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Schneller als der Tod erlaubt. Ein Rettungssanitäter berichtet

Schneller als der Tod erlaubt. Ein Rettungssanitäter berichtet

Titel: Schneller als der Tod erlaubt. Ein Rettungssanitäter berichtet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg Lehmacher
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»Auf der Verbindungsstraße zwischen Friedberg und Eurasburg, etwa fünfhundert Meter von der Einmündung entfernt, die von Odelzhausen herführt.«
    Aus Richtung Odelzhausen gibt es keine Einmündung, da muss man über andere Ortschaften anfahren. Und es gibt mindestens zwei Wege und Einmündungen. Über Funk hören wir noch, wie Marcia sich darüber mit der Leitstelle unterhält.
    »Wir fahren einfach über die Verbindungsstraße raus, dann werden wir schon irgendwann dort ankommen«, sage ich mehr zu mir selbst, während ich den anderen hinterherfahre. Aber Marcia hatte recht mit ihrer Rückfrage an die Leitstelle: Bei einer unklaren Ortsbeschreibung ist der Einsatz am Ende ganz woanders …
    Auf einmal hören wir am Funk eine Polizeistreife, die sich auf unseren Kanal zugeschaltet hat.
    »An alle Fahrzeuge, die zu dem Verkehrsunfall auf der Staatsstraße bei Eurasburg unterwegs sind: Verkehrsunfall schwer , genauer Ort zwischen Rehrosbach und Eurasburg, eingeklemmte Person.«
    Dr. Eckmann bestätigt diese Meldung kurz, ich höre Marcia, die sich erkundigt, ob die Feuerwehr schon alarmiert sei.
    »Wir sind gerade dabei«, kommt die knappe Antwort von der Leitstelle.
    Hin und wieder ein Mensch auf dem Gehsteig in einer Ortschaft auf dem Weg, jemand, der sich nach uns umdreht, kaum noch Autos vor uns, die wenigen, die unterwegs sind, stehen schon mit eingeschalteten Warnblinkern am Straßenrand. Hier auf dem Land, wo wir nicht so oft sind, fallen wir noch mehr auf.
    Noch etwa zwei oder drei Kilometer. Das Blaulicht des RTW und des »FirstResponder« tauchen auf, letzterer ist ein Pkw, der in ländlichen Gegenden seit einigen Jahren mit einem einzelnen Sanitäter zur Erstversorgung vorausfährt. Rundherum einige Pkws mit Warnblinker. Und dann erkenne ich auch den weißen Lieferwagen, der völlig zerstört etwa fünfzehn Meter von der Straße entfernt um den einzigen Baum an diesem Abschnitt der Straße gebogen ist. O weh, das sieht richtig schlecht aus.
    »Volltreffer«, sagt Dr. Eckmann trocken.
    Ich versuche, mich auf die letzten Meter der Anfahrt zu konzentrieren, aber dieses total zerstörte Wrack zieht ein paar Mal meine Blicke in seine Richtung. Nicht weit von hier hatte ich vor einigen Jahren meinen ersten tödlich verunglückten Motorradfahrer …
    Kurz bevor wir da sind, sehe ich Jens und Marcia vor mir eilig durch das Feld auf das Auto zustapfen, der Sanitäter vom FirstResponder ist dahinter verschwunden. Eine stark untersetzte Frau, die daneben steht, telefoniert und fuchtelt mit ihrer anderen, freien Hand wild in der Gegend herum. Marcia schaut in das Führerhaus, das völlig eingedrückt ist. Ich lenke das Auto ein paar Meter hinter den RTW , Dr. Eckmann steigt aus, noch bevor ich ganz stehe. Als ich den Wagen abgestellt habe, schnappe ich mir unseren Notfallkoffer. Man weiß ja nicht, ob nicht mehrere Personen eingeklemmt oder verletzt sind. Seltsam, wo ist eigentlich die Polizeistreife, die uns gerufen hatte? Ich dachte, die sei schon vor Ort.
    Schon von Weitem hört man die Frau, die mit ihrem Handy vor dem zerstörten Lieferwagen steht, laut lamentieren. Zuerst verstehe ich sie gar nicht, denke, sie redet vielleicht Türkisch, aber dann merke ich, dass es tiefstes Bayerisch ist. Marcia kommt mir mit dem Sani vom FirstResponder entgegen, ein leichtes Lächeln im Gesicht. »Der war auch mit drinnen.« Sie zeigt auf einen etwa zwölfjährigen Jungen, vor dem Jens in der Hocke sitzt, um ihn zu untersuchen, während Dr. Eckmann bei der Frau ist, die sich aber immer wieder telefonierend von ihm wegdreht, um weiter in ihr Handy zu schimpfen.
    In einer Redepause schafft er es endlich, sie anzusprechen: »Alles in Ordnung bei Ihnen? Fehlt Ihnen was?«.
    Die Frau senkt die Hand mit ihrem Telefon, ein erstaunter Blick, als ob erst jetzt das eigentliche Ereignis stattfinden würde, dann holt die tief Luft.
    »Jo sag emol, bist du jetzt komplett bled worn? Ob mir wos foid? Jo bist narrisch? Siegst du eigentlich net, das mei Audo komplett am Orsch is? Des gibt’s doch ned, lauda Bleede do herausn.«
    »Was meint sie?« Jens schaut erstaunt.
    »Sie sagt, dass ihr nichts fehlt und alles in Ordnung ist, dass aber ihr Auto leider einen Schaden genommen hat und sie das doch ein wenig ärgert.«
    Jens Gesichtsausdruck ist jetzt noch beleidigter, er passt zum Schimpfen der Frau.
    Unweigerlich muss ich mich wegdrehen und lachen. Erleichterung ist auch dabei. Aus einiger Entfernung hört man noch mal

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