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Schön und ungezähmt

Schön und ungezähmt

Titel: Schön und ungezähmt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Wildes
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sich manövriert hatte.
    Er wählte einen Weg, und sie ging neben ihm, in der Hoffnung, gefasst zu wirken, damit er nicht glaubte, sie sei eine komplette Idiotin, die nicht einen Hauch Eleganz hatte. Nur darum murmelte sie höflich: »Genießt Ihr es, für eine Zeit lang Euren Pflichten in Spanien entflohen zu sein, Mylord?«
    Er blickte sie nachdenklich an, und ein leises Lächeln verzog seine Lippen. »Ich wäre ein Dummkopf, wenn ich behaupten würde, dass es nicht so ist, nicht wahr? Wer würde schon diesen wunderbaren Ort, die Gelegenheit, meine Familie und Freunde zu treffen, sowie etwas Zeit der Entspannung gegen die Härten des Kriegs eintauschen wollen?«

    Rebecca war nicht sicher, was sie darauf antworten sollte. Wenn sie sich nicht täuschte, schwang in seiner Stimme etwas leicht Bissiges mit, aber sie kannte ihn nicht gut genug, um das zu beurteilen.
    »Ich genieße es«, fügte er knapp hinzu. »Auch wenn das manchmal dumm erscheint.«
    Sie blinzelte. »Verstehe ich das richtig, dass Ihr lieber wieder zurück in Spanien wärt?«
    »Ich finde Gefallen an meinen Pflichten«, gab er zu. »Es ist mir ein Vergnügen, mich mit anderen gegen Bonaparte und seine käuflichen Bestrebungen zu verbünden. Es ist schön, wieder zu Hause zu sein. Aber auch wenn das vielleicht merkwürdig klingt, bin ich erpicht darauf, schon bald wieder in den Krieg zu ziehen.«
    »Das ist bewundernswert.« Heimlich verschlang sie die Zeitungsberichte, die die Frage behandelten, ob es Europa gelang, sich vom unerbittlichen Griff des Imperators loszureißen. »Jeder, vom Duke of Wellington bis zum niedrigsten Soldaten, riskiert so viel für England und die Welt.«
    »Für mich übt die Herausforderung einen gewissen Reiz aus.«
    Er sprach die Wahrheit – das spürte Rebecca. Sie lächelte ihn an. Es war das erste, ehrliche Lächeln, das sie seit ihrer Ankunft in Rolthven jemandem schenkte. »Das glaube ich gern.«
    »Ich liebe auch meine Familie, versteht mich nicht falsch.Aber ich bin nicht Colton, der von seinen Verpflichtungen und Besitzungen völlig vereinnahmt wird. Ebenso wenig bin ich wie Robbie, der diese positive Einstellung zum Leben hat. Ich will damit nicht behaupten, dass mein jüngster Bruder auch nur im Geringsten oberflächlich ist. Ich bin nicht sicher, ob es allgemein
bekannt ist, aber er hat die Gabe, mit Zahlen jeder Art umzugehen, ob das nun finanzielle Investitionen sind oder das Kartenspiel. Greift ihn niemals beim Whist an, Miss Marston. Ich verspreche Euch, dass Ihr verlieren werdet.«
    Warum redeten sie nur schon wieder über Robert?
    Oder war sie bei diesem Thema einfach nur empfindlich? Es war doch für ihn eine ganz natürliche Sache, im Gespräch seinen Bruder zu erwähnen.
    Rebecca murmelte: »Ich sollte mir Eure Warnung zu Herzen nehmen, falls ich versucht sein sollte, mit ihm in einen solchen Wettbewerb zu treten.«
    »Er ist auch ein brillanter Cellist. Wusstet Ihr das?«
    Warum glaubte er bloß, dass sie irgendetwas über einen Lebemann wie seinen Bruder wusste? »Wir sind kaum mehr als flüchtige Bekannte.«
    »Ich habe mich nur gefragt«, sagte Damien auf seine ruhige, fast amüsierte Art, »ob Brianna es vielleicht erwähnt hat. Robbie geht damit natürlich nicht hausieren, weil die Musik nicht gerade ein männlicher Zeitvertreib ist. Aber er hat echtes Talent dafür. Ich glaube, auch das ist der Mathematiker in ihm. Er braucht sich bloß ein Musikstück anzusehen, und schon versteht er Takt und Maß, ohne darüber nachdenken zu müssen.«
    Rebecca hatte das Gefühl, dass ihr Herzschlag aussetzte. Robert war ein Musiker? Sie schloss kurz die Augen. Es war nichts, nur ein leises Flattern, doch es geschah gegen ihren Willen.
    Der Liebste ihrer Träume war eine verwandte Seele. Sie stellte sich seine langen, eleganten Finger vor, wie sie einen Cellobogen umschlossen – und dann stellte sie sich vor, wie diese Finger den Bogen über ihre Haut streichen ließen.
    Sie konnte ihrem Repertoire also einen neuen Tagtraum hinzufügen.
Wunderbar. Diese Hausparty würde ihr Untergang sein.
    »Wie klug von ihm.« Das unzureichende Murmeln war jedenfalls nicht klug, darum lenkte sie das Gespräch von diesem Thema fort, ehe möglicherweise weitere beunruhigende Details über Robert Northfield offenbar wurden. »Was ist mit Euch, Mylord? Wo liegen Eure Begabungen?«
    Sein Gesicht nahm einen rätselhaften Ausdruck an. »Ich weiß nicht, ob das eine Begabung ist, aber ich kann wie der Gegner denken. Ich bin

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