Schön und ungezähmt
offenbart hatte, und sie betete darum, dass Damien, wenn es so war, sich nicht dazu hinreißen ließ, sie in Gegenwart ihres Vaters zu wiederholen.
Aber bestimmt besaß er als Attaché von Lord Wellington ein Mindestmaß an Takt.
Alles wäre also in Ordnung gewesen, wenn sie nicht errötet wäre. Zu ihrem Entsetzen spürte sie das Blut warm in ihre Wangen steigen. »Wir wurden einander vorgestellt«, sagte sie etwas zu hastig. Sie wagte nicht, zu ihrem Vater hinüberzublicken.
»Ja, das habe ich mir gedacht. Soweit ich es verstanden habe, seid Ihr eine gute Freundin meiner Schwägerin.« Lord Damiens Miene war ausdruckslos.
Er verfügte tatsächlich über Taktgefühl. Er ließ es ganz natürlich klingen, dass sie mit einem der berüchtigtsten Lebemänner bekannt war, noch dazu einem, den ihr Vater verabscheute. »Brianna und ich sind schon fast unser ganzes Leben lang befreundet. Unsere Familien haben aneinandergrenzende Besitzungen, und wir lernten uns als Kinder kennen.«
»Ich bin mit ihr noch nicht besonders gut bekannt, aber sie scheint eine wunderbare Frau zu sein.«
»Das ist sie.« Wenigstens das konnte Rebecca aus voller Überzeugung bestätigen.
Zu ihrer Erleichterung wandte er sich wieder ihrem Vater zu und stellte ihm eine Frage über die kommende Parlamentssitzung. Und wieder war sie ganz sich selbst und ihrer Tasse Tee überlassen, der inzwischen nur noch lauwarm war. Es war eine Qual, nicht zu Robert hinüberzusehen, aber sie wagte kaum mehr als einen Blick zu ihm und der hübschen Witwe, zumindest für eine kleine Weile.
Zu ihrer Bestürzung waren die beiden fort, als sie das nächste Mal einen kurzen Blick riskierte. Beide waren verschwunden.
Ein ungutes Gefühl breitete sich in ihrer Magengrube aus.
Es war eine Sache, einer hoffnungslosen Leidenschaft für einen
berüchtigten Lebemann nachzuhängen. Etwas vollkommen anderes war es aber, Zeugin seiner Indiskretionen werden zu müssen. Oh, sie hatte schon oft mit ansehen müssen, wie er in überfüllten Ballsälen tanzte, plauderte und lächelte, aber da waren immer viele Leute anwesend, und sie hatte nie beobachtet, wie er mit einer seiner Verehrerinnen, die sich ihm andienten, verschwand. Wenn ein Mann und eine Frau auf einer Hausparty gemeinsam verschwanden... nun, sie las die Klatschspalten der Zeitungen und war erfahren genug, um zu wissen, was dann geschah.
Waren sie nach oben gegangen, wo die Schlafzimmer lagen?
Es war gut möglich.
Das tat weh, obwohl sie kein Recht hatte, deshalb bestürzt zu sein oder sich betrogen zu fühlen. Dennoch... sie fühlte sich betrogen.
Mit einem leisen Klappern stellte sie die Tasse auf die Untertasse. Nur mit großer Beherrschung gelang es ihr, den Tee beiseitezustellen und nichts zu verschütten. Wenn sie nicht schnell aus diesem Raum verschwand, würde sie vielleicht laut schreien. Als sie aufstand, erhoben sich natürlich auch ihr Vater und Lord Damien höflich. Rebecca murmelte: »Entschuldigt mich. Es ist draußen so schön, und die Gärten des Anwesens locken mich. Brianna hat mir schon so oft davon erzählt, dass ich es mit eigenen Augen sehen will.«
Damiens Brauen hoben sich eine Winzigkeit, und zu ihrem Entsetzen bot er ihr seinen Arm. »Bitte erlaubt mir, Euch herumzuführen.«
Nein! Er sieht ihm so ähnlich … das dichte, kastanienbraune Haar, dazu sein markantes Profil …
Sie wollte allein sein und sich wieder in den Griff bekommen.
Aber wenn sie Damiens angebotene Begleitung ablehnte, würde das ihren Vater sehr verärgern. Außerdem wäre es unhöflich. Darum legte sie widerstrebend die Finger auf seinen Ärmel und zwang sich, ihn anzulächeln. »Das wäre sehr freundlich.«
Seite an Seite verließen sie den Raum durch die Fenstertüren, die zum Garten weit offen standen und die spätnachmittägliche Luft hereinströmen ließen. Damien führte sie über die große Terrasse, die sich im weiten Bogen erstreckte, hinab zur Rückseite des Hauses. Hier breiteten sich die förmlichen Gartenanlagen aus. Mindestens fünfzehn Morgen, informierte er sie auf seine zurückhaltende Art, während sie gemütlich dahinspazierten. Wenn sie tatsächlich an den Blumen und den gestutzten Büschen interessiert gewesen wäre, hätte sie sich seiner Begleitung glücklich geschätzt. Aber nicht jetzt, da sie zudem ständig daran denken musste, dass ihre Mutter Erwartungen hegte, sie könne Lord Damien als potenziellen Heiratskandidaten in Betracht ziehen.
Das war eine sehr unbequeme Lage, in die sie
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