Schnellkurs in Sachen Liebe
brauchte das Koffein und etwas Zeit allein, um sich zu überlegen, was sie wegen ihres Interesses an ihm unternehmen sollte. Genauer gesagt: Sie musste entscheiden, was sie tun sollte, wenn Seb weiterhin Interesse an ihr zeigen sollte.
Der Mann trauerte, und er war vermutlich gelangweilt. Er suchte nach einer Abwechslung und war dabei nicht wählerisch. Alles war ihm recht. Eine Flasche Scotch. Eine Frau. Etwas, das ihn nicht an die Explosion denken ließ, bei der er einen Freund verloren hatte und ein anderer schwer verletzt worden war. Poppy hatte keine Ahnung, welche Art Schuldgefühle Seb mit sich herumschleppte oder welche Auswirkung sie auf ihn hatten.
Sie wusste nicht, ob sie auf die Anziehung, die zwischen ihnen herrschte, reagieren oder den armen Mann einfach nur in Ruhe lassen sollte.
Schuldgefühle waren auch Jareds ständige Begleiter, seit sie auf den Plastikstühlen des Krankenhauses gesessen und darauf gewartet hatten, dass ihre Schwester aus dem OP kam. Jareds Verzweiflung angesichts Lenas Verletzungen war beängstigend gewesen. Er hatte die ganze Zeit auf die erlösende Nachricht gewartet, dass Lena überleben würde. Er war zu ihr gegangen, hatte mit ihr gesprochen und ihr gesagt, dass alles wieder gut werden würde. Denjenigen, die sie verraten hatten, hatte er Rache geschworen, und dann war er verschwunden.
Vor sieben Monaten und achtundzwanzig Tagen.
Das war die ganze Erfahrung, die Poppy mit einem Mann hatte, der von Schuldgefühlen zerfressen wurde. Und wenn sie schon ihrem Bruder nicht helfen konnte, wie sollte sie dann Sebastian Reyne zeigen, wie er seinen Schmerz überwand?
Es sei denn, er wollte sie als Ablenkung benutzen.
Mit ihr flirten. Mit ihr schlafen.
Keine emotionale Verbindung, die über blindes Verlangen und sexuelle Befriedigung hinausging. Wäre das wirklich so schlecht?
Zeit, die Küchenschränke zu durchstöbern und ein paar Kekse zu klauen. Es war nicht so, dass sie sich in Sebastians Heim wie zu Hause fühlte, sie wollte nur verhindern, vor Hunger und Nervosität zusammenzuklappen.
Und dann ertönte draußen das Knattern des Quad-Bikes, gefolgt von lässigen Schritten. Im nächsten Moment marschierte Sebastian durch die Tür, beherrschte den Raum und machte ihn zu seinem Eigentum.
Was er ja auch war.
„Ich habe neuen Kaffee gekocht“, sagte sie und konnte sich gerade noch davon abhalten, die Hände schuldbewusst hinter dem Rücken zu verstecken. „Und ein paar Kekse stibitzt.“
Sie gab sich wirklich Mühe, sich nicht in diesen Augen zu verlieren. Versuchte sehr, den harten, muskulösen Körper zu ignorieren, der in den legeren Kleidern steckte.
„Sind Sie fertig für heute?“, fragte er.
„Ich könnte Schluss machen, ja.“
Er kam näher und brachte den Duft des Ozeans mit sich. „Das Gästehaus steht für Sie bereit.“
„Vielen Dank. Sie müssen mir allerdings sagen, wie ich dorthin komme.“
„Am besten zeige ich es Ihnen einfach. Wo ist Ihre Reisetasche?“
„An der Tür.“ Sie trank ihren Kaffee aus, ließ Wasser in den Becher laufen und stellte ihn ins Spülbecken. „Geben Sie mir fünf Minuten, um die Computer runterzufahren?“
„Reden wir hier von fünf regulären Minuten oder von fünf Minuten, die urplötzlich in fünf Stunden ausufern, sobald ein Computerfreak diesen Raum betritt?“
„Ich spreche von fünf regulären Minuten“, entgegnete sie. „Höchstens zehn.“
„Wir werden sehen.“ Sebastian ging zur Kaffeekanne herüber. Der abschätzende Blick, den er ihr zuwarf, war nicht gerade beruhigend.
Poppy widerstand nur mit Mühe dem Impuls zu fliehen. Rasch steuerte sie auf die Höhle zu.
Sie fand ihn zehn Minuten später in der Garage unter dem Haus und folgte ihm zurück zum Quad-Bike.
„Wie weit ist das Gästehaus entfernt?“ Irgendwie hatte sie angenommen, dass Haupt- und Gästehaus in Fußnähe zueinander lägen und nicht an entgegengesetzten Enden der Insel.
„Es ist ein zwanzigminütiger Marsch über den Hügel. Halb so lange mit dem Quad. Das Gästehaus liegt auf halber Strecke zwischen hier und dem Bootshaus, falls Sie sich orientieren wollen. Es gibt dort ein weiteres Quad-Bike, das Sie nutzen können, um sich auf der Insel zu bewegen. Es ist vollgetankt und dasselbe Modell wie dieses hier. Steigen Sie auf.“
Poppy setzte sich auf das Bike. Sie ließ genug Platz für ihn vor sich. Ein Lächeln spielte um seine Lippen.
„Sie fahren. Rutschen Sie nach vorne.“
Sie tat wie geheißen.
„Der
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