Schnelles Denken, langsames Denken (German Edition)
sie der Versuchung widerstehen, sich an Schokolade und fettreichen Keksen gütlich zu tun. Später werden diese Personen dann bei einer schwierigen kognitiven Aufgabe eher als üblich aufgeben. Die Liste der Situationen und Aufgaben, die bekanntermaßen die Selbstkontrolle erschöpfen, ist lang und vielfältig. Bei allen geht es um Konflikte und die Notwendigkeit, eine natürliche Neigung zu unterdrücken. Dazu gehören:
Nicht an weiße Bären denken
Die emotionale Reaktion auf einen aufwühlenden Film hemmen
Eine Reihe von konfliktbeladenen Entscheidungen treffen
Andere beeindrucken wollen
Freundlich auf das schlechte Verhalten eines Partners reagieren
Mit einem Menschen anderer Hautfarbe in Austausch treten
(für voreingenommene Personen)
Die Liste der Hinweise auf erschöpfte Selbstkontrolle ist ebenfalls höchst unterschiedlich:
Von seiner Ernährung abweichen
Zu viel Geld für Impulskäufe ausgeben
Aggressiv auf Provokation reagieren
Bei einer Kraftmesser-Aufgabe weniger lange durchhalten
Bei Denkaufgaben und logischer Entscheidungsfindung schlecht abschneiden
Die Datenlage ist eindeutig: Aktivitäten, die hohe Anforderungen an System 2 stellen, erfordern Selbstkontrolle, und die Ausübung von Selbstkontrolle ist erschöpfend und unangenehm. 5 Im Unterschied zur kognitiven Belastung ist die Ego-Depletion zumindest teilweise ein Motivationsverlust. Nach der Ausübung von Selbstkontrolle bei einer Aufgabe sind Sie nicht dazu aufgelegt, sich bei einer weiteren erneut anzustrengen, obwohl Sie das tun könnten, wenn Sie es wirklich müssten. Bei mehreren Experimenten konnten die Probanden den Wirkungen einer Ego-Depletion widerstehen, wenn sie einen starken Anreiz dazu erhielten. 6 Dagegen ist vermehrte Anstrengung keine Option, wenn Sie sechs Ziffern im Kurzzeitgedächtnis halten müssen, während Sie eine Aufgabe erledigen. Ego-Depletion ist nicht der gleiche mentale Zustand wie kognitive Auslastung.
Die überraschendste Entdeckung, die Baumeisters Gruppe machte, zeigt, wie er es formuliert, dass die Idee einer mentalen Energie mehr als nur eine Metapher ist. 7 Das Nervensystem verbraucht mehr Glukose als die meisten anderen Körperteile, und anstrengende mentale Aktivität scheint in der Glukose-Währung besonders teuer zu sein. Wenn Sie intensiv über ein schwieriges Problem nachdenken oder eine Aufgabe ausführen, die Selbstkontrolle erfordert, sinkt Ihr Blutzuckerwert. Der Effekt ist ganz ähnlich wie bei einem Läufer,
der beim Sprint die in seinen Muskeln gespeicherte Glukose aufbraucht. Daraus lässt sich die gewagte Schlussfolgerung ableiten, dass die Effekte der Ego-Depletion durch die Aufnahme von Glukose rückgängig gemacht werden könnten, und Baumeister und seine Kollegen haben diese Hypothese in mehreren Experimenten bestätigt. 8
Freiwillige in einer ihrer Studien sahen sich einen kurzen Stummfilm über eine Frau an, die interviewt wurde, und sie wurden gebeten, ihre Körpersprache zu interpretieren. Während sie die Aufgabe ausführten, wanderte eine Reihe von Wörtern in langsamer Folge über den Bildschirm. Die Teilnehmer wurden ausdrücklich angewiesen, die Wörter zu ignorieren, und sobald sie bemerkten, dass ihre Aufmerksamkeit abgelenkt wurde, sollten sie sich wieder auf das Verhalten der Frau konzentrieren. Man wusste, dass dieser Akt der Selbstkontrolle eine Ego-Depletion auslöst. Alle Freiwilligen tranken ein bisschen Limonade, bevor sie sich der zweiten Aufgabe zuwandten. Die Hälfte von ihnen trank mit Glukose gesüßte, die andere Hälfte mit Süßstoff versetzte Limonade. Anschließend bekamen alle Teilnehmer eine Aufgabe, bei der sie eine intuitive Reaktion überwinden mussten, um die richtige Antwort zu finden. Menschen mit erschöpfter Selbstregulation unterlaufen normalerweise viel mehr intuitive Fehler als nicht erschöpften Menschen, und diejenigen, die die mit Süßstoff versetzte Limonade tranken, zeigten den erwarteten Erschöpfungseffekt. Bei den Glukosetrinkern dagegen war die Selbstregulation nicht erschöpft. Die Wiederherstellung des üblichen Blutzuckerspiegels im Gehirn hatte verhindert, dass sich die Leistungsfähigkeit verschlechterte.
Es bedarf umfassender weiterer Forschungsarbeiten, um zu klären, ob die Aufgaben, die eine Glukose-Erschöpfung verursachen, auch das vorübergehende a rousal verursachen, das sich in der Zunahme der Pupillenweite und des Herzschlags widerspiegelt. Über eine verstörende Demonstration von Auswirkungen der Ego-Depletion auf
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