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Schön und ungezähmt

Schön und ungezähmt

Titel: Schön und ungezähmt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Wildes
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sie. Sie beide brauchten es.
    »Ich war erst zwanzig.« Er lächelte schwach. »Ungefähr in deinem Alter, darum hoffe ich, du kannst es dir vorstellen. Ich fühle mich manchmal unendlich älter. Plötzlich verließen sich all diese Menschen allein auf mich. Mein Vater war stark. Energisch. Es gab keinen Grund, warum ich hätte glauben können, mein Vater lege sich mit einem Husten zu Bett und wäre nach nur wenigen Tagen wortwörtlich entschwunden. Ich glaubte es nicht, bis meine Mutter sich mir weinend zuwandte und mich fragte, was wir jetzt tun sollten. Jeder schaute mich an, mich , ausgerechnet. Erst in diesem Moment wurde mir bewusst, dass ich es wirklich nicht wusste.«
    Brianna beobachtete ihren Mann. Er rang um die richtigen Worte, um ihr seine Gefühle zu gestehen. Sie wusste – wusste -, dass es der beste Weg war, sich zu entschuldigen, wenn er das wollte.Wenn er Plattitüden aneinandergereiht oder versucht hätte, sich zu erklären, hätte sie geglaubt, es wäre ein Vorwand, um den unglücklichen Vorfall hinter sich zu lassen.
    Aber das hier? Nein. Das hier kostete ihn viel Kraft.
    Colton blickte beiseite, und sie hätte schwören können, ein gewisses Schimmern in seinen Augen zu erkennen. »Ich wusste nicht, was zu tun war. Mir war klar, ich würde vermutlich eines Tages der Duke werden, aber weder mein Vater noch ich hatten geglaubt, es könnte so passieren. Oh, natürlich war ich unterrichtet und unterwiesen und beraten worden, aber nie hatte mir jemand erzählt, wie verdammt schmerzhaft der Übergang sein würde. Der Erbe zu sein ist etwas Abstraktes, kaum
Greifbares. Dieses Erbe anzutreten, ist etwas vollkommen anderes.«
    »Liebster«, sagte sie. Ihre Stimme war heiser. Der Ärger verflüchtigte sich angesichts seiner gequälten Miene.
    »Nein, lass mich das beenden. Du verdienst es.« Er schluckte. Die Muskeln in seinem Hals bewegten sich heftig. »Ich glaube, an jenem Tag habe ich mich in gewisser Weise betrogen gefühlt. Von ihm. Weil er starb. Lächerlich, nicht wahr? Ich war jung, aber bereits ein erwachsener Mann. Es sollte doch bloß nicht so schnell passieren. Er sollte auch jetzt noch leben. Ich musste meine Trauer beiseiteschieben; ich hatte keine Zeit dafür. Ich stürzte mich schnellstens auf die Rolle des Duke, tat mein Bestes, und ich glaube, ich habe darüber unter Umständen ein paar andere wichtige Sachen in meinem Leben vergessen. Zu meinem Glück hast du dein Bestes getan, mich daran zu erinnern.«
    Sie war erstarrt. Colton, der Colton, den sie kannte, tat so etwas nicht. Er öffnete nicht seine Seele.
    »Darf ich dich also anflehen, mir meine Dummheit zu verzeihen? Ich neige nun mal dazu, bei allem, was geschieht, einen Sinn erkennen zu wollen. Dein Tun, auch wenn ich es sehr einnehmend fand, hat mich verwirrt.« Ihr Mann blickte sie an. Sein schlanker Körper hatte sich angespannt. »Ich kann wirklich keine Entschuldigung finden, warum ich das Schlimmste geglaubt habe. Aber ich fühle mich bei dir auf eine gewisse Art verletzlich, die ich seit Langem nicht habe erleben dürfen. Neun Jahre lang, um genau zu sein. Und wenn man dann noch unser Kind bedenkt und mein Gefühl, dass du etwas vor mir verbirgst … Es war wieder eine Situation, die mich völlig überforderte, und ich habe alles getan, um sie zu kontrollieren. Mehr fiel mir nun mal
nicht ein. Ich bin ein Idiot, aber wenigstens bin ich ein Idiot, der seine Frau wie verrückt liebt.«
    Sie war schon zuvor erstarrt, aber jetzt hätte sie sich nicht einmal bewegen können, wenn sie es gewollt hätte.
    »Ich muss dich lieben.« Er kämpfte offenbar mit den Worten. »Sonst hätte ich nicht so irrational gehandelt.«
    Brianna liebte ihn, weil er sich mit der für ihn typischen Logik dem Problem stellte. Aber auch so war es eine sehr wirkungsvolle Entschuldigung.
    Und dann raubte er ihr den Atem: »Ich wusste ja nicht, dass es mir passiert ist. Uns .«
    Sie saß kerzengerade auf der Bank vor ihrem Frisiertisch. Die Hände ruhig im Schoß gefaltet, blickte sie zu ihm herüber. Aber ihr Herz flatterte alles andere als ruhig. »Wusstest du nicht, dass du mich liebst?«
    Er war attraktiv, mächtig, reich … Er besaß alles, was ein Mann sich wünschen konnte. Dennoch wirkte er verloren. Er rieb sein Kinn und erwiderte rau: »Ich habe es nicht gemerkt. Aber ja, Brianna. Gott, ja. Ich liebe dich.«
     
    Es wurde einfacher.
    Brianna die Worte zu sagen war gar nicht das wahre Problem gewesen. Sich selbst seine Liebe zu ihr

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