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Schneller als der Tod

Schneller als der Tod

Titel: Schneller als der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Josh Bazell
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ich Skinflick nach hinten riss, ging der Donner wieder los. Ganze Eckstücke der Wand, vor der wir gekniet hatten, lösten sich in nichts auf, wie in diesen Filmen, wo ein Zeitreisender etwas in der Zukunft ändert und Sachen aus der Gegenwart verschwinden.
    Die Luft füllte sich mit Gipsstaub und Geschosssplittern, und man konnte unmöglich noch etwas sehen. Skinflick entwand sich meinen Händen, und ich verlor ihn aus dem Blick. Ich kroch von der Ecke weg, hinter eingestürztes Mauerwerk im Innern. Erst als ich husten musste, merkte ich, dass ich kaum etwas hörte.
    Nach ich weiß nicht wie langer Zeit fuhr ein Novemberwindstoß durch das Haus, und die Luft wurde wieder klar. Die Vorder- und Seitenwände des Raums waren überwiegend Freilicht. Aus der Decke fehlten große Stücke, so dass man ein Schlafzimmer im ersten Stock sah und ein paar Leitungsrohre, aus denen Wasser über die Reste einer Wand sprudelte. Ich hatte freie Sicht bis zur Diele. Das Jesusgemälde und der Schaltkasten dahinter waren kaputt.
    Karcher selbst stand am Fuß der Treppe, so weit der noch vorhanden war. Skinflick lag vor ihm auf dem Rücken.
    Skinflick hatte noch seine Pistole, aber an dem zurückgefahrenen Schlitten sah man, wie leer sie war.
    »DU SITZT TIEF IN DER SCHEISSE, JUNGE«, brüllte Kareher ihn an. Offenbar kam das Gehör bei ihm viel langsamer zurück als bei mir.
    »ICH BRING DICH LANGSAM UM, UND DU DARFST DICH SELBER FRESSEN.«
    Beim Sterben ist jeder der Erste
war schon immer
Der Pate
für weiße Hinterwäldler.
    Wie es aussah, ahnte Karcher nicht, dass wir zu zweit waren.
    Ohne Hast stand ich auf und schoss ihm glatt durch den Kopf.

    Wie es dann weiterging, haben Sie gelesen. Sie haben wahrscheinlich Nachinszenierungen davon im True Crime TV gesehen.
    Der ältere Karcher-Sohn, Corey, den ich ins Schienbein traf, ist verblutet. Dem jüngeren, Randy, habe ich das Bein abgebunden. Er hätte vielleicht überlebt, hätte ihn Skinflick, als ich den Wagen holen ging, nicht in den Kopf geschossen. Willkommen in der Mafia, Adam »Skinflick« Locano.
    Als wir die drei Leichen in den Kofferraum luden, kamen die Frauen hinaus auf den Rasen vorm Haus und sahen uns zu, die Ältere heulend auf den Knien, die andere stumm schauend. Später am Abend wurden die Leichen von einem Mitarbeiter des Brooklyner Leichenbeschauers, der - hoppla -beim Mob wegen
Oscar-
Wetten in der Kreide stand, auf ein halbes Dutzend Kindersärge verteilt, und die sechs Särge wurden in Potter's Field begraben.
    Bevor Skinflick und ich wegfuhren, stöberte ich so viele von den ukrainischen Mädchen auf wie möglich. Auf der Streckbank in Karchers »Büro« lag eine, die ich nicht wach bekam und die ich mitgenommen hätte, wenn ich davon hätte ausgehen können, dass wir sie schneller ins Krankenhaus bekämen als die Polizei.*
(Es stimmt übrigens, dass man von nahem noch das aufgedruckte Baumarkt-Logo auf den Brettern der Streckbank sehen konnte. Auf denen, die nicht zu sehr mit Blut und Kot verkrustet waren.)
    Ein noch lebendes Mädchen war im Zimmer eines der Söhne an einer Kette aufgehängt - glücklicherweise nicht das Zimmer über dem Fernsehzimmer. Und zwei tote Mädchen hingen in einem anderen Schuppen an Ketten.
    Der Eingang zum Sturmkeller, in dem die übrigen waren, lag auf der Rückseite. Etwas Schlimmeres habe ich nie gerochen, bis ich Medizin studierte.
    Skinflick und ich hielten an demselben Münztelefon, an dem ich mich mit dem Lieferjungen verabredet hatte, und ich rief die Cops an und sagte ihnen, wo sie hinsollten und was sie dort erwartete. Locano riefen wir auf dem Handy an. Nachdem wir die Leichen der Karchers abgeladen hatten, fuhren wir nach Hause und duschten, und Skinflick betrank und bedröhnte sich, während ich mich auf die Suche nach Magdalena machte.
    Skinflick und ich hatten seit der Schießerei kaum ein Wort miteinander gewechselt. Wir waren beide schwer mitgenommen, aber wir wussten auch beide, dass Skinflicks Entscheidung, einen verletzten Vierzehnjährigen abzuknallen, genügte, um unsere Freundschaft zu zerstören, und auch an einem Tag genügt hätte, an dem sonst nichts schiefgelaufen wäre.
    Und zwei Wochen später wurde ich wegen Mordes an Les Karchers beiden Frauen verhaftet.
     

Kapitel 17
    Der Instrumentierpfleger gibt mir ein Skalpell mit winziger Klinge. Ich ziehe es leicht über die Mitte der frisch auf Squillantes Bauch markierten Linie, und Tinte, Folie und Haut springen etwa zweieinhalb Zentimeter auseinander.

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