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Schön und ungezähmt

Schön und ungezähmt

Titel: Schön und ungezähmt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Wildes
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sicher, vornehme junge Damen brauchen sich wegen solcher Angelegenheiten keine Sorgen zu machen, aber es hilft unserer Sache, weil wir die Franzosen so hin und wieder ärgern können.«
    Lange Schatten fielen inzwischen auf den Weg, und das Knirschen ihrer Schritte auf dem Kies vermischte sich mit dem Zwitschern der Vögel in den hübsch gestutzten Bäumen. Dahinter erstreckten sich weite Rasenflächen, auf denen hohe Ulmen wuchsen. Rebecca atmete tief ein und ließ die Luft langsam entweichen. »Ich bin überzeugt, dies ist eine Begabung, die England braucht. Lasst Euch nicht von den vornehmen jungen Damen täuschen, Mylord. Auch sie sorgen sich um den Fortgang des Kriegs.«
    »Ist das so?« Er blickte auf sie nieder, und sie meinte ein belustigtes Flackern in seinen Augen zu sehen, weil ihre Stimme so fest klang. »Ich verstehe, Ihr seid eine dieser Damen. Vergebt mir, da ich Euer Interesse an unserem Kampf gegen Bonaparte unterschätzt habe.«
    »Da ist nichts, was ich vergeben müsste.« Sie verzog das Gesicht. »Meine Mutter findet mein Interesse an Politik undamenhaft.« Eine Untertreibung. Über den Krieg zu reden, wurde ungefähr
ebenso wenig geschätzt wie das Eingeständnis, dass sie Musik komponierte.
    »Ihr seid durch und durch eine Dame, Mylady«, sagte er galant.
    »Ich danke Euch.«
    Er wies nach vorne, wo ein kleiner Zierbau direkt neben einem schimmernden Teich stand. In der späten Nachmittagssonne wirkte es bezaubernd und friedlich. »Wollen wir dort entlang gehen? Es ist ein schöner Ort, um ein wenig dazusitzen, ohne dass ständig Teewagen um uns klappern und ein Dutzend andere Gespräche summen.«
    »Wie Ihr wünscht.« Rebecca neigte den Kopf. Sie war sich nicht sicher, ob sie wirklich einfach nur sitzen wollte, aber sie konnte diese Einladung nicht ablehnen, ohne grob zu werden. Die flachen Stufen führten zu einem wahren Schatz von Sommerhaus, bemerkte sie. Das Innere barg kleine Sofas mit Plüschkissen in hellen Farben, und überall standen verstreut kleine Tische. Sogar ein Schrank für Getränke stand in einer Ecke, in dem Kristallgläser und Karaffen kunstvoll arrangiert waren. Rebecca wählte einen der Sessel, der ihr einen unverstellten Blick auf den Teich gewährte, und setzte sich. Verlegen glättete sie ihre Röcke. Damien Northfield lehnte eine Schulter gegen eine der griechischen Säulen und ließ einen sehr beunruhigenden Blick in ihre Richtung schweifen.
    Dann fragte er zu ihrer völligen Überraschung: »Ist das besser? Ihr machtet auf mich vorhin einen recht elenden Eindruck.«
    Dahin war ihre Hoffnung, dass er es nicht bemerkt hatte.
    Sie öffnete den Mund, um es zu leugnen, aber er kam ihr mit einer weiteren einfühlsamen Bemerkung zuvor.
    »Ich möchte nicht neugierig sein, das versichere ich Euch.
Wenn Ihr beschließt, kein Wort zu sagen, betrachtet das Thema als erledigt.«
    Es war verlockend, ihn anzulügen und ihn beim Wort zu nehmen, aber in diesem Augenblick fühlte sie sich ziemlich niedergeschlagen. Zwischen ihren Eltern, Roberts weithin bekannter Abneigung gegen unverheiratete junge Damen und jetzt auch noch der koketten Mrs. Newman, fühlte sie sich ausmanövriert. Die hübsche Witwe hatte sie jedenfalls nicht erwartet.Vielleicht brauchte sie doch Lady Rothburgs Buch. Sie hatte jedenfalls keinen Einfall mehr, wie sie vorgehen konnte. Oder sollte sie es überhaupt versuchen? Die unverhohlene Abneigung, die ihr Vater Robert entgegenbrachte, war ein echtes Hindernis. Rebecca schüttelte nur den Kopf. »Ich hatte gehofft, niemand habe bemerkt, dass ich der Unterhaltung nicht aufmerksam gelauscht habe. Bitte entschuldigt meine Zerstreutheit.«
    »Alles um mich herum aufmerksam zu beobachten ist mir in den Jahren in Spanien zur zweiten Natur geworden.« Damien neigte leicht den Kopf, als betrachte er nachdenklich ihr Gesicht. »Robert hat Euch vorhin erwähnt.«
    Er hatte sie also ertappt, wie sie seinen Bruder beobachtete. Vielleicht konnte sie sich noch immer aus der Affäre ziehen. Sie hoffte, die Gedanken seiner Feinde waren die einzigen, die er lesen konnte. Zum zweiten Mal überzog verräterische Hitze ihr Gesicht. Ein letzter Rest Stolz ließ sie trotz der Röte Verwirrung vortäuschen. »Redet Ihr etwa von Lord Robert?«
    »Von eben diesem«, erwiderte er trocken. »Der Lord Robert, der mir erzählt hat, dass Ihr wunderschön und bezaubernd seid. Der Mann, den Ihr heimlich während der Teestunde beobachtet habt, ohne auch nur einen Tropfen aus Eurer Tasse zu

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