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Schnelles Denken, langsames Denken (German Edition)

Schnelles Denken, langsames Denken (German Edition)

Titel: Schnelles Denken, langsames Denken (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Kahneman
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Entscheidungen und Handlungen bestimmen. Es stellt eine implizite Interpretation dessen bereit, was uns widerfährt und was um uns herum geschieht, wobei es die Gegenwart mit der jüngsten Vergangenheit und mit Erwartungen über die nahe Zukunft verknüpft. Es enthält das Weltmodell, das Ereignisse sofort als normal oder überraschend bewertet. Es ist die Quelle unserer raschen und oftmals präzisen intuitiven Urteile. Und das meiste davon tut es, ohne dass wir uns seiner Aktivitäten bewusst wären. Wie wir in den folgenden Kapiteln sehen werden, ist System 1 auch der Ursprung vieler der systematischen Fehler in unseren Intuitionen.
    Zum Thema »Priming«
     
    »Der Anblick all dieser Menschen in Uniform primt nicht Kreativität.«
     
    »Die Welt ist bei Weitem nicht so sinnhaft aufgebaut, wie wir glauben. Die Kohärenz ist vor allem ein Produkt der Funktionsweise unseres Intellekts.«
     
    »Sie wurden geprimt, Fehler zu finden, und genau das fanden sie.«
     
    »Sein System 1 konstruierte eine Geschichte, und sein System 2 glaubte sie. Das passiert uns allen.«
     
    »Ich brachte mich selbst zum Lächeln, und jetzt fühle ich mich tatsächlich besser!«

Illusionen des Gedächtnisses
    Bei dem Wort »Illusion« denkt man unwillkürlich an optische Täuschungen, weil wir alle Bilder kennen, die uns in die Irre führen. Aber das Sehen ist nicht der einzige Bereich, in dem Illusionen auftreten; auch das Gedächtnis unterliegt Täuschungen, so wie das Denken im Allgemeinen.
    David Stenbill, Monica Bigoutski, Shana Tirana. Ich habe diese Namen gerade erfunden. Wenn Sie irgendeinem davon in den nächsten Minuten begegnen, werden Sie sich wahrscheinlich daran erinnern, wo Sie die Namen zum ersten Mal gesehen haben. Sie wissen – und Sie werden schon seit einiger Zeit wissen  –, dass dies nicht die Namen von B-Promis sind. Aber nehmen wir an, dass Ihnen in ein paar Tagen eine lange Liste mit Namen gezeigt wird, einschließlich einiger Namen von B-Promis und mit »neuen« Namen von Menschen, von denen Sie noch nie gehört haben; Ihre Aufgabe ist es nun, jeden Prominentennamen
auf der Liste zu überprüfen. Es besteht eine erhebliche Wahrscheinlichkeit, dass Sie David Stenbill als einen Prominenten identifizieren werden, auch wenn Sie (selbstverständlich) nicht wissen werden, ob Ihnen dieser Name im Zusammenhang mit Kinofilmen, Sport oder Politik begegnet ist. Larry Jacoby, der Psychologe, der diese Gedächtnistäuschung als Erster im Labor nachgewiesen hat, gab seinem Artikel den Titel »Über Nacht berühmt werden«. 3 Wie ist dies zu erklären? Beginnen Sie damit, sich zu fragen, woher Sie wissen, ob jemand berühmt ist oder nicht. In einigen Fällen wirklich berühmter Menschen (beziehungsweise von Prominenten auf einem Feld, das Sie interessiert) besitzen Sie vielleicht eine mentale Akte mit reichhaltigen Informationen über eine Person  – denken Sie nur an Albert Einstein, Bono oder Hillary Clinton. Aber Sie besitzen keine Akte mit Informationen über David Stenbill, wenn Sie seinem Namen in ein paar Tagen begegnen. Sie haben lediglich ein Gefühl der Vertrautheit  – irgendwo haben Sie diesen Namen schon einmal gesehen.
    Jacoby formulierte das Problem in hübschen Worten: »Die Erfahrung der Vertrautheit zeichnet sich durch eine einfache, aber starke Qualität der ›Vergangenheit‹ aus, die anzuzeigen scheint, dass sie die direkte Widerspiegelung einer früheren Erfahrung ist.« 4 Diese Qualität der Vergangenheit ist eine Illusion. Wie Jacoby und viele Wissenschaftler nach ihm gezeigt haben, ist es tatsächlich so, dass der Name David Stenbill Ihnen vertraut vorkommen wird, wenn Sie ihn sehen, weil Sie ihn deutlicher sehen . Wörter, die man schon einmal gesehen hat, sind leichter wiederzuerkennen – man kann sie besser identifizieren als andere Wörter, wenn sie sehr kurz dargeboten oder durch Rauschen überdeckt werden, und man kann sie (um ein paar Hundertstelsekunden) schneller lesen als andere Wörter. Kurzum, man erlebt eine größere kognitive Leichtigkeit, wenn man ein Wort wahrnimmt, das man schon einmal gesehen hat, und es ist dieses Gefühl der Mühelosigkeit, das den Eindruck der Vertrautheit hervorruft.
    Abbildung 5 legt eine Methode nahe, um dies zu überprüfen. Wählen Sie ein völlig neues Wort aus, machen Sie es klar und deutlich sichtbar, und es wird eher die Qualität der Vergangenheit besitzen. Tatsächlich wird ein neues Wort eher als vertraut erkannt, wenn es unbewusst geprimt

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