Schnitzelfarce
.«
Du wirst heute Abend mit Sicherheit kein Theater besuchen und
wahrscheinlich auch nicht in den nächsten zehn Jahren, dachte Palinski. Er
wusste aber auch mehr als Erika Suber-Filzmayer. Stimmte eigentlich nicht,
korrigierte er sich. Sie wusste natürlich mindestens genau so viel. Aber sie
wusste nicht, was der Polizei schon alles bekannt war.
Er stand auf und blickte in die Runde. »Da ich angeblich am
geschmeidigsten formulieren kann«, eröffnete er die entscheidende Runde, »wurde
ich bestimmt, das folgende Gespräch zu moderieren .«
Er fasste kurz zusammen, was beidseitig als allgemein bekannt
vorausgesetzt werden konnte.
»Wir stehen also jetzt vor der Frage: Haben Janos und Mansbart
auf eigene Faust gehandelt oder steckt noch jemand dahinter. Der oder die große
Unbekannte ?« , Palinski beantwortete seine Frage gleich
selbst. »Die Antwort ist ja, es steckt noch jemand dahinter. Hier ging und geht
es um wesentlich mehr Geld, als unmittelbar bewegt worden ist. Übrigens, von
den 450 000 Euro, die über das Honorar der beiden Helfer hinaus übergeben
worden sind, ich korrigiere mich, angeblich übergeben worden sind, gibt es
nicht die geringste Spur .«
Kurt Suber war bei dem Wort ›angeblich‹ zusammen- gezuckt, hatte
aber nichts eingewendet. Na, dann wollen wir ihm noch etwas mehr Pfeffer in die
Nase blasen, dachte sich Palinski.
»Dazu kommt, dass es links von der Parkplatzeinfahrt des
Neustifter Friedhofs gar keinen Abfallbehälter gibt, in dem Sie das Geld hätten
deponieren können. Wie Sie es angeblich aber getan haben«, stellte Palinski
klar.
»Dann war der Behälter eben auf der rechten Seite«, rechtfertigte
sich Suber, »in der Aufregung habe ich mich eben geirrt oder versprochen .«
»Das wäre eine gute Erklärung«, warf Wallner ein, »wenn es
rechts einen Abfalleimer gäbe. Da gibt es aber auch keinen. Wo also haben Sie
das Geld tatsächlich hinterlegt ?«
»Aber ich habe selbst ...«, wollte Suber protestieren.
»Möglich, möglich«, konterte Palinski, »dass Sie da früher
einmal einen solchen Behälter gesehen haben. Das muss aber schon länger als
drei Wochen her sein. Damals hat die Friedhofsverwaltung nämlich die beiden
Abfallbehälter entfernt, da es immer wieder zu kleinen Streifschäden gekommen
ist. Die Zufahrt ist auch ohne die beiden Pfosten mit den Behältern eng genug .«
Jetzt platzte Erika Suber-Filzmayer der Kragen.
»Wollen Sie allen Ernstes behaupten, mein Mann lügt? Wäre
vielleicht sogar selbst an der Entführung beteiligt gewesen ?«
Das schlichte »Ja« Palinskis brachte sie nicht aus der Fassung,
im Gegenteil. »Das ist ja unerhört. Wir sind mit dem Innenminister befreundet,
ich werde mich über Sie beschweren .«
»Joi, der gute Joschi. Sagen Sie ihm einen schönen Gruß vom
Mario«, entfuhr es Palinski ungewollt. Oder fast.
Jetzt sahen sich auch Wallner und Franca verwundert an.
Die Frau des Hauses ging aber nicht näher darauf ein. Dafür
stellte sie eine besonders unüberlegte Frage.
»Was für ein Motiv sollte mein Mann denn gehabt haben, um Gottes
willen ?« platzte es aus ihr heraus.
» Das Gleiche wie Sie, gnädige Frau. Geld, schlicht und einfach
Geld. Money, Zaster, Marie, wie immer Sie es nennen wollen.«
Palinski blickte sie fast mitleidig an. »Bitte beleidigen Sie
weder Ihre noch meine Intelligenz mit dieser Frage. Der Deal mit den Japanern,
den Sie bzw. Ihr Mann nur realisieren konnte, wenn Ihr Vater für einige Zeit
aus dem Weg geräumt war, hat Ihnen zig Millionen gebracht. Wir kennen den
Syndikatsvertrag, der die entsprechenden Vertretungsverhältnisse regelt. Die
Klausel mit den drei Tagen Geschäftsunfähigkeit und so weiter.«
Kurt Suber sank immer mehr in sich zusammen, doch seine Frau gab
sich noch lange nicht geschlagen. War es das, was man landläufig unter
›Power-Lady‹ verstand? Wenn ja, konnte Palinski gut darauf verzichten.
»Und wie wollen Sie das alles beweisen ?« ,
konterte sie trocken.
»Das wird relativ einfach werden .« Die
Passagen seiner Rede, die Palinski besonders liebte, standen jetzt erst bevor.
»Auf dem Rezept, das Sie, gnädige Frau am Tag nach der
Entführung bei Dr. Wagmeister geholt haben, befinden sich neben anderem auch
die Fingerabdrücke von Ihnen und Ihrem Mann. Das reicht schon aus, um Ihnen den
heutigen Theaterabend gründlich zu vermiesen. Damit ist nämlich Ihre Beteilung
an der Entführung zweifelsfrei nachgewiesen .«
Er
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