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Schnittmuster

Titel: Schnittmuster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Slater Sean
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Randstreifen waren aufgerissen, aufgehäufter Erdaushub und ausgefräste Betonbrocken machten ein Durchkommen schwierig.
    Auf halbem Wege stieß Felicia zu ihm. »Ich finde, wir sollten die Rasterfahndung zu Ende führen«, schlug sie vor.
    Ein kurzes, ablehnendes Kopfschütteln war die Antwort. »Die Route hat er nicht genommen. Er wusste, dass die reguläre Umleitung nach rechts ausgeschildert war. Und er wusste, dass wir bei unserer Suche der Umleitung folgen würden.«
    Â»Du traust ihm zu viel zu.«
    Â»Tu ich das?« Er kniete sich hin, tastete mit seinen Fingern den Boden ab und fühlte irgendetwas Scharfkantiges. Zwischen den rötlich braunen Erdhaufen verlief eine Linie aus kleinen staubigen Glasquadern. Er hob einen auf, rieb ihn zwischen den Fingern und analysierte ihn.
    Sicherheitsglas. Von einer zerbrochenen Heckscheibe.
    Er schwenkte zu Felicia und hielt ihr mit spitzen Fingern das Glas hin.
    Â»Alle Einsatzkräfte nach Norden«, knirschte er. »Er hat die gottverdammte Straße überquert.«
6
    Innerhalb von Minuten waren sämtliche Einheiten informiert und unterwegs zur Fourth Avenue. Drei weitere Streifenwagen trafen aus dem Gebiet um Oakridge ein. Sie kontrollierten die Haupt- und Nebenstraßen. Striker war froh um die zusätzlichen Einsatzkräfte, allerdings befürchtete er, dass sie zu spät dran waren.
    Der Discovery Drive schlängelte sich scheinbar endlos lang durch Ahorn-, Eichen- und Fichtenwäldchen. Auf beiden Seiten der Straße standen millionenschwere Anwesen auf riesigen Grundstücken. Jede Menge cremeweißer Stuck, dunkles Holz und altehrwürdiger roter Backstein. Die Gehwege wurden von sattgrünen englisch anmutenden Rasenflächen und gärtnergepflegten Blumenbeeten flankiert.
    Ein teures Pflaster.
    Striker steuerte den Landrover durch die sanfte Hügellandschaft, dabei wählte er die Handynummer seiner Tochter. Es war besetzt, und das Besetztzeichen nervte ihn. Der Anruf hätte eigentlich direkt auf die Voicemail gehen müssen, tat er aber nicht, demnach hinterließ noch jemand eine Nachricht. Er atmete tief durch. Courtney war wohlauf, überlegte er. Sie hatte die Schule geschwänzt. Trotzdem hatte er ein ungutes Gefühl. Er wollte mit ihr reden. Ihre Stimme hören. Stattdessen hörte er eine automatisierte Stimme, die ihm erklärte, dass die gewählte Rufnummer zurzeit nicht erreichbar sei.
    Er klappte das Handy zu und fuhr weiter.
    Mittlerweile auf der Nordseite der Baustelle, startete er eine erneute Rastersuche. Vier Blocks weiter entdeckte er einen älteren Herrn in Bluejeans und weißem Poloshirt. Der Mann stand vor einem weißen Garagentor und spritzte die Straße ab.
    Â»Fahr mal rechts ran«, sagte Felicia.
    Striker erwiderte nichts.
    Er fuhr schweigend an den Straßenrand und betätigte den automatischen Fensterheber. Während die Scheibe langsam hinunterglitt, wehte der Gestank von faulenden Abfällen in den Wagen. Striker ignorierte es und konzentrierte sich auf den Mann vor ihm. Er war osteuropäischer Herkunft, etwa einsfünfundachtzig groß – und damit zwei, drei Zentimeter größer als Striker –, kräftig und muskulös. Der Detective schätzte, dass er locker hundertzehn Kilo auf die Waage brachte.
    Der Mann stellte den Wasserstrahl ab, drehte sich um und starrte auf das zivile Polizeifahrzeug. Als er Strikers Blick auffing, räusperte er sich und fragte akzentfrei:
    Â»Kann ich Ihnen irgendwie behilflich sein?«
    Striker zeigte ihm seine Dienstmarke und nickte. »Haben Sie zufällig einen Honda Civic hier vorbeifahren sehen? Dunkelgrün. Mit zersplitterter Heckscheibe.«
    Der Mann schüttelte den Kopf. »Nein. Nicht dass ich wüsste.«
    Â»Wie lange sind Sie schon hier draußen?«
    Der Mann zuckte mit den Schultern. »Vielleicht zehn Minuten. Musste den Dreck hier draußen wegmachen.«
    Striker schaute an dem Mann vorbei die Straße entlang. Es war eine dunkle Nebenstraße, verschattet von schmalen zweistöckigen Häusern, die die Nordseite der Straße einfassten. Als er nichts Interessantes entdeckte, blickte er wieder zu den Mülltonnen und registrierte, woher der Gestank kam.
    Â»Was ist mit Ihrem Müll passiert?«
    Â»Das waren verdammte Waschbären«, schnaubte der Mann und zeigte damit einen Hauch von Emotion. »Muss mir unbedingt eine Erlaubnis holen, um ein paar

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