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Schnitzelfarce

Schnitzelfarce

Titel: Schnitzelfarce Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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beizuwohnen, stand auch Palinski jetzt am
Rande des Auffahrtbereiches und beobachtete das Eintreffen der Prominenz. Er
fühlte sich wie ein prominentengeiler Adabei am Eingang zum Opernball.
    Die Polizei hatte alle Hände voll zu tun,
die schmale Zufahrt für die zu- und abfahrenden Luxuskarossen offen zu halten
und einen totalen Stau zu verhindern. Jetzt kamen sogar drei Reisebusse, die
den Verkehr für mehrere Minuten völlig zum Erliegen brachten. Ihnen entstiegen
einfach anmutende Menschen. Er erkannte Herrn Meiler, den Chefportier, von dem
er einige Tage vorher entscheidende Hinweise erhalten hatte. Wie es aussah, war
das die Belegschaft der fünf Schmuck-Hotels. Menschen, die wirklich zu trauern
schienen. Carola war dem Vernehmen nach eine sehr beliebte Chefin gewesen.
    Langsam strebte der gewaltige Auftrieb seinem Höhepunkt zu. Da war Bürgermeister Lattuga und sein Vorgänger Dr. Ladak,
natürlich nicht ohne seine Romy. Ferner Spitzenrepräsentanten aller im Rathaus
vertretenen Gruppierungen, die Chefs der großen Parteien und natürlich auch der
liebe Josef. So nutzten halt viele den wettermäßig wunderschönen Tag für ein
Bad in der riesigen Menge trauernder Stimmberechtigter.
    Kurz vor dem Minister war auch der Witwer in seiner protzigen
Limousine angekommen. Gelenkt wurde der Wagen tatsächlich von dem bislang
verschollenen Walter Mraz.
    Während der Witwer noch aus dem Wagen kletterte, versuchte
Palinski schon, sich zu dem Fahrzeug durch- zukämpfen oder Mraz zumindest auf
sich aufmerksam zu machen. Allerdings ohne Erfolg. Vielleicht bildete er sich
das nur ein, aber er hatte den Eindruck, dass ihn der Chauffeur absichtlich
übersehen und dann rasch Gas gegeben hatte.
    Die Menge der Trauergäste musste inzwischen die Zahl 500 bereits
deutlich überschritten haben und der von außen einsehbare Teil des Friedhofs
wirkte wie ein Freiluftmuseum voller Amish-Leute.
    Man muss ja wirklich nicht überall dabei sein, entschied
Palinski angesichts dieser Klaustrophobie versprechenden Massierung. Falls sich
irgendetwas Interessantes ergeben sollte, würde ›Miki‹ ihm das sicher später
berichten. Langsam machte er sich auf den Weg hinunter zur Straßenbahn.
    Was hatte Walter Mraz wohl bewogen, ihn so total zu ignorieren?
Vielleicht hatte er ihn wirklich nicht gesehen, versuchte Palinski sich
einzureden. Das ungute Gefühl begleitete ihn aber bis in sein Büro.

     
    * * * * *
     
    Während Palinski noch über das eigenartige
Verhalten von Walter Mraz grübelte, saß viele
Flugstunden und sechs Zeitzonen entfernt ein braungebrannter Wiener beim
Frühstück.
    Der Speisesaal des Hotels ›Punta Alvarese‹
in Playa Dorada an der Nordküste der Dominikanischen Republik war fast leer,
obwohl es schon auf 9 Uhr zuging. Die meisten Gäste bevorzugten es, ihr
Frühstück auf dem Zimmer einzunehmen. Karl Janoschek aus dem 15. Wiener Gemeindebezirk
liebte aber den Anblick des mit ihm teilweise völlig unbekannten Köstlichkeiten
voll bepackten Frühstücksbuffets. Diese herrlichen frischen Früchte, die Säfte
und das tolle Angebot an kleinen kalten und warmen Gerichten waren eine Labsal
für seine Augen. Diese Augenweide gab ihm das Gefühl, reich zu sein. Beim Essen
bevorzugte sein eher konservativer Geschmack allerdings bekanntere
Köstlichkeiten wie Rühreier, Würstchen und diese herrlichen warmen Kipferln.
Recht gut fand er auch diesen ›Schampoo Serano‹, der ihn irgendwie an den
Tiroler Schinkenspeck in seiner Heimat erinnerte. Tja, die Heimat konnte ihm
jetzt den Buckel runter rutschen. Sobald würde ihn Österreich nicht wieder
sehen. Mit den rund 40 000 Euro, die er nach diesem Urlaub noch haben würde,
konnte er es hier in der Gegend mindestens, na, auf jeden Fall eine ganze Weile
aushalten. Das Schönste an der Sache war ja, dass die drei Wochen in diesem
Superhotel von dem unbedarften Dodel Mansbart bezahlt wurden.
    Er nahm sich vor, in den nächsten Tagen einen Blick in eine
österreichische Zeitung zu werfen. Angeblich gab es im Ort einen Kiosk, der die
›BIB - Bin Im Bilde‹ führte. Oder noch besser, er würde das Ehepaar aus Wels
fragen, die sich ihre Zeitung nachsenden ließen. Sicher hatten die guten Leute
nichts dagegen, ihn einmal einen Blick in ihr Blättchen werfen zu lassen.
    Jetzt wollte er aber noch Kaffee. Er
blickte sich um und konnte keines der ihm inzwischen vertraut gewordenen
Gesichter der dienstbaren Geister des Hauses

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