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Schoene Bescherung

Schoene Bescherung

Titel: Schoene Bescherung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sobo Swobodnik
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die vorher gar nicht mussten. Allein das Drehkreuz blieb eisern.
    »Wollen die uns veräppeln!«, schrie Frau Weller. Wer die waren, wusste niemand. Keiner von denen war weit und breit zu sehen.
    Heinz und Helga riefen synchron: »Wer sich so etwas ausdenkt, gehört eingesperrt!«
    »Bei Wasser und Brot!«, fügte Herr Wilhelm hinzu.
    Bei »Wasser« erhöhte sich der Harndrang bei manchen noch mehr. Die Stimmung vor dem Drehkreuz wurde aggressiver. Die Busreisenden fluchten, schrien, waren der Verzweiflung nahe. Noch immer gab es vom Personal keine Spur.
    »Alles automatisch, da braucht man keine Putze mehr in Kittelschürze«, sagte Doktor Skolny. »Irgendwie geht das schon. Blöd ist nur, dass niemand weiß, wie.«
    »Die können mich mal!«, zischte Herr Wilhelm plötzlich, bückte sich umständlich und schlüpfte unter dem Drehkreuz hindurch. Dabei stieß er sich den Kopf an. Wieder fluchte er und verschwand, sich den Kopf haltend, in einer der Toiletten. Frau Klinkermann stieg mithilfe von Herrn von Alten und unter Beifall der anderen über das Drehkreuz hinweg.
    Kurz bevor Ferdinand Schnabel das Drehkreuz aus der Verankerung reißen konnte, kam endlich die von Plotek alarmierte Klofrau aus der Raststätte. Kopfschüttelnd bediente sie, als wäre es das Einfachste auf der Welt, den Kasten mit den bunten Knöpfen – schon drehte sich das Kreuz.
    »Geht doch«, sagte die Klofrau.
    »Wenn man weiß, wie«, entgegnete Herr von Alten und die anderen murmelten despektierlich vor sich hin.
    An der Reihenfolge lag es: Zuerst Knopf drücken, dann Geld, dann wieder Knopf, dann durchgehen und dann erst Zettel, das hatte nichts mit Logik zu tun. Der Sündenbock war gefunden. Die Wut der Reisenden hatte ein Ziel. Unter wilden Beschimpfungen zog die Klofrau ab und die Busreisenden stürmten die Toiletten. Auch da: Überraschung – diesmal positiv. Das waren keine üblichen Kloschüsseln, Waschbecken und Pissoirs. Das war ungeahnter Luxus. Gut, für 1 Euro pro Klogang durfte man schon etwas erwarten. Alles vollautomatisch, alles auf Höhe der Zeit: Erlebniskultur WC! Bläulich schimmernd, mit viel Glas, Granit und indirekter Beleuchtung. Aseptisch, antibakteriell und mit ATA in der Luft, als ob Meister Proper hier zu Hause wäre. In den Kloschüsseln eingravierte Fliegen und blinkendes Rotlicht. Dreilagiges Klopapier mit Blümchen. Dazu entspannende Musik aus versteckten Lautsprechern. Das entschädigte ein wenig für den Ärger mit dem Drehkreuz.
    Apropos: Auch am Ausgang hoben die meisten Busreisenden, als sie vor dem Drehkreuz standen, verzweifelnd die Arme. Bloß gut, dass Herr von Alten aufgepasst hatte.
    »Was täten wir bloß ohne unseren Herrn von Alten«, sagte Frau Klinkermann und schmolz bewundernd dahin, dass sie theoretisch auch unter dem Drehkreuz hätte hindurchrutschen können. Mitsamt Frau von Ribbenhold. Wie zwei unter stark schwankendem Hormonpegel stehende Pennäler buhlten sie um Herrn von Altens Gunst und strahlten um die Wette. Die dicke Frau Weller wollte natürlich nicht Zurückbleiben und strahlte mit.
    »Wieso gibt es bei ostfriesischen Toiletten keine Türen?«, fragte Herr Wilhelm, als er sich durch das Drehkreuz schob. »Damit niemand durch das Schlüsselloch schauen kann!«
    Und als keiner reagierte, sagte Herr Wilhelm, noch ehe Ferdinand Schnabel zur Weiterfahrt drängen konnte: »Kaffeepause!«
    Bis auf Ferdinand Schnabel waren alle dafür und steuerten direkt die Raststätte an.
    Der Kaffee war bei Doktor Skolny ein frisch gezapftes Bier. Herr Stremmel schloss sich an.
    »D-d-d-e-e-e-e-r M-m-m-a-a-a-g-g-g-g-e-e-n!«
    Da hatte natürlich jeder Verständnis. Plotek dachte an seinen eigenen ebenfalls sehr empfindlichen und bestellte sich auch eins.
    »Prost.«
    Die Gläser klirrten und die Stimmung löste sich – einerseits. Herr Stremmel lud zu einer Runde Jägermeister ein. Ebenfalls wegen dem Magen. Skolny und Plotek nahmen dankend an. Die anderen verschmähten die kleinen grünen Fläschchen.
    »T-t-t-rink-k-k-k-k-e-e-e-n wi-wi-wi-wi-r sie e-e-e-e-e-b-b-b-b-e-e-e-n a-a-a-l-l-ei-n-n-ne«, sagte Stremmel.
    Skolny nickte. Die anderen schüttelten den Kopf.
    Andererseits wurden die Blicke skeptischer und die Abgrenzungstendenzen deutlicher. Hier saßen die Bier – und Jägermeistertrinker und die anderen Unbeliebten wie Kita Kubella und Silke Klein. Da die Kaffeetrinker und Kuchenesser, von Eduard von Alten liebevoll umsorgt.
    »Der ist auf Ihren Job scharf«, sagte Doktor Skolny zu

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