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Schnitt: Psychothriller

Schnitt: Psychothriller

Titel: Schnitt: Psychothriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Raabe
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Nicht ein einziges Mal. Und am Ende war es zu spät gewesen. Das Labor gab es nicht mehr.
    Gabriel zieht die Schultern hoch, öffnet die Augen und reißt sich zusammen.
    Lächerlich.
    Das hier ist schließlich nicht der Keller seines Elternhauses. Und das rot leuchtende Ding da unten ist nicht mehr als eine steinalte Alarmanlage.
    Also los.
    Mit wenigen leichten Schritten geht er die Treppe hinab. Er hebt die Taschenlampe auf, seine Finger schließen sich um das beruhigend kühle schwarze Metall, als er plötzlich eine Bewegung spürt. Etwas streift seinen Kopf, legt sich auf ihn wie ein schweres Tuch. Jäh rudert er mit den Armen, um sich zu befreien. Der Lichtstrahl zuckt über die Wände, eine dunkle Gestalt sackt neben ihm zu Boden, und ein hölzernes Klappern hallt durch den Keller.
    Gabriel taumelt zwei Schritte beiseite. Schwer atmend richtet er den Strahl der Lampe dahin, wo er eben noch gestanden hat. Auf dem nackten Kellerboden liegen ein Haufen Stoff und ein Kleiderbügel aus Holz in einer dunklen Pfütze. Erst auf den zweiten Blick erkennt er, dass es sich nicht um ein beliebiges Stück Stoff handelt. Es ist ein Kleid. Schwarz, extravagant und teuer. Ein Kleid, wie sie sonst nur im Fernsehen zu sehen sind, wenn über Modenschauen berichtet wird.
    Aber was zur Hölle hat ein solches Kleid hier zu suchen?
    Er hebt das Kleid aus der Pfütze. Wasser tropft aus dem vollgesogenen Stoff. Gabriel sieht nach oben, an die Kellerdecke, wo es aus einem lecken Kupferrohr tropft.
    Der Strahl der Taschenlampe wandert über den glitzernden Stoff.
    Das Kleid sieht neu aus, sauber und keineswegs so, als hätte es Jahrzehnte in diesem Keller verbracht. Und dann ist da noch das Blatt Papier.
    Gabriel runzelt die Stirn und starrt auf den nassen labbrigen Papierbogen. Wo zuvor vermutlich einmal ein Bild war, hat sich die Druckertinte zu einer unkenntlichen Farbsuppe vermischt, als ob ein Tuschkasten ausgelaufen wäre.
    Was immer auf diesem Blatt zu sehen war, es ist weg.

Kapitel 6
    Berlin – 1. September, 23:54 Uhr
    Â»Na? Immer noch so ’ne große Fresse, Pussy?«
    Liz krümmt sich am Boden und hält eine Hand schützend vor ihren Bauch. »Ich … ich brauch Hilfe«, stammelt sie.
    Der Pickelige blinzelt überrascht, dann grinst er. »Hilfe. Na klaro …«
    Irritiert stiert die Triefnase auf Liz’ Hand, die immer noch schützend auf ihrem Unterleib liegt. »He, Pit, is die –«
    Â»Schnauze, Mann«, bellt der Pickelige.
    Â»Hier läuft ein Verrückter rum«, stöhnt Liz, »der wollte mich entführen … hat mich fast umgebracht.«
    Â»Kiek ma an, die Mami hat Schiss.«
    Â»Pit …«, murmelt die Triefnase unsicher. »Und wenn da wirklich –«
    Â»Schnauze, Jonas!«
    Liz versucht abermals, sich aufzurichten. »Was seid ihr nur für Feiglinge.« Sie wuchtet ihren Körper hoch und kniet jetzt auf allen vieren.
    Â»Feigling, ja?« Jonas glotzt Liz an und legt den Kopf schief.
    Liz funkelt ihn an, langsam kehren ihre Lebensgeister zurück. »Typen wie du kriegen ihn doch nur hoch, wenn …« Weiter kommt sie nicht. Der Pickelige stößt mit dem Fuß gegen ihre Schulter, dass sie zur Seite kippt wie ein Sack Kartoffeln.
    Â»Scheiß… Fotze!«, stammelt Jonas. Dann tritt er zu, gegen ihre Brust, und sie rollt auf den Rücken. Pit beugt sich über sie und starrt sie an. Seine Augen schwimmen, aber ganz tief im Innern glimmt etwas, das aussieht wie eine Zündschnur. Sie sieht den Schlag kommen, und während sie sich noch wundert, wie jemand, der so betrunken ist, so gezielt zuschlagen kann, spürt Liz ihr Nasenbein brechen. Hundert spitze Nägel werden gleichzeitig in ihr Gesicht getrieben. Explosionsartig breitet sich der Schmerz aus. Sie reißt ihre Hände hoch, ächzt und rollt sich zur Seite. Blut spritzt vor ihr auf den Weg.
    Sie spürt die Tritte kaum mehr, die ihren Körper treffen wie dumpfe Einschläge. Sie verliert jedes Gefühl für die Zeit.
    Atemlos hält Jonas schließlich inne. Die spärlichen Bartstoppeln um seinen Mund glänzen feucht. »Ey, warte, Mann.« Er sieht auf die Frau am Boden herab. »Hör auf. Die hat genug.«
    Â»So eine kriegt nie genug«, keucht Pit.
    Â»Mann, die ist fertig. Lass sein. Die Schlampe hat ihre Abreibung gekriegt.« Jonas packt seinen Kumpel am Arm und

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