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Schnelles Denken, langsames Denken (German Edition)

Schnelles Denken, langsames Denken (German Edition)

Titel: Schnelles Denken, langsames Denken (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Kahneman
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zwei einfache Wörter, in ungewohnter Weise nebeneinanderstehend  –, indem es die Wörter in einer kausalen Geschichte miteinander verknüpfte; es schätzte die mögliche Bedrohung ein (gering bis moderat) und schuf einen Kontext für zukünftige Entwicklungen, indem es Sie auf Ereignisse vorbereitete, die gerade wahrscheinlicher geworden waren; es erzeugte auch einen Kontext für das gegenwärtige Ereignis, indem es beurteilte, wie überraschend es war. Sie wussten schließlich so gut über die Vergangenheit Bescheid und waren so gut für die Zukunft gerüstet, wie es überhaupt möglich war.
    Ihr System 2 hat dabei seltsamerweise die bloße Verknüpfung von zwei Wörtern als eine Repräsentation der Wirklichkeit behandelt. Ihr Körper reagierte in abgeschwächter Weise so, wie er auf das reale Ereignis reagieren würde, und die emotionale Reaktion wie auch das körperliche Zurückweichen waren Teil der Interpretation des Ereignisses. Kognitionswissenschaftler haben in den letzten Jahren betont, dass Kognition leiblich verankert ist; wir denken mit unserem Körper, nicht nur mit unserem Gehirn. 3
    Der Mechanismus, der diese mentalen Ereignisse verursacht, ist seit langer Zeit bekannt: Es ist die Assoziation von Vorstellungen. Wir alle wissen aus Erfahrung, dass Vorstellungen in unserem Bewusstsein in recht geordneter Weise aufeinanderfolgen. Die britischen Philosophen des 17. und 18. Jahrhunderts suchten nach den Regeln, die solche Folgen erklären. In der 1748 veröffentlichen Abhandlung Eine Untersuchung über den menschlichen Verstand (An Enquiry Concerning Human Understanding) unterschied der schottische Philosoph David Hume drei Grundprinzipien der Assoziation: Ähnlichkeit, Kontiguität in Zeit und Raum und Kausalität. Unser Assoziationsbegriff hat sich seit Humes Zeit grundlegend gewandelt, aber seine drei Prinzipien bilden noch immer einen guten Ausgangspunkt.
    Ich werde hier einen sehr weit gefassten Vorstellungsbegriff verwenden. Eine Vorstellung kann konkret oder abstrakt sein, und sie kann in vielfältiger Weise zum Ausdruck gebracht werden: durch ein Verb, ein Substantiv, ein Adjektiv oder eine geballte Faust. Für Psychologen sind Vorstellungen Knoten in einem riesigen Netzwerk, assoziatives Gedächtnis genannt, in dem jede Vorstellung mit vielen anderen verbunden ist. Es gibt unterschiedliche Typen von Verknüpfungen: Ursachen sind mit ihren Wirkungen verknüpft (Virus → Erkältung); Objekte mit ihren Eigenschaften (Linde → grün); Objekte mit den Kategorien, zu denen sie gehören (Banane → Frucht). Ein Fortschritt gegenüber Hume liegt darin, dass wir heute nicht mehr annehmen, dass das Denken aus einer Folge bewusster Vorstellungen besteht, die sich wie Perlen an einer Kette aneinanderreihen. Nach der neuesten Theorie über die Funktionsweise des assoziativen Gedächtnisses laufen viele Prozesse gleichzeitig ab. Eine Vorstellung, die aktiviert wurde, ruft nicht einfach nur eine andere Vorstellung wach. Sie aktiviert viele Vorstellungen, die ihrerseits weitere Vorstellungen evozieren. Außerdem werden nur einige wenige der aktivierten Vorstellungen bewusst registriert; der größte Teil der Arbeit des assoziativen Denkens vollzieht sich lautlos, unterhalb der Bewusstseinsschwelle. Die Auffassung, dass wir nur beschränkten Zugang zum »Innenleben« unseres Geistes haben, ist schwer zu akzeptieren, weil es nicht unserem eigenen Erleben entspricht, aber sie ist trotzdem wahr: Wir wissen viel weniger über uns selbst, als wir zu wissen glauben.

Primes, die uns anleiten
    Studien über Priming-Effekte führten zu Entdeckungen, die unser Selbstbild, bewusste und autonome Urheber unserer Urteile und Entscheidungen zu sein, infrage stellen. So glauben zum Beispiel die meisten von uns, unser Abstimmungsverhalten bei Wahlen sei ein bewusster Willensakt, in dem sich unsere Wertvorstellungen und unsere Urteile über politisches Handeln widerspiegelten und der nicht von Nebensächlichkeiten beeinflusst werde. So sollte unser Abstimmungsverhalten zum Beispiel nicht vom Standort des Wahllokals beeinflusst werden – was jedoch der Fall ist. Eine Studie über das Abstimmungsmuster in Wahlbezirken von Arizona im Jahr 2000 zeigte, dass die Unterstützung für Vorschläge zur Erhöhung der Bildungsausgaben erheblich größer war, wenn sich das Wahllokal in einer Schule befand statt nur in der Nähe einer Schule. 10 Ein anderes Experiment zeigte, dass die Bereitschaft von Personen, eine Schulinitiative zu

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