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Schön und ungezähmt

Schön und ungezähmt

Titel: Schön und ungezähmt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Wildes
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Erwiderung ließ einen für ihn untypischen verwirrten Ausdruck über sein Gesicht gleiten. »Vielleicht habe ich mich unglücklich ausgedrückt. Ich wollte damit sagen, dass du für mich immer attraktiv bist. Du brauchst für mich nicht halb nackt zu sein, damit ich das denke.«
    »Dann beweise es mir.«
    »Wie bitte?« Seine geschwungenen Augenbrauen schossen in die Höhe. Er starrte sie offensichtlich verblüfft an.
    Gut. Jetzt hatte sie wirklich seine Aufmerksamkeit. Allzu oft schien er sich nur am Rande ihrer Anwesenheit bewusst zu sein. Er war ein beschäftigter Mann, und sie verstand und akzeptierte, dass die Verantwortung seines Titels und seines Vermögens von ihm einen Großteil seiner Zeit erforderte. Aber wenn sie zusammen
waren, wollte sie zumindest wissen, ob ihr Mann ihre Gesellschaft wenigstens genoss. Sie gewöhnten sich beide noch immer an die Umstände der Ehe – zumindest ging es ihr so. Bei ihm bemerkte sie keinerlei Veränderung seiner Gewohnheiten, seitdem er sie zur Frau genommen hatte. Er arbeitete noch immer einen Großteil des Tages, ging noch immer in den Club und verbrachte noch immer bei den Bällen und Soireen mehr Zeit in den Spielsalons als an ihrer Seite.Viele Paare der besseren Gesellschaft lebten ihr Leben unabhängig voneinander. Doch sie wollte das nicht. Um seine Einstellung zu diesem Thema zu ändern, musste es ihr zunächst gelingen, dass er sie tatsächlich bemerkte.
    Das Orchester setzte ein, und sie hob ihre Stimme, um die Musik zu übertönen. Es kümmerte sie nicht, ob die Besucher in den angrenzenden Logen ihre Worte hörten. Laut und deutlich sagte Brianna: »Heute Nacht will ich, dass du mir beweist, wie attraktiv du mich findest.«
    »Wovon sprichst du, zum Teufel?«
    Brianna blickte ihren Mann an und seufzte leise. »Ich habe befürchtet, dass du vielleicht genau so etwas sagen könntest.«
     
    Frauen waren so unberechenbare, irrationale und emotionale Geschöpfe, grübelte Colton Northfield finster, als er nur mit halbem Ohr Mozarts Komposition zuhörte. Sein Blick ruhte müßig auf der Bühne, wo eine farbenfrohe Theatertruppe zu denselben lebhaften Melodien tanzte, die er schon so oft gehört hatte. Neben ihm saß seine hübsche Frau und war von dem Anblick hingerissen. Ihr Fächer bewegte sich in langsamen Bögen in der Schwüle des großen Raums. Strähnen ihres seidigen, hellblonden Haars strichen über ihren schlanken Nacken, und ihr zartes Gesicht war von der Hitze leicht gerötet.

    Er hatte sie nicht angelogen: Sie war eine der schönsten Frauen, denen er je begegnet war. Seit dem ersten Augenblick, als sie einander vor knapp einem Jahr vorgestellt worden waren, hatte er sie innig begehrt. Sein Liebeswerben, die notwendige Verlobungszeit und das Eheleben hatten das nicht im Geringsten geändert. Sogar jetzt spürte er, wie seine Erektion sich unangenehm gegen das enge Gefängnis seiner maßgeschneiderten Hose drückte. Daran war das Beben ihrer üppigen Rundungen, die sich über den Ausschnitt des Mieders ihres elfenbeinfarbenen Kleids schoben, das – egal was sie sagte – beinahe skandalös war, nicht unbeteiligt.
    Was genau ging ihr bloß durch den hübschen Kopf? Wenn man ihn vor diesem Abend gefragt hätte, dann wäre Colton überzeugt gewesen, dass Brianna die letzte junge Dame seines Bekanntenkreises wäre, die etwas so Offenherziges tragen würde. Gewöhnlich war sie sehr anständig. Manchmal sogar zu anständig für seinen Geschmack, aber andererseits war sie auch noch unerfahren und unschuldig. Er hatte seine Leidenschaft so weit wie möglich gebremst, und so geriet ihr Liebesspiel zu einer gezügelten Angelegenheit. Er versuchte, sie mit der Intimität des Akts vertraut zu machen und ihre nachvollziehbaren Hemmungen abzubauen.
    Heute Abend war jedoch eindeutig nichts Gehemmtes an ihr, und das machte auf ihn einen nachhaltigen Eindruck. Es überraschte ihn. Er sollte über ihre Kleiderwahl verärgert sein, zumal sie sich so in der Öffentlichkeit zeigte. Oh ja, er war tatsächlich verärgert. Aber da war noch mehr.
    Er war fasziniert.
    Sie lehnte sich vor und hob das goldene Opernglas in ihrer Hand an die Augen, um das Geschehen auf der Bühne besser
verfolgen zu können. Ihre Rundungen prüften wahrlich das bisschen Stoff, das sie kaum bedeckte. Er hätte schwören können, dass er den Rand eines rosigen, perfekten Nippels aufblitzen sah.
    Vielleicht war er die Sache auch völlig falsch angegangen, überlegte er. Es war ihm unmöglich, seine

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