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SCHÖN!

SCHÖN!

Titel: SCHÖN! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebekka Reinhard
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wiederholt und vom »Gefällt mir!« der anderen sanktioniert werden. Dabei geht es zu selten ums Sein und zu oft ums Haben. Zu oft ist unser Körper für uns etwas, das wir haben, und zu selten etwas, das wir sind . Wer sich ständig mit dem identifiziert, was er hat, vergisst, wer er ist – wie viele der sogenannten »Celebrities«. Menschen aus Film, Fernsehen und Politik, die sich für Lichtgestalten halten. Leute, die für ihre Besitztümer berühmt sind: ein (einigermaßen) ansprechendes Äußeres, Geld und Macht. Politiker, Talkmaster und Topmodels sind die Meister des schönen Scheins. Sie wissen genau, welche Knöpfe sie bei uns drücken müssen, damit wir so etwas wie Authentizität in ihnen vermuten. Die Cleversten unter ihnen haben Techniken entwickelt, die den Eindruck innerer Schönheit erwecken. Sie umgeben sich mit einer Aura, die gemäß der kalogathia die Werte des Wahren und Guten transportiert. Werte, die Orientierung, Übersichtlichkeit, Trost und Glück verheißen. Leider folgt auf die Verheißung meist die Enttäuschung. Vorsicht ist also geboten. Es ist leicht, Menschen als etwas zu sehen, was sie nicht sind: »schön«. Wenn wir uns verführen lassen, Schein mit Sein, Unecht mit Echt, Geste mit Geist zu verwechseln, bleiben uns die Tiefendimensionen des Schönen verschlossen.
    Diese Welt ist nicht nur nicht perfekt. Sie ist nie so, wie sie sein sollte. Schönheit hat die Macht, aus dem Chaos unseres Planeten einen Kosmos zu machen, eine geordnete, sinnvolle Gestalt. Deshalb ist sie ein menschliches Grundbedürfnis – genau wie Liebe oder Zugehörigkeit. Der Wunsch, gut auszusehen, und die Sehnsucht, ein gutes Leben zu haben, hängen untrennbar zusammen.
    Schönheit ist schließlich viel mehr als die Abwesenheit von körperlichen Mängeln. Schönheit ist immer auch ein Verspre chen von Glück. Wir hoffen, ein besseres Leben zu haben, indem wir uns um unser Äußeres sorgen. Wir wollen keine »Celebrity« sein, wir wollen uns einfach gut fühlen. Und wir wollen, dass man uns das ansieht. Es ist uns wichtig, den Wirren der globalisierten und digitalisierten Welt etwas ganz Konkretes entgegensetzen zu können. Volles Haar. Eine gute Figur. Der Grund, warum wir uns eine gerade Nase anschaffen oder einen flachen Bauch, warum wir einen Apfel aus biologischem Anbau kaufen, einen mit dem Etikett »Fair Trade« versehenen Pullover oder einen Hund, ist stets der gleiche: Wir wollen das Gefühl haben, auf dem richtigen Weg zu sein. Alles uns Mögliche dafür zu tun, aus diesem Leben etwas Schönes und Sinnvolles zu machen.
    Wer allerdings Schönheitspflege betreibt, ohne sich je gefragt zu haben, was »schön« eigentlich bedeutet, verhält sich ziemlich unphilosophisch. Bevor wir uns den Kopf darüber zerbrechen, wie wir unsere verkapselten Mitesser loswerden oder die Couperose in der T-Zone eliminieren können, sollten wir erst einmal überlegen: Ist körperliche Schönheit bloß eine Sache der Konvention, der Mode? Oder gibt es doch objektive Maßstäbe für schön und hässlich? Liegt Schönheit (nur) im Auge des Betrachters? Oder hat Heidi Klum die Deutungshoheit? Darum geht es im ersten Teil dieses Buches.
    Kapitel 1 nimmt das weibliche Schönheitsideal unserer Zeit unter die Lupe und löst das Rätsel, warum die emanzipierte, vom Verdienst des Mannes immer unabhängigere Frau sich so schwer tut, ihren Körper so, wie er ist, zu akzeptieren – und warum sie (zu) viel dafür tut, ihn zu ändern. Ein Grund für die weibliche Schönheitsbesessenheit ist die allgemeine grausame Tendenz der Medienkultur, das Äußere einer normalgewichtigen, durchschnittlich attraktiven Frau nicht als normal, sondern als hässlich einzustufen …
    Kapitel 2 widmet sich dem modebegeisterten Mann. In der Mode ist »Schönheit« nur ein anderes Wort für Neuheit und Wandel. Nichts bleibt, wie es ist. Der allerletzte Schrei ist nicht mehr der tadellos sitzende Anzug, sondern der perfekt geformte Body. Am Beispiel von David Beckham wird gezeigt, wie sich das Mann-Sein durch immer neue Stylings variieren und gerade so durch alle Veränderungen hindurch behaupten lässt. Von der Wollmütze bis zum Waschbrettbauch …
    In Kapitel 3 geht es um die Frage, ob Schönheit bloß eine Frage des Geschmacks ist – und wenn ja, warum die meisten trotzdem immer das Gleiche »schön« finden. Immanuel Kant und Arthur Schopenhauer coachen den Leser bei der Beurteilung von Schönheit. Denn ästhetisches Urteilsvermögen hat man nicht

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