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Schoene Bescherung

Schoene Bescherung

Titel: Schoene Bescherung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sobo Swobodnik
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Kindheitsneurosen, Minderwertigkeitsgefühl, Zwangsvorstellungen, Psychosen – das ganze Programm eben. Eigentlich hoffnungslos. Wenn es nach dem Freud-Verschnitt gegangen wäre, hätte Plotek eigentlich schon lange tot sein müssen oder lebenslänglich wegen Amoklaufs im Ostalbschwäbischen hinter Schloss und Riegel sitzen. Er weigerte sich, Plotek weiter zu untersuchen, und schickte ihn zu Doktor Hohenthaler zurück. Der schien etwas enttäuscht, sagte aber »Macht nichts!« und »Vielleicht müssen wir das Pferd von hinten aufzäumen?«
    Welches Pferd?, dachte Plotek und: Ist nicht alles allein eine Frage der Perspektive?
    Hohenthaler nickte.
    »Vielleicht ist es gar kein psychisches oder organisches Problem«, sagte der Doktor, und dann: »Sind Sie schon mal auf Leistenbruch untersucht worden?«
    Plotek schüttelte den Kopf und dachte: Auf jeden Fall besser als auf der Couch enden.
    Das dachten sich die Nackten im Fernseher offensichtlich nicht. Die schienen sich auf der Couch ziemlich wohl zu fühlen. Obgleich das alles irgendwie auch nach Höchstleistungssport mit gutturalen Lauten aussah.
    Pay-TV eben. Plotek konnte sich noch erinnern, dass er mit ›Matrix‹ eingeschlafen sein musste. Dass er jetzt mit ›Versaute Sekretärinnen beim Diktat‹ aufwachte, konnte er sich nicht erklären. Irgendwie muss er in der Nacht auf die Taste der Fernbedienung gedrückt haben, so dass die Sekretärinnen und ihre rasierten Männer in sein Zimmer kamen. Er guckte noch ein wenig zu, und als er schon wieder am Einschlafen war, stand er auf. Er schaute auf die Uhr. Halb elf – verschlafen!
    »Mmmmh!«
    »Jaaaaaaa!!!!!!«
    »Kommm!«
    »Jaaaaaa!!!«
    »Kommmm!«
    »Jaaaa, gleich, jaaaaa!!!!«
    »Kommmmm!!!«
    »Jaaa!!!«
    » Kommmmmm!!!!«
    »Jaa!!«
    » Kommmmmmm!!!!!«
    »Ja!«
    Das wird nichts mehr, dachte Plotek und zog sich an.
    Müde, verkatert und mit pochendem Kopfschmerz traf er als Letzter beim Frühstück ein. Die anderen hatten das Hotel bereits verlassen und waren mit Eduard von Alten auf einer Sightseeing-Tour durch Karlsbad. Noch mal Glück gehabt, dachte Plotek, als er den Frühstückssaal betrat. Nur Silke Klein saß noch beim Frühstück, wo jetzt klassische Musik dezent im Hintergrund klimperte – Chopin – , während die Serviermädchen, von denen jetzt sogar mehr im Saal waren als Gäste, dazu tanzten. Zumindest kam es Plotek mit zusammengekniffenen Augen so vor. Von der Decke guckten hingemalte Engel und Fabelwesen, Männer mit langen weißen Bärten und halb nackte Frauen, auf schwebenden Wolken sitzend, auf die Frühstückenden herunter. Plotek fühlte sich ertappt. Nicht nur von den mystischen Augen aus luftiger Höhe, sondern auch von den lebendigen der Frühstücksgäste, die ihn jetzt, auf dem Weg durch den Saal, feindselig taxierten. Die Einzige, die Plotek freundlich empfing, war Silke Klein.
    »Na, anstrengende Nacht, was?«
    Dafür, dass auch sie nicht allzu viel geschlafen haben konnte, klang sie überaus erfrischt. Zu erfrischt – für Plotek. Er konnte es nicht ausstehen, schon am frühen Morgen mit einer solchen Heiterkeit konfrontiert zu werden. Unverständlich brummte er vor sich hin.
    »Morgenmuffel«, kommentierte Agnes dieses Verhalten. Was nicht stimmte. Plotek war kein Morgenmuffel. Es war ihm nur unmöglich, sich kurz nach dem Aufstehen in Konversation zu üben. Plotek war kein Mann der großen Worte. Der kleinen auch nicht. Beim Frühstück schon gar nicht. Plappernde Umgebung regte ihn auf, ganz besonders am Morgen. Auch die ständig lächelnden Serviermädchen gingen ihm jetzt auf die Nerven. Bin ich der Einzige, der hier schlecht gelaunt ist?, dachte Plotek und stierte noch schlechter gelaunt vor sich hin. Silke Klein ließ sich von Ploteks schlechter Laune nicht beeindrucken und redete munter drauflos, erzählte, dass Frau von Ribbenhold und Kita Kubella beim Frühstück aneinander geraten waren.
    »Wegen irgendeiner Kleinigkeit. Ich glaube, die Ribbenhold wollte das Rührei, das Kita Kubella schon auf ihrem Teller hatte. Und noch ehe dieser Schleimer von Alten dazwischengehen konnte, schlug die Ribbenhold mit ihrem Stock auf Kita Kubella ein. Woraufhin Herwig Skolny die Ribbenhold am Kragen packte, ihr den Stock entriss, ›Das werden Sie mir büßen!‹ schrie und ihn in zwei gleich große Teile zerbrach.«
    Sie lächelte.
    »Es braut sich was zusammen, Plotek. Da gibt es viel zu tun für die Reisebegleitung.«
    Silke Klein lachte. Plotek streckte ihr die Zunge raus. Das

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