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Schneller als der Tod

Schneller als der Tod

Titel: Schneller als der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Josh Bazell
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platschendes Geräusch, und er unterbrach sich erneut. Er sah leicht verzweifelt aus.
    »Geh runter«, flüsterte ich.
    Skinflick probierte diverse Hock- und Kniestellungen und legte sich zu guter Letzt auf die Seite, um in einer fächelnden Bewegung Richtung Wand zu pissen.
    Das machte mir Sorgen. Skinflick war denkbar frei von Schamgefühlen, aber selbst er hatte seine Grenzen. Und von der Scham zum Groll ist es nur ein winziger Schritt.
    Aber als Skinflick sein Ding ausschüttelte, sagte er nur: »Scheiße. Hoffentlich kann das FBI anhand von Urin keine DNA nachweisen.«*
(Nein, normalerweise können sie das nicht, weil Urin nicht genügend Zellen enthält. Und wenn Sie so viele Zellen abstoßen, dass das FBI mit seinem schlechten Labor sie aus dem Erdboden sieben kann, ist strafrechtliche Verfolgung die geringste Ihrer Sorgen.)
    Einen Moment später sagte er: »Heiliger Strohsack. Guck mal.«
    Ich ging zu ihm und schaute. Sie waren beinah unsichtbar in dem grünlichen Schummerlicht, aber der ganze Erdboden war voller Fußabdrücke.
Überall -
auch da, wo ich gesessen hatte.
    Groß wie die Füße junger Mädchen. Viele verschiedene Füße.
    Es war kein Beweis, aber es war zumindest unheimlich. Dann öffnete sich die Haustür, und die Stimme eines Heranwachsenden rief: »Dad, ich lass die Hunde wieder raus!«

    Wenn man bedenkt, wie lange es manchmal dauert, bis einem etwas klar wird, geht das bei anderen Sachen erstaunlich schnell. Wenn zum Beispiel jemand Hunde hat, sie aber im Haus lassen muss, wenn der Klempner oder der Lebensmittelmann kommt, weiß man gleich, dass das ziemlich böse Hunde sein müssen.
    Das Gefühl des Surrealen, der Untätigkeit und der nebelhaften Blödheit verschwand auf der Stelle. Ich hatte mich hierherbugsiert. Jetzt musste ich sehen, dass ich am Leben blieb.
    Ich zog meine Kanone aus der einen Tasche und den Schalldämpfer aus der anderen und hörte, als ich sie zusammenschraubte, sprunghafte Laufschritte. Zwei riesige, dobermannähnliche Schemen tauchten an der Schuppenwand auf.
    Später fand ich heraus, dass es sich um sogenannte King-Dobermänner handelte, die man bekommt, wenn man einen Dobermann mit einer Dänischen Dogge kreuzt und das Ergebnis gegenkreuzt, bis von der Dogge nur noch die Größe übrig ist. Im Moment sagte ich nur: »Scheiße.«
    Wie jeder normale Mensch mag ich Hunde. Ein Hund ist sehr viel schwerer zu verbiestern als ein Mensch. Und es war klar, dass wir sie töten mussten.
    Die Hunde begannen unten an der Wand zu schnuppern, gegen die Skinflick gerade gepisst hatte. Dann drückte sich der eine auch schon gegen das Fiberglas, und der andere trat einen Schritt zurück und fing an zu knurren.
    Die Haustür wurde zugeschlagen. Das hieß, dass derjenige, der sie zugeschlagen hatte, entweder jetzt draußen war und so schnell wie möglich ausgeschaltet werden musste, oder dass er im Haus war und vielleicht nicht hörte, was jetzt kam.
    Jedenfalls war es Zeit, etwas zu tun.
    Der auf Abstand gegangene Hund wuffte. Anlauf zum Bellen. Ich schoss ihn zweimal durch die Wand in den Kopf, dass er nach hinten flog, dann schoss ich den näher stehenden zwei Mal in die Brust. Er ging winselnd zu Boden.
    Schnell wechselte ich das Magazin und lauschte. Die Schüsse waren gedämpft gewesen, aber alle vier hatten das Fiberglas mit einem lauten Geräusch durchschlagen, und die Schuppenwände ratterten noch. Die Durchschusslöcher hatten ausgefranste Ränder, wie Stoff.
    Die Haustür ging wieder auf.
    Dieselbe Jungenstimme rief: »Ebay? Xena?«
    Ich lief auf den verhängten Eingang hinten am Schuppen zu.
    »Ebay!«, schrie die Stimme, jetzt viel näher.
    »Den nehm ich«, sagte Skinflick. »Nein!«, zischte ich.
    Aber Skinflick lief bereits auf die Schuppenwand zu, die Knarre in der Hand. »Nein!«, rief ich.
    Es war Actionfilmkacke. Skinflick sprang, rammte die Schulter in die Rückwand und bog damit zwei Fiberglasplatten so weit nach außen, dass er durch den V-förmigen Spalt sehen und schießen konnte. Dann schwang die Wand zurück und schleuderte ihn in die Schuppenmitte.
    Im Film hätte er allerdings nicht vorbeigeschossen. Oder vergessen, den Schalldämpfer aufzusetzen.
    Der Schuss hörte sich an wie ein Zusammenstoß. Wenn man im Kofferraum ist. Er hallte mir in den Ohren, als ich durch die verhängte Tür nach vorn lief, wo ich beinah auf Hundeblut ausrutschte und gerade noch sah, wie die Haustür ins Schloss fiel.
    »Hab ich ihn erwischt?«, sagte Skinflick, als er hinter

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