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Schneller als der Tod

Schneller als der Tod

Titel: Schneller als der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Josh Bazell
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mir auftauchte.
    »Ich glaub nicht«, sagte ich. »Er ist wieder im Haus.« »Verdammt. Was machen wir jetzt?« Als ob ich eingeplant hätte, dass er uns so in die Bredouille bringt.
    »Wir müssen weg hier«, sagte ich.
    Und zwar nicht in den Garten. Mit Ausnahme ihrer Gipsfaserwände kannten diese Typen ihr Haus hundertmal besser, als wir es je kennenlernen würden.
    Ich lief in den Schuppen zurück. Trat die Wand um den Hahn herum ein und stampfte die bemalte Pappe platt.
    Die so entstandene Öffnung war lächerlich klein. Fünfundvierzig Zentimeter vielleicht, diagonal. Und das, nachdem ich den Hahn weggebogen hatte.
    Mit zusammengedrückten Schultern, den Kopf voran, konnte ich mich gerade so in das Loch zwängen. Und prompt war kein Licht mehr da. Ich packte irgendwelche Rohre in der Dunkelheit und zog mich daran in den Modergeruch.
    Mein Gesicht stieß ein paar halbvolle Flaschen um, und schon roch es nach Chlor und Spülmittel statt Moder. Ich lachte beinah. Dann stieß ich die Schranktür auf und schlängelte mich unter der Spüle hervor.
    Das Licht blendete. Auf der einen Seite stand ein breiter Herd und auf der anderen ein Hackblock. Ich richtete mich schnell auf.
    Der Hackblock war kein Yuppie-Zubehör: er war blutbefleckt, und auf der einen Seite war ein riesiger Fleischwolf angeschraubt. Hinter dem Block standen zwei Frauen und starrten mich an.
    Die eine war um die fünfzig, die andere etwa halb so alt. Beide sahen so aus, wie man aussieht, wenn einem jeder Knochen im Gesicht mindestens einmal gebrochen wird und ohne ärztliche Hilfe wieder zusammenwächst. Bloß war das Gesicht der Älteren schlimmer.
    Sie waren quasi bewaffnet. Die Ältere hielt mit beiden Händen ein Tranchiermesser vor sich, die Jüngere hatte sich einen schweren eisernen Grillaufsatz von einer Kochstelle gegriffen. Aber beide sahen verängstigt aus.
    Ich hielt die Frauen mit meiner Pistole in Schach und half Skinflick auf die Beine, als er aus dem Durchschlupf kam. »Achtung«, sagte ich zu ihm. »Wir haben zwei Zuschauer. Schieß nicht auf sie.«
    Als Skinflick sie erblickte, brachte er seine Kanone in Anschlag. »Zuschauer?«, sagte er. »Die eine hat ein Messer!«
    »Steck deinen Schalldämpfer auf«, befahl ich ihm. Zu den Frauen sagte ich: »Wo sind die ganzen Mädchen?«
    Die Jüngere zeigte auf den Fußboden. Die Ältere blickte sie finster an, merkte dann, dass ich es mitbekam, und ließ es sein.
    »Im Keller?«
    Die Jüngere nickte.
    »Wie viele Personen sind außerdem noch im Haus?«
    »Drei«, sagte sie heiser.
    »Sie beide eingerechnet?«
    »Außer uns noch drei.«
    »Sind Sie von der Polizei?«, fragte die Ältere.
    »Ja«, antwortete ich.
    Die Jüngere sagte: »Gott sei Dank«, und begann zu weinen.
    »Los jetzt«, sagte ich zu Skinflick. Und zu den Frauen: »Sie bleiben hier. Beide. Sonst erschießen wir Sie doch.«
    Nicht die feine Polizeiart, aber egal. Ich ging rückwärts aus der Küche, drehte mich dann um und lief den Flur entlang.
    Der Flur war beklemmend eng und machte unter Regalen voller Plunder wie karierten Schlafsäcken und alten Brettspielen zweimal einen Knick. Er roch nach Zigarettenqualm. An einem Wandbrett aus Kork am Ende steckten vergilbte Ferienfotos und Fotos von tickenden Paaren, glaube ich, aber ich blieb nicht stehen, um sie mir näher anzusehen.
    Der Flur mündete in eine vollgekramte Diele mit der Haustür am einen Ende. Es gab noch zwei andere Türen und eine Treppe nach oben. Zu meiner Rechten war nur ein Türbogen, aber links von mir war eine richtige Tür, und sie war geschlossen. Skinflick trat hinter mich.
    Ich richtete die Pistole auf den Türbogen und den Treppenkopf und ging rückwärts auf die geschlossene Tür zu. Riss sie geduckt auf.
    Garderobe. Jede Menge Gummistiefel. Ich stieß sie wieder zu.
    Zwischen der Garderobe und der Haustür hing ein Gemälde von Jesus, das mir so fehl am Platz schien, dass ich es anhob. Schalter für die Gegensprechanlage und das Eingangstor.
    Ich überlegte, ob wir einfach türmen sollten. Das Tor von hier aus öffnen und versuchen, in den Wald hinter dem Zaun zu kommen.
    Aber das war viel Rennerei durch offenes Gelände und ein leicht abzusehendes Manöver. Und so schlecht meine Chancen auch wären, die von Skinflick wären doppelt so schlecht. Ich winkte ihm mitzukommen und ging zu dem Türbogen hinüber.
    Der führte zu einem Raum in der rechten vorderen Ecke des Hauses. Unter dem nach vorn hinausgehenden Fenster hatten wir uns durchgeduckt,

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