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Schockwelle

Schockwelle

Titel: Schockwelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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die
Gladiator.
Die anderen Klipperkapitäne vertraten den Standpunkt, das anmutige Schiff sei sowohl ein Opfer seiner hervorragenden Segeleigenschaften wie auch seines ehrgeizigen Kapitäns geworden. Zwei Männer, die einst auf der
Gladiator
gefahren waren, meinten, ein jäher Windstoß von achtern in Verbindung mit einer Sturzsee über das Heck könnten das Schiff unter Wasser gedrückt und seinen Untergang besiegelt haben.
    Wie üblich wurde der Verlust der
Gladiator
im Underwriting Room bei Lloyd’s in London, der berühmtesten Schiffahrtsversicherungsgesellschaft der Welt, per Eintrag ins Logbuch vermerkt zwischen einem gesunkenen amerikanischen Dampfschlepper und einem auf Grund gelaufenen norwegischen Fischerboot.
    Fast drei Jahre sollten vergehen, bis das Rätsel um das Verschwinden der
Gladiator
gelöst wurde.
    Wie durch ein Wunder, und ohne daß die Welt etwas davon wußte, schwamm die
Gladiator
noch, nachdem der furchtbare Taifun gen Westen abgezogen war. Doch der einstmals elegante Klipper war schwer angeschlagen. Zwischen den geborstenen Planken drang beängstigend viel Wasser ein. Mittags stand es bereits knapp zwei Meter hoch im Laderaum, und vergebens kämpfte man an den Pumpen dagegen an.
    Kapitän Bully Scaggs indes verzagte nicht. Sein schierer Starrsinn, davon war die Besatzung überzeugt, bewahrte die
Gladiator
vor dem Untergang. Streng und sachlich wie eh und je erteilte er seine Befehle. Er schickte die Sträflinge, die das Toben der Elemente halbwegs heil überstanden hatten, an die Pumpen, damit sich die Besatzung um das Abdichten der Lecks kümmern konnte.
    Den übrigen Tag und die ganze Nacht lang entledigte man sich allen unnötigen Ballasts. Man warf einen Großteil der Fracht über Bord, dazu sämtliche Werkzeuge und Geräte, die man für entbehrlich erachtete. Es nutzte nichts. Man verlor viel Zeit und erreichte wenig. Am folgenden Morgen stand das Wasser wieder einen Meter höher.
    Im Laufe des Nachmittags fügte sich Scaggs in sein Schicksal. Nichts konnte die
Gladiator
noch retten. Und da sämtliche Boote fortgerissen worden waren, blieb ihm nur eine letzte, verzweifelte Möglichkeit, die ihm anvertrauten Menschen an Bord zu retten. Er befahl Leutnant Sheppard, die Sträflinge freizulassen und sie unter den wachsamen Blicken seiner bewaffneten Soldaten an Deck antreten zu lassen. Nur die Bedienungsmannschaften der Pumpen und die Besatzungsmitglieder, die fieberhaft die Lecks abzudichten versuchten, widmeten sich weiter ihrer Arbeit.
    Bully Scaggs war auch ohne Peitsche und Pistole unumschränkter Herr über sein Schiff. Er war ein Hüne von einem Mann mit einer Statur wie ein Steinmetz – ein Meter achtundachtzig groß, grüngraue Augen, ein von See und Sonne gegerbtes Gesicht, dazu pechschwarzes, wallendes Haar und ein prachtvoller Bart, den er bei besonderen Anlässen flocht. Er sprach mit tiefer, dröhnender Stimme, wodurch sein Auftreten um so achtungsgebietender wirkte. Mit neununddreißig Jahren war er im besten Mannesalter, und er war mit allen Wassern gewaschen.
    Er war entsetzt, als er den Blick über die Sträflinge schweifen ließ und die zahlreichen Verletzungen sah, die Abschürfungen, Verstauchungen und die vielen blutgetränkten Kopfverbände.
    Einen erbärmlicheren Haufen hatte er noch nie gesehen. Angst und Bestürzung sprachen aus ihren Mienen. Sie waren eher kleinwüchsig, zweifellos eine Folge lebenslanger Mangelernährung. Ihre Gesichter waren fahl und ausgemergelt.
    Sie waren verbittert, der Bodensatz der britischen Gesellschaft, auf ewig aus ihrer Heimat verbannt und ohne Hoffnung auf ein erfülltes Leben.
    Als die armen Teufel die schrecklichen Verwüstungen an Deck sahen, die abgebrochenen Masten, das zerschmetterte Schanzkleid, und als sie bemerkten, daß sämtliche Boote weg waren, packte sie die schiere Verzweiflung. Die Frauen stießen schrille Schreckensschreie aus – alle bis auf eine, wie Scaggs feststellte, die unter den anderen hervorstach.
    Sein Blick verweilte kurz auf dem weiblichen Sträfling. Sie war fast so groß wie die meisten Männer. Die Beine, die sich unter dem Rock abzeichneten, waren lang und anmutig. Über der schmalen Taille wölbte sich ein wohlgeformter Busen, der oben aus der Bluse quoll. Ihre Kleidung wirkte sauber und ordentlich, und das hüftlange, blonde Haar glänzte wie frisch gebürstet – ganz im Gegensatz zu den anderen Frauen, deren Haare strähnig und ungepflegt herunterhingen. Gelassen stand sie da, kaschierte mit

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