Schnitt: Psychothriller
schon sein? Sie hat Geburtstag, du bist nicht da, und sie zickt rum â¦
Gabriel antwortet nicht, starrt nur auf das leuchtende Telefondisplay und die kleinen schwarzen Buchstaben.
Liz Anders.
Verflucht! Steck das Ding weg!
Gabriel drückt die grüne Taste und presst das Telefon ans Ohr. »Liz? Ich kann jetzt nicht«, flüstert er. »Ich meld mich gleich!«
»Hilf mi⦠bitte. Hilfe â¦Â«, stottert eine brüchige Stimme.
Gabriel erstarrt. »Liz?«
»Bitâ¦te ⦠hilf mir â¦Â«, stammelt Liz. Ihre Stimme ist dünn wie Papier.
»O Gott. Was ist passiert?«
»Ich bin überfallân worden. Ich blute ⦠âs alles voll Blut ⦠mein Kopf â¦Â«
Gabriels Herzschlag setzt aus. Um seine Brust legt sich ein Ring aus Eisen. Die roten Lichter der Alarmanlage pulsieren. »Wo bist du?«, fragt er und presst das Handy ans Ohr, um sie besser zu verstehen.
»Im Park. Friedrichshain, hier bei mir, um die Ecke ⦠bitte, ich hab Angst â¦Â«, schluchzt sie.
Gabriel öffnet den Mund, bringt aber keinen Laut hervor.
»Gabriel �«
»Ich ⦠ich bin hier. Liz? Hör zu. Ich schick dir Hilfe. Hörst du?«
»Wo ⦠wo bist du �«, fragt Liz verstört.
»Ich komme jetzt. Ich komme, Liz. Hörst du?«
»Mir ist kalt«, flüstert sie. »So furchtbar ⦠kalt.«
»Liz �«
Keine Antwort. Rote Punkte vor seinen Augen.
»Liz!« , schreit er ins Telefon. Seine Stimme hallt durch den Keller. Sein Puls jagt. Aus dem Telefon an seinem Ohr dringt dünnes Rauschen. Kalter Schweià steht auf seiner Stirn. »Liz! Bist du noch da? Hörst du mich?« Gabriel presst verzweifelt das Handy ans Ohr. »Ich hole Hilfe«, sagt er. »Halt durch. Bitte â halt â durch!«
Nichts. Nur leises Knistern.
Gabriel atmet ein, bis er das Gefühl hat, dass seine Lungen platzen, dann drückt er die Taste mit dem roten Hörer. Als die Verbindung abbricht, ist es, als ob ein Halteseil reiÃt und Liz in die Tiefe stürzt.
Für Sekundenbruchteile, oder sind es Minuten?, steht er regungslos da.
Dann wählt er, mit zitternden Fingern, den Notruf. Hebt ab, verdammt! Hebt ab! Mit dem ans Ohr gepressten Handy sprintet er die Treppe empor und durch die Tür hinaus ins Freie. Das Licht der Alarmanlage taucht den Garten in rote Glut.
»Notrufzentrale Berlin«, quäkt eine routinierte Stimme aus dem Hörer. »Was kann ich für Sie tun?«
»Hallo!«, ruft Gabriel, reiÃt die Fahrertür auf und springt in den Golf. »Das ist ein Notfall, im Volkspark â«
»Hallo? Ist da jemand?«, sagt die Stimme aus dem Hörer.
Bitte nicht!, denkt Gabriel. Bitte kein Funkloch! »Hallo?«, ruft er. »Hören Sie mich?« Er wechselt das Handy in die linke Hand und startet mit rechts den Wagen, haut den Rückwärtsgang rein und jagt einhändig, mit dem Heck voran, über den Kiesweg, zurück zur StraÃe. »Hallo? Haaallo!«
»Ah, ja. Jetzt kann ich Sie hören. Was ist denn los?«
Der Golf schieÃt rückwärts auf die StraÃe, Gabriel reiÃt das Lenkrad herum und tritt auf die Bremse. »Ein Notfall«, brüllt er ins Telefon, »im Volkspark Friedrichshain.« Er reiÃt den Hebel der Automatik von »R« auf »D« und drückt das Gaspedal durch.
»Hörân Sie, ich versteh Sie besser, wenn Sie nicht so schreien«, sagt der Mann mit quälender Ruhe in der Stimme.
»Im Volkspark Friedrichshain wurde gerade eine Frau überfallen. Sie ist schwer verletzt und braucht dringend Hilfe.«
»Okay. Volkspark Friedrichshain«, wiederholt die Stimme. »Und wo genau im Park?«
»Keine Ahnung«, erwidert Gabriel. »Oder doch, warten Sie. Vermutlich in der Nähe der CotheniusstraÃe.«
»Nähe CotheniusstraÃe. In Ordnung. Wissen Sie, wer die Frau ist?«
»Ihr Name ist Liz. Liz Anders.«
»Liz Anders. Gut. Können Sie mir genau schildern, was passiert ist?«
»Gottverdammt. Sie ist überfallen worden. Reicht das nicht?«
»Natürlich. Ãberfallen«, antwortet die Stimme mit stoischer Ruhe. »Sagen Sie mir bitte noch Ihren Namen?«
»ScheiÃe, verdammt! Was soll die dämliche Fragerei? Ich will, dass Sie da jemand hinschicken. Jetzt sofort. Sie braucht Hilfe.«
»In Ordnung.
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