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Schnell und schmerzhaft

Schnell und schmerzhaft

Titel: Schnell und schmerzhaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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bin überzeugt davon, daß einer dieser
lieben Mitmenschen — oder auch mehrere — versuchen wird, Sie im Laufe der
nächsten Woche umzubringen. Sie sollen feststellen, um wen es sich dabei
handelt. Und natürlich sollen Sie dabei möglichst am Leben bleiben.«
    »Und mit weiteren Einzelheiten
wollen Sie nicht herausrücken?«
    Sie schüttelte sehr entschieden
den Kopf. »Im Augenblick noch nicht. Meine Gäste erwarten mich. Es kommt darauf
an, daß Sie als Heiratskandidat einigermaßen überzeugend wirken.« Sie musterte
mich kritisch von oben bis unten. »Na ja, an dem Bürstenschnitt kann man ja
wohl leider nichts ändern.«
    »Mein Haar ist nun mal so«,
verteidigte ich mich.
    »Haben Sie wenigstens einen
anständigen Anzug?«
    »Im Kleiderschrank hängt
einer«, sagte ich. »Da habe ich doch vor ein paar Wochen diesem Hinterwäldler
aus Texas eins über die Birne gegeben, als er nicht darauf gefaßt war, und dann
— «
    »Wo wohnen Sie?«
    »Central Park West. An einem
klaren Tag kann man über den Park bis auf die East Side sehen.«
    »Sie können sich schnell
umziehen, soviel Zeit haben wir noch«, bestimmte sie energisch. »Ich habe für
halb zehn eingeladen, und pünktlich sind meine Gäste sowieso nicht.«
    Wir schnappten uns ein Taxi und
fuhren quer durch die Stadt zu meinem Apartment. Erica machte es sich sofort
auf der Couch gemütlich und sah sich kritisch um.
    »Besser als ich dachte«, befand
sie. »Den Ölmanager nimmt Ihnen hier allerdings kein Mensch ab. Schadet nichts,
von der Clique kommt doch niemand hierher.«
    »Wie wär’s mit einem Drink?«
erkundigte ich mich beflissen. »Französischer Champagner? Zwölf Jahre alter
Scotch? Oder die letzte Flasche Château Boyd, Jahrgang 1906?«
    »Werden Sie bloß nicht frech«,
fuhr sie mir über den Mund. »Einen Scotch on the rocks , bitte.«
    Ich mixte ihr den Scotch und
machte mir einen Gin Tonic zurecht. Sie angelte einen Scheck aus der Tasche und
gab ihn mir im Austausch für den Drink.
    »Hätte ich beinah vergessen.
Für Ihre Spesen, Mr. Boyd.«
    Der Scheck lautete über
eintausendfünfhundert Dollar. Ganz nette Summe für eine einwöchige
Spesenrechnung. Da würde ich mich dranhalten müssen. Ich setzte mich ihr
gegenüber in einen Sessel und nuckelte an meinem Gin Tonic.
    »Ich dachte, Sie wollten sich
umziehen, Mr. Boyd?«
    »Ich hab mir nur gerade was
überlegt. Unerwiderte Liebe vielleicht?«
    »Was reden Sie da für einen
Blödsinn?«
    »Ich frage mich, wieso jemand
aus Ihrem Freundeskreis versuchen sollte, mich umzubringen, nur weil ich Sie
heiraten will?«
    »Das ist so eine Theorie, die
ich habe. Vielleicht liege ich ja völlig falsch damit. Deshalb möchte ich sie
vorläufig gern noch für mich behalten. Sie sollten nur ein bißchen aufpassen,
denn es könnte ja sein, daß ich doch recht habe.«
    »Sind alle Ihre Verdächtigen heute abend auf der Party?«
    »Fast alle. Ich habe ihnen
gesagt, daß wir meine Rückkehr aus Europa feiern wollen, und bei passender
Gelegenheit lasse ich dann die Bombe von unserer beabsichtigten Heirat platzen.
Morgen fliegen wir nach Santo Bahia zurück, und Sie sind die nächste Woche Gast
in meinem Haus. Danach ruft die Pflicht Sie wieder nach Europa, wegen Ihrer
geheimnisvollen Ölgeschäfte, Sie wissen schon. Wir rechnen damit, fünf Wochen
getrennt zu sein. Wenn Sie zurückkommen, wird geheiratet.«
    »Kein Verlobungsring?«
erkundigte ich mich.
    »Das ist mir heute nachmittag gerade noch eingefallen.« Sie langte
wieder in ihre Handtasche und holte einen Ring heraus, den sie an den
Mittelfinger der linken Hand schob. Der Solitär war der größte Brocken, den ich
je gesehen hatte — außer im Schaufenster von Tiffany natürlich.
    »Das Ding muß ein kleines
Vermögen gekostet haben«, vermutete ich.
    »Bei der heutigen
Inflationsrate muß man sein Geld möglichst gewinnbringend anlegen«, meinte sie
gelassen. Ȇbrigens wird heute abend auch meine
Schwester da sein. Die Kleine ist ein Kapitel für sich, zwei Jahre jünger als
ich und ein bißchen — äh — wild.«
    »Aha. Und wie steht’s mit den
anderen Gästen?«
    »Ich halte es für besser, wenn
Sie denen ganz unbeeinflußt gegenübertreten«,
fertigte sie mich ab. »Wie heißen Sie mit Vornamen?«
    »Danny.«
    »Danny?« Sie zog die Nase hoch.
»Na ja, da kann man nichts machen. Hat aber entschieden einen ordinären
Beigeschmack...«
    »Mütterlicherseits habe ich
irisches Blut«, erklärte ich. »Mein Vater war ein echter englischer

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