Schnüffler auf Burg Schreckenstein
nicht ausreichend.
Manometer! Jetzt hilft nur Gegenangriff! dachte Klaus und versuchte einen möglichst heiteren Ton zu treffen. „Mathematik ist wohl nicht Ihre Stärke? Ich würde sagen, höchstens jede siebte Nacht! Das heißt, nur ein paar Stunden. Die schlafen wir während des Unterrichts leicht wieder rein.“
Das war der Ton! Dreist aber ehrlich.
Befreites Gelächter zwang selbst Dings mitzuschmunzeln. „Und den Unterricht? Wann holt ihr den nach?“
Klaus zog die Schultern hoch und sagte leichthin: „Talentfrage. Bei unserem Intelligenzniveau würde die Dreißig-Stunden-Woche völlig ausreichen.“
„Du hast eine flotte Zunge!“ meinte Dings.
„Schauen Sie sich unsere Zeugnisse an!“ empfahl ihm Walter. Hinter solch lockerer Rede arbeitete es in den Köpfen der Ritter: Wir müssen was tun! Nachher fahren sie zur Horn. Das gibt bestimmt einen Rückschlag!
Die Not der Stunde machte es erforderlich, daß in einigen Zimmern das Silentium während der Ruhepause gebrochen wurde.
„Ihre Mosaiktechnik soll der Teufel holen!“ knurrte Dampfwalze.
„Wichtiger ist, daß er uns nicht holt. Wir haben uns bisher nie um die öffentliche Meinung gekümmert“, stellte Mücke fest.
Hans-Jürgen spann den Gedanken weiter: „Die Leute reden gut über uns, aber ungeschickt. Die Horn wird schlecht reden – leider um so geschickter!“
„Da hilft nix. Wir müssen rüber!“ folgerte Dampfwalze. „Und was machen wir dort?“ fragte Ottokar.
„Vielleicht könnt ihr Sonja einspannen“, schlug Andi vor. „Das wird sich alles drüben rausstellen“, sagte Beni.
„Und wenn sie uns sehen?“ fragte der vorsichtige Dieter. Diesmal schaltete Stephan am schnellsten. „Wir müssen in ihren Augen ja nicht wissen, daß die Schnüffler grade da sind Strehlau kann der Böcklmeier Klaviernoten bringen zum Beispiel…“
Klaus lachte plötzlich. ,,Unsere Notwehr wächst sich zum Dauerstreich aus.“
„Besser als zur Dauerangst“, meinte Beni. „Auf dem Gebiet kennen wir uns wenigstens aus.“
Der Wind auf dem Kappellsee stand günstig. Noch vor Ende der Liegezeit segelte die Nothilfe mit Pummels und Eugens Eigenbau los. Das Boot war restlos überfüllt. Aber die Straße wäre zu verräterisch gewesen.
„Ich weiß nicht, was ihr euch davon versprecht, doch ich verstehe, daß ihr nicht tatenlos herumsitzen wollt!“ hatte der Rex gesagt, als Ottokar die Schiffsladung abmeldete.
Da weit und breit kein anderes Boot zu sehen war, segelten sie scheinbar in Richtung Wampoldsreute und wendeten erst, als das Schloß auf dem Hochufer hinter den Bäumen verschwand. Wegen des Mastes konnten sie nicht in den unter Bäumen versteckten Rosenfelser Hafen einfahren. An der Engstelle mußte Pummel zum Ufer waten, den Kiel auf Sand ziehen und festbinden. Er und Eugen blieben beim Boot, um die Rückkehr zu sichern. Denn hier hatten die Ritter schon einige Überraschungen erlebt.
Unbemerkt stiegen sie zu fünft den steilen Waldweg hinauf. Droben verteilten sie sich. Ottokar kletterte auf eine Tanne, von der aus er die Seeseite des Schlosses überblicken konnte. Hans-Jürgen nahm sich die Westseite vor. Hier stand ein Spengler auf der ausgefahrenen Leiter und dichtete die Dachrinne für den Winter ab, was auf der Burg auch nötig gewesen wäre. Dampfwalze überwachte die Ostseite mit dem Eingang aus der Vogelperspektive, Mücke und Stephan begaben sich zur Hauptstraße, gingen hinter dem Garten herum zu dem auch hier angrenzenden Wald, um festzustellen, was sich auf der Ostseite tat.
„Ach du meine Herzensgüte!“ stöhnte Mücke bei dem Anblick, der sich ihnen bot.
Emsig bis aufgeregt liefen die Mädchen durcheinander, aus dem Haus und hinein und wieder heraus, mit Decken, Kleidern, Fellen, Kissen, Teppichen, die sie schüttelten, klopften, bürsteten.
„Scheint sich um großes Aufräumen zu handeln“, sagte Stephan.
„Herbstputz, wie sie das hier nennen.“ Mücke deutete auf ein Schaffell unter dem sich zwei Beine bewegten, an denen er seine Schwester Ingrid erkannte. „Und mit so was ist man verwandt!“
„Der dümmste Tag von allen“, brummte Stephan.
Auch Sonja und das dicke Fräulein Böcklmeier liefen schwenkend und lüftend herum.
„Bleib du mal und versuch näher ranzukommen. Vielleicht hörst du was! Ich red mit den andern“, flüsterte Stephan und schlich auf demselben Weg zurück.
Bis er Dampfwalze, Hans-Jürgen und Ottokar von den Bäumen geholt hatte, kam auf der Privatstraße ein Wagen daher und hielt vor dem
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