Schnitzelfarce
habe ich sie nach einigen Fehlversuchen gefragt. Inzwischen war aber Tina ins
Zimmer gekommen und hat die Situation bereinigt.
»Ich vermute, Mami will dir beibringen, dass Manfred schwul ist .«
Ich muss saublöd geschaut haben in dem Moment, denn plötzlich
haben beide Frauen gelacht. Na klar, das war’s, was mir die ganze Zeit so
eigenartig bei dem Kerl vorgekommen ist. Eigentlich hat es mir Tina gestern
sogar zu verstehen gegeben. Bloß ich habe es nicht verstanden.
»Ich habe mir schon die ganze Zeit gedacht, dass dein Kollege
ein ...« welches Wort war derzeit bloß politisch korrekt? »Also, dass dieser
Manfred vom anderen Ufer ist .«
Nachdem sich das Gelächter wieder gelegt hat, hat mich Wilma
liebevoll angesehen. So richtig, dass einem warm ums Herz wird.
»Du hast wirklich geglaubt, Manfred und ich haben ..., na du
weißt schon ?« Wilma gehörte auch dieser Generation
noch an. Das typische Kind ihrer verkorksten Eltern.
»Na ja, nicht wirklich«, ich habe mich aufgeplustert wie ein
Auerhahn in der Balz, aber ich glaube nicht, dass mir das jemand abgenommen
hat.
»Ach Mario«, Wilma hat mir die Hand gestreichelt, »komm einmal
her zu mir .« Als ich mich zu ihr hinunter gebückt
habe, hat sie mir einen Kuss gegeben, dann noch einen zweiten. Tina nahm das
zum Anlass, wieder zu ihrem Guido zu gehen, der sicher irgendwo draußen
wartete.
Wilma hat mir dann den Vorteil homosexueller
Männer als Begleiter alleinstehender Frauen erklärt. Das war eigentlich alles
sehr einleuchtend. Wenn ich das richtig sehe, hat Wilma das eigentlich nur für
mich gemacht. So im Nachhinein betrachtet ist der Manfred gar kein so übler Bursche . Oder wie man das politisch korrekt
nennt.
Viel später, bei ›Zimmermann‹ in
Salmannsdorf habe ich meinen Freund ›Miki‹ Schneckenburger zu den Vorteilen der
Ehe interviewt. Er findet die Institution an sich gut, bloß die Zeiten, bis die
Babys endlich durchschlafen, sind hart, hat er gemeint. Aber das haben Wilma
und ich ja ohnehin schon lange hinter uns. Mein Entschluss stand fest und tut
es jetzt noch. Ich werde Wilma bitten, mich zu heiraten. Gleich morgen, nein
noch heute. Den Ring habe ich ohnehin schon vor fünf Monaten besorgt.
Als ich diesen Entschluss meinen Freunden mitgeteilt habe, hat
Franca Wallner ihren Ellbogen in die Seite gerammt und vielsagend angesehen.
Hoffentlich ist der Helmut jetzt nicht sauer auf mich.
Komisch, Walter Mraz ist wie vom Erdboden verschwunden.
Vielleicht ist er nach Innsbruck gefahren, um Ricks Mutter persönlich vom Tod
Ricks zu informieren. Nachdem ich ›Miki‹ gestern informiert habe, dass ich den
Mann nicht erreichen konnte, muss er sich jetzt eben selbst darum kümmern.
Was, es ist schon nach acht. Jetzt wird es langsam Zeit. Um 9
Uhr kommt Margit Waismeier und vorher muss ich noch mit Maximilian um die
Häuser ziehen.
* * * * *
Ministerialrat
Schneckenburger hatte wieder einmal nicht sehr gut geschlafen. Nicht nur, weil
der kleine Lukas zweimal seinen Unmut über was immer auch lautstark zum
Ausdruck gebracht hatte. Daran hatte sich der Ministerialrat zwar noch immer
nicht ganz gewöhnt, aber es wurde von Nacht zu Nacht besser. Diesmal war es vor
allem der Gedanke an den Vater des unbekannten Toten gewesen, der ihn wach
gehalten hatte. Eines Toten, dessen Namen inzwischen bekannt war, ebenso seine
noch nicht näher ausgeleuchtete Verbindung mit dem Fall ›Ansbichler‹. Konnte
Mraz irgendetwas unternehmen, was die strikte Nachrichtensperre, die der
Minister verhängt hatte, unterlaufen würde?
Schneckenburger
hatte alle denkbaren Möglichkeiten in Betracht gezogen und war zu dem Schluss
gekommen, dass eigentlich keine Gefahr in diese Richtung bestand. Außer einigen
Geheimnisträgern wusste ja niemand, dass der Unbekannte schon identifiziert
worden war und eine Verbindung zur ›Causa discreta assoluta‹ bestand.
Die einzige erkennbare Schwachstelle in seinen Überlegungen war,
dass Mraz eine der Personen war, die von der Identifizierung wussten, wie auch
nicht. Und dass der Vater des Toten die einzige Person war, die nicht der
Geheimhaltungspflicht unterlag. Sich andernfalls aber auch kaum daran halten
würde.
Er würde in jedem Fall den Minister informieren müssen. Alleine
schon, um sich selbst abzusichern.
Kurz nach 8 Uhr, gleich nachdem Dr. Fuscheé
sein Büro betreten hatte, schwindelte sich Schneckenburger hinein. Das war
einer der Vorteile seiner
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