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Schnell und schmerzhaft

Schnell und schmerzhaft

Titel: Schnell und schmerzhaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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übrigen Gäste schienen das
Interesse an uns verloren zu haben.
    »Du bist in Ordnung, Danny«,
sagte er leise. »Ob du’s glaubst oder nicht, ich hab’ dir eben einen
Riesengefallen getan.«
    »Ach nee!«
    »Wenn ich es dir nicht besorgt
hätte, wäre Luke Pollard eingesprungen. Und der hat noch gemeinere Tricks auf
Lager als du. Vielleicht hätte er dich nicht umgebracht, aber bestimmt hätte er
dich übel zugerichtet. Mit einem gebrochenen Bein wärst du bei dem noch billig
davongekommen.«
    Ich starrte ihn an. Es war ihm
völlig ernst.
    »Aber warum?« wollte ich
wissen.
    »Weil man in unserer Clique
Außenseiter nicht schätzt.«
    »Statt dessen versucht man
lieber, sie umzubringen, ja?«
    »Ich habe nicht versucht, dich
umzubringen, mein Junge. Sonst hättest du nämlich inzwischen schon die Augen
auf Null gestellt.«
    »So langsam habe ich den
Eindruck, daß ihr eine Bande von Verrückten seid, die mit vereinten Kräften aus
der Klapsmühle von Santo Bahia ausgebrochen ist.«
    »Und du, was bist du? Ein
Fremder, der hier hereingeschneit kommt und sich unsere Bienenkönigin
schnappt!«
    »Du meinst Erica?«
    »Wen sonst?« Er grinste, aber
sehr heiter sah er nicht dabei aus. »Hat sie dir denn von unserer Clique noch
gar nichts erzählt?«
    »Nicht ein Wort.«
    »Ach du grüne Neune!« Er
schüttelte besorgt den Kopf. »Na, dann wirst du dich in Santo Bahia noch schön
umgucken!«
     
     
     

3
     
    Gegen drei war mit der Fete
endlich Schluß. Zwei Kellner machten notdürftig Ordnung und verschwanden mit
den Überbleibseln. Den Barkeeper nahmen sie mit, ließen uns aber noch etwas
Trinkbares da. Ich mixte mir einen Drink, sank in den nächstbesten Sessel und
wunderte mich ausgiebig. Erica kam aus dem Schlafzimmer, in das sie sich
verzogen hatte, sah sich um und seufzte erleichtert.
    »Ein Glück, daß sie alle weg
sind. Ich hab’ gedacht, die bleiben mindestens noch zum Frühstück.«
    »Große Klasse, deine Freunde«,
meinte ich. »Dane Tizack fand ich besonders bezaubernd. Du weißt schon, den
römischen Imperator, der mich beinah umgebracht hätte.«
    »Worum ging’s dabei
eigentlich?« fragte sie beiläufig.
    »Um eure unzertrennliche kleine
Clique, der es nicht gefällt, daß ich hereingeschneit komme und ihr die
Bienenkönigin wegnehme.«
    Sie gähnte geräuschvoll. »Mann,
bin ich erledigt! Es stört dich doch nicht, wenn ich ins Bett gehe, Danny? Du
kannst gern mitkommen, wenn du willst, aber außer Schlafen ist im Augenblick
bei mir nichts drin. In Santo Bahia sieht das anders aus, das verspreche ich
dir.«
    »Quatsch nicht dämlich«, sagte
ich grob.
    »Ich erkläre dir alles, wenn
wir in Santo Bahia sind«, beteuerte sie. »Vor heute abend hatte ich ein bißchen Angst, aber du bist ganz groß angekommen.«
    »Vielleicht hätten es deine
Gäste lieber gesehen, wenn Tizack mich wirklich kaltgemacht hätte«, vermutete
ich.
    »Ich hab’ dir doch gesagt, daß
wahrscheinlich in dieser Woche jemand versuchen würde, dich umzubringen, weißt
du noch?«
    »Klar, weiß ich das noch. Ich
habe bloß nicht damit gerechnet, daß es schon so schnell passiert.«
    »Dane hat bloß Spaß gemacht«,
tröstete sie. »Wenn er dich wirklich hätte umbringen wollen, hätte er es auch
geschafft.«
    »Ich habe so das dunkle Gefühl,
daß es eine gute Idee wäre, dir den Scheck zurückzugeben — abzüglich
zweihundert Dollar für meine angeknacksten Rippen«, fauchte ich.
    »Wenn du aussteigen willst,
mußt du dich bald entscheiden«, konterte sie. »Ich weiß ja nicht, wie viele
Jobs du bisher aus Santo Bahia gekriegt hast, aber wenn du bei mir einen
Rückzieher machst, kannst du die Aufträge von dort gleich abschreiben.«
    »Erzähl mir von Peter Moulton«,
verlangte ich.
    »Mach ich — aber nicht jetzt.«
Ihre eisblauen Augen betrachteten mich ohne besondere Freundlichkeit. »Machst
du nun weiter oder nicht?«
    »Na ja, ich denke schon«,
meinte ich zögernd. »Wann fahren wir nach Santo Bahia?«
    »Ich reise gegen Mittag ab«,
antwortete sie. »Nach meiner Rückkehr hab’ ich noch ein, zwei Dinge zu
erledigen und muß im Haus nach dem Rechten sehen. Du kannst am Tag darauf
nachkommen.«
    »Okay. Wie finde ich das Haus?«
    »Ruf mich vom Flugplatz aus an.
Die Nummer steht im Telefonbuch. Ich hole dich ab.«
    Ich trank mein Glas leer,
rappelte mich aus meinem Sessel hoch und marschierte zur Tür.
    »Danny?«
    Ich stellte das leere Glas auf
die Bar und wandte mich um. Die blauen Augen blickten gar nicht mehr

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