schon tot.
    Bendt sprang aus dem Wagen und lief auf den Eingang des Hauses in der Königstraße zu. Ein Blick von der Straße zu den Fenstern im zweiten Stock hinauf verriet ihm, dass dort oben Licht

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