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Schoene Bescherung

Schoene Bescherung

Titel: Schoene Bescherung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sobo Swobodnik
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spitzte die Ohren.
    »Manchmal hat man keine Wahl. Manchmal entscheidet das Schicksal«, sagte eine Männerstimme.
    »Sie meinen, das Schicksal hat uns beide hierher geführt?«, entgegnete die Stimme einer Frau.
    »Könnten Sie sich eine Zukunft mit einem Mann, auch jünger, vorstellen? Theoretisch jetzt?« Das war Eduard von Alten.
    »Bin ich für eine Zukunft nicht zu alt?« Mit Walburga von Ribbenhold.
    »Im Gegenteil, verehrte Frau von Ribbenhold. Oder darf ich Walburga sagen?«
    »Gerne. Ich bitte darum.«
    Plotek zog sich am Mäuerchen hoch und konnte jetzt tatsächlich Herrn von Alten und Frau von Ribbenhold hinter der Beethoven-Skulptur erkennen. Sie standen dicht beieinander.
    »Eduard!«
    »Liebe Walburga, mit Ihrer überaus gepflegten Erscheinung stecken Sie so manche Fünfzigjährige in die Tasche.«
    »Sie meinen wie diese unangenehme Person Frau Weller?«
    »Ach, Frau Weller«, sagte von Alten herablassend.
    »Eduard, geben Sie zu, diese Person macht Ihnen den Hof. Diese Person hat Ambitionen!«
    Herr von Alten lachte und griff nach der Hand von Walburga von Ribbenhold.
    »Ambitionen schon, verehrte Walburga, aber keine Chance.«
    Jetzt lachte auch Frau von Ribbenhold.
    Herr von Alten führte seinen Mund zu ihrer Hand und küsste sie.
    Dialog und Szene wie aus einem Groschenroman, dachte Plotek mit weiter zunehmendem Druck auf der Blase. Peinlich. Peinlich. Peinlich.
    »Lassen Sie uns zurückgehen, sonst wird unsere Abwesenheit gleich wieder kommentiert. Sie wissen ja, die Klinkermann hat eine spitze Zunge!«
    Du auch, dachte Plotek, und: Jetzt kann ich meinen Urin bald nicht mehr halten.
    »Meine liebe Walburga, für Ihre geschätzte Aufmerksamkeit riskiere ich jegliche Art von Kommentar.«
    »Auch von Frau Klinkermann?«, fragte Frau von Ribbenhold argwöhnisch.
    Herr von Alten lachte.
    »Meine geschätzte Walburga, es gibt Frauen, die haben das gewisse Etwas.« Er schaute Frau von Ribbenhold tief in die Augen. »Und andere eben nicht.«
    Walburga von Ribbenhold grinste, ihre Bäckchen glänzten rot. Hört das denn nie auf, dachte Plotek. In diesem Alter sollte man doch über solche Peinlichkeiten hinaus sein – aber vergiss es. Unter den Blicken und Worten Eduard von Altens mutierte die Alte in wenigen Minuten zu einer lüsternen Göre.
    »Meine verehrte Walburga, erzählen Sie mir von sich.«
    »Später, Eduard, später. Jetzt müssen wir wieder zurück. Sie wissen ja, Marie-Louise braucht davon nichts zu wissen.«
    Wovon?, dachte Plotek und hatte das Gefühl, seine Blase sei im Begriff zu platzen. Herr von Alten griff erneut nach der Hand von Frau von Ribbenhold und küsste sie. Frau von Ribbenhold errötete wieder, hakte sich dann bei ihrem Herzensbrecher ein und beide gingen davon. Endlich, dachte Plotek und pisste ein verwackeltes Herz in den Schnee.
    Auf dem Rückweg zum Hotel sah Plotek am Hotel Richmond einen schwarzen Mercedes mit deutschem Kennzeichen stehen. Auf den ersten Blick nichts Ungewöhnliches in Karlsbad. Auf den zweiten zwar noch immer nicht ungewöhnlich, aber doch interessant. Der Professor mit Hut saß nämlich im Wagen auf der Rückbank, daneben ein Mann mit aufgestelltem Pelzkragen, den Plotek ebenfalls schon irgendwo gesehen hatte. Was macht der Professor im Auto auf dem Parkplatz vom Richmond, wo er doch im Grandhotel wohnt?, fragte sich Plotek und dachte: Ist das jetzt ungewöhnlich? Später würde er es wissen.

8
    »Rien ne va plus.«
    Die Kugel rollte.
    »Achtzehn.«
    »Nein!«
    »Bravo!«, sagte Skolny.
    Stremmel schüttelte ungläubig den Kopf. Kita Kubella klatschte.
    »Das gibt’s doch nicht, der gewinnt und gewinnt.«
    Silke Klein schaute neidisch – wenn Blinde neidisch schauen können. Plotek konnte sich sein Glück auch nicht erklären. Seit er im Casino des Hotels am Rouletttisch stand und wahllos Jetons setzte, gewann er. Bisher über das Zwanzigfache seines Einsatzes. Plotek hatte in seinem Leben noch nie irgendwas gewonnen. Nirgends. Nicht im Lotto, nicht beim Preisausschreiben, beim Platz an der Sonne auch nicht. Ehrlichkeitshalber muss man dazu sagen, dass Plotek nie spielte. Weder Lotto, noch Platz an der Sonne, nicht mal bei Preisausschreiben machte er mit.
    »Glück im Spiel, Pech in der Liebe!«, sagte Skolny und nahm einen tiefen Zug von seiner filterlosen Zigarette, bevor er wieder lachte und anschließend hustete, dass ihn die meisten Casino-Gäste mitleidig oder ärgerlich anguckten.
    Jetzt hätte man denken können, Plotek freute sich über

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