Schneewittchens Tod
Zettel.
»Eunice und Annabelle sind jetzt in Sicherheit«, fuhr sie fort und wandte sich erneut dem Fenster und der Nacht voller Asche zu.
Die beiden Männer im Blouson entfernten sich von Gaelle und traten ins Haus. Stimmen.
»Aber was wirst du ihnen sagen?«, fragte er völlig aufgelöst.
»Nichts. Du wirst es ihnen sagen.«
»Wie bitte?«
»Du wirst es ihnen sagen, Leonard. Denn ich … ich gehe.«
»Aber …«
Und jetzt sah er, was sie unter dem blauen Laken versteckte.
Die Mauser.
Er machte einen Schritt auf sie zu, aber sie hatte den Gewehrlauf schon im Mund. Er erstarrte. Sie nicht anschreien, sich nicht bewegen.
Er sah ihre grauen Augen, Nebelbank ohne jede Hoffnung auf Sonne, er sah den Finger am Abzug, ein weiblicher Finger, zart und weiß, der Nagel gepflegt, unpassend auf einem Kriegsgewehr. Er dachte kurz, dass er sie nicht in die Arme genommen, sie nicht berührt hatte, dass sie gehen würde, ohne dass er sie noch einmal berührt hätte .
Nicht bewegen, ihr sagen, sie solle die Waffe niederlegen, ganz sanft, dass alles wieder gut würde, nein, das nicht, das wäre dumm, ihr sagen, zu leben, für ihre Töchter, ihr sagen .
Schritte auf der Treppe. Schwer. Schnell.
Blanche lächelte ihm zu und drückte ab.
Es war das erste Mal, dass Chib starb.
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