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Schön tot: Ein Wien-Krimi (German Edition)

Schön tot: Ein Wien-Krimi (German Edition)

Titel: Schön tot: Ein Wien-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edith Kneifl
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unteren Außenberg der Hand. Du bist demnach vielseitig interessiert und schöpferisch begabt, gehst meist intuitiv vor, kannst aber auch launisch und sprunghaft sein.“
    „Echt geil“, sagte Orlando und schaute mich bewundernd an.
    „Gelernt ist eben gelernt“, sagte ich schmunzelnd. „Meine Großmutter hat mit mir schon im zarten Alter von sechs Jahren Handlesen geübt. Übrigens betreiben Zigeunerinnen auch untereinander Wahrsagerei. Es ist eine Möglichkeit, dem anderen sein persönliches Interesse zu zeigen, an seinen Problemen Anteil zu nehmen und eine gewisse Vertrautheit herzustellen. Dieses schnelle Miteinander-bekannt-Werden ist für Zigeuner deshalb so wichtig, weil sie keine Zeit haben, ihre Freundschaften langsam aufzubauen, wie es bei Sesshaften üblich ist. Auf ihren Reisen lernen sie dauernd neue Leute kennen und ebenso schnell trennen sich ihre Wege wieder. Die Wahrsagerei ist im Grunde also nichts anderes als ein gesellschaftliches Kontaktmittel.“
5
    Drei Uhr morgens. Orlando redete und redete …
    Ich hörte ihm kaum mehr zu, als er plötzlich auf ein anderes Verbrechen zu sprechen kam: „Ich habe ja damals diese Leiche im Bacherpark gefunden. Vielleicht hat mich heute derselbe Täter angegriffen, der die Frau damals umgebracht hat. Bestimmt hielt er mich für einen Zeugen, weil ich sie gefunden habe. Und vielleicht geht ja auch die Gasexplosion in dem Haus am Margaretenplatz auf sein Konto.“
    „Schon möglich“, murmelte ich, ohne wirklich zuzuhören. Mir fielen fast die Augen zu.
    „Weißt was, wir beide zeigen’s den Bullen“, sagte er. „Wir werden diesen Killer gemeinsam überführen. Schließlich habe ich ja das erste Mordopfer …“
    „Wie bitte?“
    „Du hörst mir nicht zu. Ich hab gerade gesagt, dass ich Ilona, die Tote im Bacherpark, meine ich, gefunden habe. Vor einem Monat. Hast du das nicht mitgekriegt?“
    „Doch, natürlich … Aber ich wusste nicht, dass du was damit zu tun hattest.“
    „Stand in allen Zeitungen. Sogar ein verschwommenes Bild von mir haben sie veröffentlicht. Hätte sie dafür klagen können …“
    „Bitte Orlando, worum geht es?“
    „Um die schöne Tote im Bacherpark, das sagte ich doch gerade!“
    „Ich weiß. Aber bitte komm endlich zur Sache.“
    „Okay. Ich ging in jener Nacht sehr spät nach Hause. Kam von einem Typen, der in der Nähe vom Bacherplatz wohnt. Ich war ziemlich fertig, denn der hatte es mir auf die ganz harte Tour besorgt.“
    „Bleib beim Thema. Deine sexuellen Abenteuer interessieren mich nicht.“
    „Es war saukalt und fürchterlich eisig auf den Gehsteigen. Ich musste höllisch Acht geben, um nicht auszurutschen. Deshalb ging ich auch durch den Park, weil dort Schnee lag. Dicke Flocken fielen vom Himmel. Ich stapfte also im Schutz der hohen Bäume durch den Park und fragte mich, was wohl aus den sogenannten Besetzern des Parks geworden war. Hatte mich nie dazu aufraffen können, mich ihnen anzuschließen. Ich weiß nicht einmal genau, worum es denen eigentlich gegangen ist.“
    „Sie wollten den Bau einer Tiefgarage verhindern“, warf ich ein.
    „Genau. Ich bin auch umweltbewusst, trenne brav meinen Müll. Aber so ein richtiger Grüner bin ich nicht, eher ein Anarchist oder …“
    „Deine Weltanschauung in Ehren, aber ich würde jetzt wirklich gern mehr über diesen Mord erfahren.“
    „Ich rede zu viel, ich weiß eh. Ist ein altes Leiden von mir. Einer meiner Lover, ein Psychologe mit einem Sprachtick, er stotterte ganz schrecklich, wenn er erregt war, und das war er meistens in meiner Gegenwart, behauptete mal, ich würde unter Logorrhö leiden. Weißt, was das auf Deutsch heißt? Sprechdurchfall.“
    Ich musste lachen, schaute ihn aber streng an.
    „Okay. Also, ich schlenderte durch den tief verschneiten Park. Die Äste der hohen Bäume hatten alle dicke weiße Häubchen und der Boden unter dem Neuschnee war gefroren.“
    „Orlando, nerv mich nicht!“
    „Ist ja gut, bin gleich beim Thema. Ich rutschte aus. Erwischte buchstäblich in letzter Sekunde einen Baumstamm. Hielt mich daran fest. Und da sah ich sie plötzlich. Sie lag auf dem Bauch. War halbnackt. Hatte zwar ihren kurzen dunkelbraunen Webpelzmantel an, aber ihr Minirock war hochgerutscht, entblößte ihren nackten Hintern. Sie trug violette Strapse und schwarze Strümpfe, aber keinen Slip. Ihr schwarzes langes Haar breitete sich auf dem schneebedeckten Boden aus. Ich musste sofort an Schneewittchen denken. Es war eine Vollmondnacht. Das

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