Schön und ungezähmt
…«
Sie verkrampfte in seinen Armen. Colton schob sie leicht von sich, um ihr ins Gesicht zu blicken. Wenn es eines gab, was er in den letzten Tagen gelernt hatte, dann, dass sein größter Fehler war, die Gefühle und Gedanken anderer Menschen nicht bis zum Ende zu verfolgen.
»Sprich bitte weiter«, sagte er leise.
»Von dir getrennt. Nicht bloß körperlich.« Briannas Lippen bebten. Nur leicht, aber es genügte. »Vielleicht klingt das für dich lächerlich, weil du immer so praktisch denkst, aber ich will deinem Atem lauschen, wenn ich im Dunkeln aufwache, ich will deine Wärme neben mir spüren. Ich will mehr teilen als bloß unsere Leidenschaft.«
Er verstand, was es bedeutete, sich von jemandem getrennt zu
fühlen. Durch seinen Rang und seine Verantwortung war er von anderen distanziert, aber zumeist bestand diese Distanz, weil er um sich Mauern errichtet hatte, mit denen er sich vor emotionaler Bindung und Hingabe schützte.
Er streichelte mit dem Zeigefinger eine ihrer perfekt geformten Augenbrauen und lächelte. »Ich wäre erfreut, wenn du jede Nacht neben mir schläfst. Siehst du? Schon erledigt. Was kann ich dir noch geben? Bitte mich darum, und schon gehört es dir.«
Sie schüttelte den Kopf. »Ich kann mir nichts denken, was eine Frau wollen könnte, außer mit dem Mann zusammen zu sein, den sie liebt und dessen Kind in ihr heranwächst.«
Sie war eine Duchess. Verheiratet mit einem der vermögendsten Männer Englands. Die Gesellschaft lag ihr zu Füßen, sie war von berückender Schönheit und führte ein privilegiertes Leben. Aber sie wünschte sich nur dieses eine. Das war etwas, das er an ihr liebte – und von Beginn an bei ihr gespürt hatte -, sie hatte nie auf dieses Leben geschielt. Hatte ihn nicht aus Berechnung geheiratet. Wäre er ein Schäfer gewesen, hätte sie ihn im selben Maße geliebt.
Sie konnte ihn um alles bitten, und sie wusste, er hatte die Mittel, ihr jede dieser Bitten zu erfüllen.
Stattdessen wollte sie bloß neben ihm schlafen.
Wie hatte er nur diesen Schatz finden können?
Wahrscheinlich verdiente er sie nicht. Aber er konnte es versuchen. Colton stand auf und hob sie hoch. »Wollen wir heute Abend hier bleiben? Wir können in unseren Räumlichkeiten zu Abend essen und einfach die Gesellschaft des anderen genießen.«
Brianna lächelte wohlig und verführerisch. »Das klingt herrlich.
Erinnerst du dich an das Kapitel in Lady Rothburgs Buch, in dem sie schrieb, Frauen könnten noch leidenschaftlicher werden, wenn sie in anderen Umständen sind? Ich glaube, sie könnte recht haben.«
Lieber Gott, er hoffte das. Er hatte das Leuchten in den Augen seiner Frau schon einmal gesehen, und sein Körper war auch mehr als bereit, nur weil er sie in Armen hielt. »Diese Frau ist eine große Gelehrte«, murmelte er, als er seine Frau in sein Schlafzimmer trug und mit der Schulter die Tür aufschob. Er steuerte das riesige Bett an. »Eine großartige Expertin, die ihr Wissen großzügig mit der Welt geteilt hat. Ein Vorbild.«
Seine Frau schnappte lachend nach Luft. »Hast du gerade eine Kurtisane ein Vorbild genannt? Du, der Duke of Rolthven, der unter keinen Umständen einen Tabubruch begehen würde?«
Colton legte sie auf sein Bett. Er beugte sich über sie und blickte in Briannas Augen. »Ja, das habe ich.«
Und dann begann er, sie zu entkleiden. Immer wieder unterbrochen von heißen Küssen und geflüsterten, verruchten Worten.
Und ihre ungehemmte Antwort bewies, dass er recht hatte.
Lady Rothburg war eine außergewöhnlich kluge Frau.
Epilog
Damien Northfield lehnte sich in seinem Sessel zurück. Die Beine hatte er bequem gekreuzt, und eine Flasche Whiskey stand in Reichweite. Seine Abreise nach Spanien war auf verschiedenen Verwaltungsebenen immer wieder verschoben worden. Das war gewissermaßen frustrierend, aber andere Angelegenheiten hatten sich hingegen zu seiner Zufriedenheit entwickelt.
Sein jüngerer Bruder hatte geheiratet. Und er hatte eine gute Partie gemacht. Rebecca plante sogar, ihre Musik in Kürze das erste Mal in der Öffentlichkeit zu spielen. Robert war nie jemand gewesen, der sich um Konventionen scherte, und das außergewöhnliche Talent seiner Frau zur Schau zu stellen, war typisch für seine Unverfrorenheit.
Colton war auch zufriedener. Er war offen, wie ihn Damien noch nie erlebt hatte. Die bevorstehende Vaterschaft bekam seinem älteren Bruder gut, und Brianna glühte geradezu vor Glück, während sie langsam zunahm. Sie sah
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